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SWEET & SEXY: Hände auf meiner Haut

SWEET & SEXY: Hände auf meiner Haut

Titel: SWEET & SEXY: Hände auf meiner Haut
Autoren: Katinka Dietz
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aussah wie der Sohn meines Nachbarn, im Stehen Dinge miteinander, die mir bisher noch nicht einmal in den Sinn gekommen waren. Zwei Meter daneben sah ihnen ein älteres, sehr attraktives Paar zu und war dabei, sich knutschend an die Wäsche zu gehen. Ich blickte mich hektisch um und ging ein-, zweimal im Zimmer hin und her. Ich schätze, vor Nervosität habe ich kaum brauchbares Material gefilmt.
    Der zweite Raum schien das Mekka der Voyeure zu sein. Im Schwarzlicht leuchteten weiße Hemden, Drinks und Zähne. Soweit ich das beurteilen konnte, waren hinten an der Wand drei Leute zugange: zwei Männer und eine Frau. Sie taten es auf einer Chaiselongue. Das heißt: Dort taten sie was auch immer, ich konnte jedenfalls nur drei Köpfe und zwei gen Himmel gestreckte Beine sehen. Näher kam ich an das Geschehen nicht heran – zwischen mir und den Akteuren befand sich eine Wand Schaulustiger, die dem Treiben zusah.
    Ich bemühte mich, meine Atmung in den Griff zu bekommen und den Rücken durchzudrücken. Betont langsam und mit einer Miene, als hätte ich so etwas schon tausend Mal gesehen, schlängelte ich mich durch die schwitzenden Gäste und filmte die fast ausschließlich männlichen Zuschauer.
    Eigentlich war das ein cooler Job. Ich war jetzt eine Szene-Reporterin. Ich war eine verdammt taffe Bitch.
    „Na, nervös? Zum ersten Mal hier?“
    Meine mühsam aufgebaute Souveränität brach in sich zusammen, mein Mut sank in einen erbärmlich tiefen Keller. Vor mir stand ein ganz und gar nicht unattraktiver Mitvierziger mit kurz geschnittenen schwarzen Haaren, trainiertem Oberkörper und ebenmäßigen Gesichtszügen. Geradezu gemeißelt. Er trug Jeans, ein weißes Hemd und ein grandioses Lächeln. Ein Womanizer.
    Ich schüttelte den Kopf und deutete mit den Fingern eine drei an. Ich hatte so etwas schon tausend Mal gesehen.
    „Sie sind schön. Ich mag Ihren ... Hals. Hätten Sie Interesse?“
    Ich wich zurück. Ganz ruhig, Ava. Du gehst aufgedonnert in einen Sexclub und wirst von einem Mann angesprochen. Das ist irgendwie logisch, das ist normal. Ich war die Situation zwar in Gedanken x-Mal durchgegangen, konnte meine Rolle jetzt aber nicht gerade überzeugend spielen.
    Im nächsten Augenblick spürte ich seinen Griff an meinem linken Handgelenk und die andere Hand auf an meinem rechten Schulterblatt, als wollte er ein Tänzchen mit mir wagen. Stattdessen küsste er mich auf den Hals. Zart, nicht gierig. Seine Lippen glitten höher, fanden meine, schmeckten salzig, schmeckten ... köstlich. Er küsste mich fordernd, aber nicht draufgängerisch. Ich spürte seine Zunge, die Wärme seiner Brust und roch ... das Aftershave meines Exfreundes! Die Erinnerung brachte mich wieder zu mir. Ich wand mich unelegant aus seiner Umarmung und mogelte mich aus dem Raum. Für so was hatte ich jetzt echt keine Zeit. Obwohl ich durchaus versucht gewesen wäre ...
    In meiner Verwirrung lief ich den Gang hinunter, tiefer ins Gebäude, weg von der Bar, weg von dem geilen Trubel, hinein in einen Nebentrakt. Ich steuerte eine angelehnte Tür an und öffnete sie. Eine Treppe. Musik. Da oben war was los. Ich blickte über meine Schulter zurück, aber der Womanizer war mir nicht gefolgt. Der Gang lag leer hinter mir. Langsam ging ich die Stufen hinauf, der immer lauter werdenden Musik folgend.
    Ich entdeckte ein kleines Separee im ersten Stock des Nachtclubs. Schon auf der Türschwelle schlug mir eine Bullenhitze entgegen, mit ihr ein erregender Duft von frischem Schweiß und teurem Parfüm. Die Bässe dröhnten so laut, dass sie alles Stöhnen der fünf Menschen übertönten. Und es wurde gestöhnt. Das sah ich an dem weit geöffneten Mund von Eins und den lustvollen Lippen von Fünf. Ich hatte freie Sicht auf das Geschehen, die Kamera lief.
    ***
    Ich bin eine knallharte Reporterin und gehe da jetzt rein. Ich spüre, wie ein Schweißtropfen über meinen Rücken perlt und strecke den Kopf ins Separee hinein. Mein Körper folgt in Zeitlupe. Ich betrete den winzigen Raum, der mit den fünf Leuten so gut wie ausgefüllt ist. Ich muss aufhören, an dem Amulett herum zu fummeln. Ich muss aufhören, an den Kuss zu denken. Wenn ich tief einatme, rieche ich das vertraute Rasierwasser.
    Jetzt lächelt Fünf mich selig an, sie scheint völlig in dem Moment aufzugehen. Ich halte mich an ihren Augen fest, die sind schön, das ist gut – und obwohl es verdammt sexy aussieht, wie sie da steht und sich selbstvergessen streichelt, ganz ohne Eile, beruhigt mich
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