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SWEET & SEXY: Hände auf meiner Haut

SWEET & SEXY: Hände auf meiner Haut

Titel: SWEET & SEXY: Hände auf meiner Haut
Autoren: Katinka Dietz
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alle gegenseitig umsonst besorgen?“
    „Du willst also“, fragte sein Stellvertreter Jan gedehnt, „dass wir da mit einem dreiköpfigen Kamerateam auflaufen und voll auf den Spaß draufhalten? Das wird nicht klappen.“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
    „Nein. Ich will, dass da einer von euch mit versteckter Kamera reingeht.“
    Warum sah er mich dabei an?
    „Und lassen Sie die Buchhändlerinnenklamotten zu Hause, Eydschidschi. Zeigen Sie Haut, sonst kommen Sie da nie rein.“
    Nachmittags kam mein Chef in mein Büro und setzte sich auf meine Schreibtischkante, was ich hasste wie die Pest. Er wollte mir noch mal nachdrücklich deutlich machen, was er mir heute für eine Riesenchance geboten hatte. Ausgerechnet mir, dem Küken der Redaktion.
    „Vermassel es nicht, Eydschidschi.“
    Ich hatte mindestens ein Dutzend Fragen, aber er ließ mich auflaufen. Ich bekam keine weiteren Hinweise von ihm, keine professionellen Ratschläge, nicht mal eine Adresse.
    „Klar grisseln wir die Gesichter später weg, wir sind ja nicht dumm. Fang einfach die Atmosphäre ein und alles, was du an Nahaufnahmen kriegen kannst. Geh so dicht wie möglich ran. Schneiden können wir immer noch.“
    Wetten, der alte Lüstling würde sich höchstpersönlich neben den Cutter setzten und sich alles haarklein angucken?
    Ich wusste nicht, wie ich die Sache angehen sollte und gab offen zu, dass ich seine Hilfe brauchte.
    „Ach was, das machst du schon. Geh Samstag rein, da gehst du in der Menge unter. Eine Reportage machen wir später draus. Hör dich ein bisschen um, und improvisier ein wenig. Und mach dich vor allen Dingen locker.“
    Kurz vor Mitternacht, als ich mit viereckigen Augen und an Verzweiflung grenzender Geschäftigkeit an meinem Schreibtisch saß und vergeblich nach Hinweisen auf einschlägige Lokale googelte, streckte Ralph den Kopf herein. Ich hatte den ganzen Tag telefoniert, um herauszufinden, was dran war, an diesem Orgiending. Ich war auf zwei Personen gestoßen, die Insider zu sein schienen und bestätigt hatten, dass sich derartige Läden ausbreiteten. Aber irgendwie rückten sie nicht so recht mit der Sprache raus. Und mit Namen schon gar nicht. Vielleicht gingen sie selber hin und wollten nicht gestört werden? Ich hatte auch herausgefunden, dass Drehen mit versteckter Kamera im derart persönlichen Bereich im Sinne des Presserechts nicht koscher war. Um nicht zu sagen: Es war strafbar, was wir da vorhatten. Aber ich konnte und wollte es mir nicht leisten, die Reportage an einen Kollegen abzugeben. Bringen würden sie sie sowieso. Ich würde höllisch aufpassen müssen.
    „Würde es dem fleißigen Bienchen konvenieren, seine Recherche an einen anderen Ort zu verlegen? Ich bin versucht, den Kingkongklub vorzuschlagen.“
    Ich sah ihn verdattert an. Woher wusste Ralph, dass ich ihn insgeheim King Kong nannte? Wollte er mich jetzt in seine Höhle schleppen, oder was?
    „Brunnen-, Ecke Invalidenstraße. Kingkongklub, In the dark heart of Mitte. Nie zu Ohren gekommen?“
    Ich schüttelte den Kopf und lächelte gezwungen. Er wollte mit mir ausgehen!
    „Ich pflege blutsverwandte Kontakte, die dir in der prekären Angelegenheit weiterhelfen könnten. Es gibt wohl kaum jemanden, der sich in der Szene besser auskennt.“
    Ach so. Er wollte mir nur bei der Reportage helfen. Wie süß.
    „Ich soll das hier alles alleine machen. Dir hat er den Job ja nicht gegeben, also ...“
    „Verschwende keinerlei Gedanken daran. Ich bin ein hilfsbereiter Mensch. Und ein Mensch, der dringend ein Kaltgetränk braucht.“
    Ein überzeugendes Argument. Erleichtert fuhr ich meinen Computer herunter.
    Im Kingkongklub lernte ich Ralphs Schwester kennen. Luna, ein dünnes, stylishes Mädchen in Leggins und Longshirt. Sie war Mitte 20, bediente dort und sah aus wie Demi Moore auf Speed.
    „Willste die Zene hochjehn lassen?“, fragte sie mich grinsend und zündete sich eine neue Zigarette an der alten an. Ralph und ich hingen zusammen auf einem der Sofas ab und ließen uns die Drinks schmecken. Luna nahm sich kurz Zeit für uns.
    Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich schau mich da nur mal um.“
    „Von mir weeste nüscht.“
    Ich hob die Hand zum Schwur.
    Sie schrie gegen die Musik an, dass die meisten dieser Etablissements zu den angesagten Clubs in Mitte und Kreuzberg, im Prenzlberg und Friedrichshain gehörten. Die würden ihren Gästen gewisse Extravergnügungen anbieten –   bei gepfefferten Getränkepreisen. Sie erzählte,
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