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SWEET & SEXY: Hände auf meiner Haut

SWEET & SEXY: Hände auf meiner Haut

Titel: SWEET & SEXY: Hände auf meiner Haut
Autoren: Katinka Dietz
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Liegestuhl auf dem Achterdeck lag er auf mir und stieß mich wie ein brünstiger andalusischer Stier, im Pool schwamm er mir wie ein Aal durch die Beine, in der Bord-Boutique vögelte er mich in der Umkleidekabine. Ich rannte dreimal am Tag auf die Toilette, um es mir selbst zu machen. Neunundsechzig, Soixante-neuf , dachte ich immerzu, sesenta y nueve . Das war doch kein Zufall, das mit der Zimmernummer! Er und ich malten mit unseren nackten Körpern Kringel auf das Hotelbett, er leckte mich, ich blies ihm einen, bis der Deckenventilator orgasmierte …
    In Yucatán brachte Jochen mich zum Lachen: Sein Dauerbeschuss mit Albernheiten zwischen Palmen und Inka-Tempeln wollte gar nicht aufhören. Er rückte mir nicht so sehr auf die Pelle, wie ich es befürchtet hatte. Das mag daran gelegen haben, dass er eine sonderbare Faszination für das Animationsprogramm entwickelte. Zwischen Mexiko und Jamaika machte er einen Gemüseschnitzkurs, und an einem Karaoke-Abend blamierte er sich bis auf die Knochen. Er tröstete sich und mich beim Cocktail-Wettsaufen. In Montego Bay prügelte er sich fast mit einem Rastaman, der mir zu nahe getreten war. Kurz vor der Isla de la Juventud überredete ich ihn zu einem Salsa-Tanzkurs. Auf Stevensons „Schatzinsel“ malte er Herzen in den Sandstrand und machte mir eine große Liebeserklärung. Die Küsse waren vertraut, die Stimmung harmonisch und bei all den üppigen Speisen an Bord war die Hausmannskost im Bett gar nicht mal so übel. Auf dem Weg zu den Cayman-Inseln pflegte Jochen mich aufopfernd, als ich wegen Montezumas Rache in der Kajüte bleiben musste. In Georgetown kaufte er die Schmuckläden der britischen Kolonialmacht leer. Dort hoben wir weitere Schätze, tauchten mit Riesenschildkröten. In einer sternenklaren Karibiknacht steckte Jochen mir einen Ring an den Finger und stellte die Frage aller Fragen. Ich erbat ein paar Tage Bedenkzeit.
    Als wir wieder Kurs auf Kuba nahmen, dachte ich über Dinge wie Alltagstauglichkeit und Kinderkriegen nach. Ich ließ all die Gefühlsmassaker mit den unabhängigen Individualisten Revue passieren. Was war bloß in mich gefahren? Allein wie dieser Hemingway für Arme nach dem Film gefragt hatte! Er pirschte sich bestimmt zweimal pro Woche an Touristinnen heran und machte einen auf Latino-Poet. Peinlich, ich war auf die billigste Anmache hereingefallen. Ich beschloss, den Vorfall unter aufregende Phantasien zu verbuchen, und hakte den Klischee-Knaben ab. Sollte er doch in seiner Nummer 69 auf mich warten, bis er Patina ansetzte!
    „Ja“, sagte ich, die ich ein Abendkleid und Stöckelschuhe trug, spät nachts während der Abschiedsgala an Bord. „Ja, warum nicht.“
    Viva la revolución! Für die Nacht vor dem Abflug hatten wir ein Zimmer im Hotelhochhaus Habana Libre gebucht – genau unter Fidels ehemaligem Führerhauptquartier. Ich schaute vom Balkon aus über die Stadt und hielt es kaum mehr aus: nichts wie runter an die berühmte Hafenmauer, den Malecón! Doch Jochen hatte Hunger. Als wir auf der Suche nach einem Restaurant durch die Altstadt liefen, schleppte uns ein Zehnjähriger zu sich ins heimische Wohnzimmer. Dort aßen wir für viel zu viele US-Dollar. Als wir aus dem Haus kamen, war es stockdunkel. Jetzt war alles Musik. Hinter jeder Häuserecke, aus jeder Bar, von jedem Platz schallte Karibik-Sound. Die Menschen wiegten sich und tanzten vor den Combos in den Straßen – allein oder zu zweit, Salsa, Merengue oder Mambo. Mein Bräutigam hatte keine Lust zu tanzen. Dafür blieb er vor allen Straßenkreuzern stehen und glotzte jeder Karibikschönheit auf Arsch und Titten. „Ja“, sagte Jochen, „Kuba hat schon was.“
    Ich muss zugeben, dass es tatsächlich herrliche Hinterteile waren: Sie schlenderten vor uns durch die verfallenen Gassen, quollen aus Satin-Minis oder Stretch-Shorts, wippten und wackelten. Auch wenn sie auf die Größe von Heißluftballons angeschwollen waren, wurden sie mit Stolz und Selbstbewusstsein zur Schau getragen. Ich ärgerte mich, dass ich eine dreiviertellange Hose und ein T-Shirt anhatte. Es war drückend heiß und ich hätte auch gerne etwas mehr Haut gezeigt. Ich überlegte, ob mein BH darunter vorzeigbar war. Er war blutrot und konnte als Bikini-Oberteil durchgehen, aber ich traute mich nicht. In der Bodeguita del Medio wurde mein Zukünftiger von einem heftigen Anfall der Sorte „Ich bin nur noch kurze Zeit Junggeselle“ befallen. Er machte dem ollen Hemingway Konkurrenz und kippte drei
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