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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down
Autoren: David Ballantyne
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konnte, wankte ich auf ihn zu und stieß ihn in die Rippen. »Hast du denn nicht gesehen, dass ich fast erstickt wäre? Du bist manchmal ganz schön dösig, Kleiner. Ich hab mir das anders überlegt, ich will nicht, dass du die Pistole benutzt.«
    Er schob sich an mir vorbei und lief zum Ausgang der Höhle. »Dann erzähle ich Buster, dass du eine hast.« Er wollte schon losrennen.
    Ich rührte mich nicht. »Na und?«, sagte ich, »ich habe sie im Schlachtraum gefunden, also gehört sie mir. Was hat Buster damit zu tun?«
    »Kinder dürfen keine Pistolen haben«, sagte er. »Kannste Buster fragen.«
    Sollte er mir ruhig drohen, ich war schließlich stärker als er. »Ich erzähl’s ihm selbst, wenn er mich auf seiner Indian mitnimmt«, sagte ich. »Vielleicht lasse ich ihn mal schießen, er kann uns bestimmt Patronen besorgen.«
    »Nicht schlecht«, sagte er. »Wir können ja Schweine schießen.«
    »Gute Idee. Wir können sie hier drin braten. Vielleicht hat Buster ja in seinem Zimmer Munition versteckt, schau doch heute Abend mal nach, Dibs. Das macht bestimmt Spaß mit der Pistole.«
    Plötzlich stand Cal hinter Dibs und fragte: »Wieso krieg ich keine Zigarette?«
    »Weil du es Papa petzt«, sagte ich. »Was ist mit dem Schiff? Hast du schon was gesehen?«
    »Nein. Warum geht ihr nicht mal selbst? Warum muss ich eigentlich immer Ausschau halten?«
    »Das ist halt heute dein Job«, erklärte ich. »Wir haben selbst ja auch zu tun. Was ist mit Sam Phelps? Ist er am Hafen?«
    »Ja«, antwortete Cal.
    »Mit dem Pferd und der Lore?«, fragte ich.
    »Ja«, sagte er.
    »Na also«, sagte ich, »der weiß, dass die Cranwell bald kommt.«
    »Wenn sie am Kap vorbei ist, braucht sie noch eine Stunde«, sagte Cal, »das reicht auf jeden Fall, um noch eine zu rauchen. Komm, Harry, sei nicht so, ich erzähle Papa bestimmt nichts.«
    »Es geht ja nicht nur um das Schiff«, sagte ich. »Du sollst auch nach den kleinen Kellys Ausschau halten.« (Dibs hatte zwei Brüder und zwei Schwestern, alle jünger, ich erwähne sie nur einmal an dieser Stelle, aber Sie können davon ausgehen, dass die Bälger immer irgendwo herumschwirrten. Ich habe sie damals ignoriert und sehe keinen Grund, es jetzt anders zu machen.)
    »Hab ich nicht gesehen«, sagte Cal. Er hob die Kippe auf, die mir bei meinem Hustenanfall auf den Boden gefallen war. »Und wenn ich Papa doch erzähle, dass du geraucht hast? Dann bist du dran, bestimmt.«
    »Ah, noch jemand, der mich erpressen will!«, rief ich. »Na gut, kannst eine haben. Ich schau mal nach dem Schiff.«
    »Ich komm mit«, sagte Dibs.
    »Nein, du passt auf den Jungen hier auf«, sagte ich.
    Ich ließ sie stehen, kletterte den Hang hinauf und überblickte die Bucht. Die Emma Cranwell war nicht in Sicht. Das war mir egal, es war überhaupt nicht das Schiff, weswegen ich die Höhle verlassen hatte, nur wegen zwei kleinen Erpressern machte ich noch lange nicht den Ausguck. Aber in der Höhle war mir eingefallen, dass Susan Prosser immer gern zum Hafen ging, um der Emma Cranwell beim Anlegen zuzuschauen. Und ich dachte, falls sie früher kam als sonst, könnte ich runtergehen und mit ihr über den verrückten Wellensittich ihrer Mutter reden. Mrs Prosser wohnte zwar neben uns, aber wir sahen sie eigentlich nur, wenn sie aus dem Badezimmerfenster schaute. Das kam nur selten vor, doch noch seltener bekamen wir den Wellensittich zu Gesicht. Ich wusste eigentlich nur von dem Wellensittich, weil Susan mir von ihm erzählt hatte. Wenn man zu dem Wellensittich den Satz »Joey ist ein böser Junge« sagt, so hatte sie erzählt, dann antwortet er manchmal »Jesus ist ein böser Junge«. Und manchmal grübelt er und sagt nichts. Ich hatte Susan bestimmt eine Woche nicht gesehen, sie war schon wie ihre Mutter, sie ließ sich kaum noch blicken. Die Emma Cranwell , dachte ich, ist vielleicht ein willkommener Anlass für sie, mal aus dem Haus zu gehen. Aber danach sah es nicht aus. Nur Sam Phelps und Sydney Bridge Upside Down waren unten am Hafen.
    Zwanzig Minuten wollte ich Ausschau halten, genug Zeit für Cal, um seine Zigarette zu rauchen und zu kotzen.
    Stöhn, ächz, würg, dachte ich, mir fiel ein, was Papa beim Frühstück erzählt hatte, wie mir einmal schlecht geworden war auf der Emma Cranwell . Wir kamen aus dem Urlaub, meine Mutter, die die Stadt lieber mochte als mein Vater, wollte später mit dem kleinen Cal nachkommen. Papa dachte wohl, dass es ein Spaß wäre, das letzte Stück mit der Emma Cranwell zu
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