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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down
Autoren: David Ballantyne
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eine Menge Backsteine rübergeschleppt.
    Sonst rutschte ich nach den Steinen gern selbst runter, aber diesmal ließ ich es bleiben, ich hatte meine Turnschuhe nicht an, mit denen man so gut bremsen konnte. Eigentlich war ich nur da oben, weil ich auf dem Rückweg vom Cliff Cal getroffen hatte. Er sah traurig aus, weil er meinte, er hätte etwas verpasst, irgendeinen Spaß, den Dibs und ich gehabt hätten. Deshalb ließ ich mich auf seinen Vorschlag ein, Backsteine für die Höhle zu besorgen. Wir könnten sie ja neben der Ofenhütte liegen lassen, sagte ich, und am nächsten Tag zur Höhle bringen.
    Am riskantesten war es, von der oberen Etage in die darunterliegende zu gelangen. Eine Treppe gab es nicht mehr, man musste die schmalen Trittstellen in der Mauer nutzen. So schwierig war das gar nicht, aber es machte Spaß, so zu tun, als wäre es wahnsinnig gefährlich. Bevor ich abstieg, lief ich immer einige Male auf und ab wie ein Boxer vor dem großen Kampf, ich setzte eine finstere Miene auf und atmete mehrmals tief durch.
    Als ich gerade damit beschäftigt war, sah ich zufällig den weißen Lieferwagen vom Metzger im Fluss stehen. Wenn das Wasser niedrig stand, teilte sich der Fluss an der Furt in zwei Bäche, die durch eine schmale Kiesbank getrennt waren. Die meisten Autos und Transporter rasten einfach durch das Wasser und über den Kies. Nur hatte das bei Mr Wiggins heute offenbar nicht geklappt, sein Lieferwagen steckte in dem hinteren Bach fest, er schien in Schwierigkeiten zu sein.
    So sah es tatsächlich aus, denn Mr Wiggins kniete auf einer Matte und betrachtete den Motor. Das Wasser stand bis zu den Radnaben, freiwillig hatte er da bestimmt nicht angehalten.
    »Hey, Harry!«, rief Cal und kam aus dem Loch gekrabbelt, »ich hab’s wieder geschafft!«
    »Mr Wiggins hat ein Problem«, sagte ich.
    Das musste Cal sehen, er kam gleich rüber.
    »Das ist doch die flachere Stelle«, sagte ich, »bleiben Lieferwagen nicht meistens auf der anderen Seite stecken? Weißt du noch, als Mr Kelly festgesteckt hat? Da ist das Wasser schon in den Wagen gelaufen, als sie den Reo endlich rausgezogen haben. Mr Wiggins hat Glück gehabt, dass er nicht vorn eingesackt ist.«
    »Da ist jemand bei ihm«, sagte Cal.
    »Das ist Mrs Kelly«, sagte ich. Sie stand auf dem Trittbrett und starrte auf den Fluss.
    »Guck mal, Mr Wiggins zieht die Stiefel aus«, sagte Cal. »Da geht er jetzt wohl baden.«
    »Nein, er schafft es bestimmt zu Fuß zur Kiesbank.«
    Wir sahen, wie er ins Wasser stieg und zu Mrs Kelly ging.
    »Die kann er doch nicht schleppen, die ist viel zu schwer«, sagte Cal. »Der geht unter, und dann liegen sie beide im Wasser.«
    Tatsächlich war es eine wacklige Angelegenheit, aber es gelang Mr Wiggins, Mrs Kelly Huckepack zu nehmen und bis zur Kiesbank zu tragen. Er muss ziemlich stark sein, dachte ich, und mir fiel ein, dass er damals in der Fabrik gearbeitet hatte, er war einer der besonders starken Männer, die die Tiere mit dem Vorschlaghammer töteten.
    »Jetzt muss er noch den Wagen anschieben«, sagte ich.
    »Wo steckt eigentlich Dibs?«, fragte Cal.
    »Siehst du?«, sagte ich. »Er hat Mrs Kelly abgeladen, weil er den Wagen nicht schieben kann, wenn sie drin sitzt.«
    »Wo ist Dibs?«, fragte Cal.
    »Was weiß ich. Sieht nicht danach aus, dass Mr Wiggins es schafft.«
    »Ich frag mich halt, was mit Dibs passiert ist«, sagte Cal. Er sah gar nicht mehr hin, er ließ den Blick schweifen, über die Pferdekoppeln, über Strand und Dünen, er schien alles abzusuchen bis hinunter zur Mole und zum offenen Meer.
    »Mr Wiggins schafft es nicht allein«, sagte ich, »der Lieferwagen bewegt sich kein Stück. Komm, wir laufen runter und helfen ihm.«
    »Da ganz hinten, das ist Mr Phelps mit seinem Pferd«, sagte Cal. »Ich kann sie deutlich sehen, da am Wollschuppen, ich wette, Sydney Bridge Upside Down würde es schaffen, Mr Wiggins rauszuziehen.«
    »Nur würde Sam Phelps das niemals machen.«
    »Ich geh da jetzt hin«, sagte Cal.
    »Ich klettere zuerst runter und fang dich auf, wenn du abrutschst.«
    Ich war sehr schnell, kannte jeden Tritt, es war, als würde ich die Mauer hinabschlittern. Nur wenn es sehr windig war, war es manchmal gefährlich, dann wackelte die Mauer ein wenig, und ich verstand, was mein Vater meinte, wenn er sagte, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis ein Sturm die Ruinen flachlegen würde.
    »Also los!«, rief ich hinauf.
    Dafür, dass er die Rutsche wie ein Eichhörnchen
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