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SWEET & SEXY: Hände auf meiner Haut

SWEET & SEXY: Hände auf meiner Haut

Titel: SWEET & SEXY: Hände auf meiner Haut
Autoren: Katinka Dietz
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Freibeuter. Ein Musiker, ein Herumtreiber, ein Schwerenöter. Ein Gott im Bett. Ich fuhr zusammen, als er hochblickte – mir direkt in die Augen. Er musste gespürt haben, dass ich ihn beobachtete. Ich hatte ihn ja auch mit Blicken gelasert.
    Ich fühlte, dass meine Wangen glühten, und versuchte, gleichzeitig nach meiner Sonnenbrille im Haar, nach dem Reiseführer und der Kaffeetasse zu greifen, was spastisch ausgesehen haben muss. Dabei rutschte mir ein Spagettiträger meines Kleides von der Schulter. Ich streifte ihn nervös wieder hoch. Er grinste, ließ den Blick nach links oben schweifen, als betrachte er die Arkadentüren, die hinter meinem Rücken zur Lobby führten, und schrieb weiter. Tagebuch?
    Ziemlich hell für einen Kubaner. War bestimmt auch keiner – welcher Einheimische hätte sich schon einen Drink im Sevilla leisten können. Ich versuchte, mich auf den Text zur Historie des Gran Hotel zu konzentrieren, doch das Bild seiner Lachfältchen legte sich immer wieder über die Seiten. Josephine Baker, las ich, hatte in Havannas dekadenten Zeiten eine Show im Casino Roof Garden gehabt und Al Capone hatte mit seinen Mannen ein ganzes Stockwerk belegt. Die Liste der Stars, die im Hotel abgestiegen waren, las sich wie das Who is who der internationalen Highsociety des 20. Jahrhunderts. Ich versuchte, mich in diese Zeit zu versetzen, doch der tief schürfende Blick des Mannes am Nachbartisch hatte sich in meine Hirnrinde gebrannt. Ich stellte mir eine tropische Ballnacht vor und genau diesen Mann als Eintänzer, als Gigolo. Er trug einen Dandy-Anzug und sein Haar glänzte vor Pomade. Er grinste schmierig, drängte seinen Unterleib gegen die raschelnden Ballkleider reicher Gringo-Frauen, leckte ihnen die schweißnassen Dekolletees und ließ sich von ihnen aushalten.
    Es wurde Zeit, den Roof Garden zu besichtigen, denn ich war in einer Viertelstunde mit Jochen in der Hotelhalle verabredet. Beim Zahlen riskierte ich noch einen Blick, doch der Glutäugige war mit seinen Aufzeichnungen beschäftigt. Schade, ein feuriger Blick zum Abschied wäre nett gewesen.
    Ich fuhr mit dem Aufzug in die oberste Etage, bestaunte die gigantische Architektur, die Deckenmosaiken und das koloniale Mobiliar. Ich war ganz allein hier oben. Der Rumba-Sound aus dem Café beschallte auch das grandiose Dachgeschoss. Vor einem Spiegel löste ich mein Haar, das damals himbeerrot war, und wiegte lasziv meine Hüften im Takt, als ich an den Schwarz-Weiß-Fotografien aus vergangenen Tage vorbeischlenderte. Ich blieb an einem der geöffneten Fenster neben einem Klavier stehen, von wo aus ich einen schönen Einblick in die Gassen der Stadt hatte. Ich spürte einen Luftzug, bevor sich eine Hand auf meiner Schulter legte.
    Ich fuhr herum. Er hatte sich vollkommen lautlos herangepirscht. Er stand ganz dicht vor mir. Er hatte schwarze Augen. Er war so groß wie ich. Er roch nach Seife. Er hielt Block und Stift in der Hand. Er deutete damit auf meinen Reiseführer und redete mich in der Sprache des Klassenfeinds an:
    „La Habana kann man nicht begreifen. Man muss sie er fühlen . “
    Sein Englisch war flüssig, hatte aber eine südländische Einfärbung.
    „Aha …“, sagte ich und ließ versehentlich das Buch fallen.
    Ich wollte mich bücken, doch seine Hand, mehr noch sein Blick hielten mich fest. Er strich mit einer Geste, deren Zartheit bis heute ihresgleichen sucht, den linken Träger meines Kleides hoch, der bei der Drehung heruntergerutscht war. Seine Hand blieb einfach auf meiner Schulter liegen. Er käme aus La Palma, erzählte er, sein Großvater wäre auf Kuba gewesen, hätte sein Glück im Zuckerrohranbau gemacht und eine kubanische Frau mit nach Hause auf die Kanaren gebracht. Sein Name sei Rafael und er wäre seit sieben Wochen in Havanna.
    Ich wollte ihm ja auch gerne meinen Lebenslauf erzählen, doch der Blick auf seine Lippen machte mich stumm. Sinnlich und siegessicher kamen sie den meinen näher. Dabei ließ er sein Notizbuch fallen. Es klang wie ein Startschuss, als es auf den Boden klatschte. Er küsste mich. Erst sanft, dann fordernd. Er gab mir seine Zunge zu kosten, seinen Atem zu riechen und seine Lenden zu spüren. Alles war köstlich. Er strich sanft über meinen Hals, kitzelte mich im Nacken und fuhr mit den Fingern durch mein Haar. Dabei drückte er mich gegen das Fensterbrett und seinen Unterleib gegen meinen Schoß. Mein Körper wurde zu einer Gummipuppe in seinen Händen. Ich spürte seine drängende Härte
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