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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege
Autoren: Helen D. Boylston
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er stehenblieb. Das Unglück hatte sie einander nähergebracht - wenigstens für eine Weile.
    Als er zurückkam, sagte Martha Edgett: »Herr Todd, es ist besser, Sie bleiben nachts bei uns. Wir werden Sie vielleicht brauchen.«
    Herr Todd errötete vor Freude. Als er Susys beobachtenden Blick auffing, meinte er verlegen: »Frau Edgett ist eine prachtvolle Frau. Sie weiß, was sie will.«
    »Ja, sie ist wunderbar«, sagte Susy warm. Im stillen dachte sie verwundert: »Es gefällt ihm, von ihr angestellt zu werden. Wer hätte das gedacht!«
    Langsam wurde es in der Kirche still. Bill holte eine Trittleiter aus dem Keller und schraubte zwei Lampen des Kronleuchters ab, die als Nachtbeleuchtung dienen konnten. Die anderen machte er aus. »Ihr solltet auch ein wenig schlafen«, sagte er zu Susy und Kit, während er wieder hinunterstieg.
    »Unmöglich!« sagte Kit. »Du kannst nicht überall zur gleichen Zeit sein. Was soll werden, wenn es Tom Ventress plötzlich einfällt, aufzustehen und umherzuwandeln, während die alte Frau Schendler im selben Moment einen Herzanfall bekommt? Susy muß sich hinlegen. Sie hat einen schweren Tag hinter sich.«
    Susy wollte nichts davon wissen, ließ sich schließlich aber überreden und legte sich auf eine Bank. Obwohl sie es nicht für möglich gehalten hatte, schlief sie trotz des harten Lagers sofort ein. Maxi lag wie ein Ball zusammengerollt zu ihren Füßen.
    Um zwei Uhr weckte Bill sie, weil sie ihn darum gebeten hatte. »Liebes, es ist Zeit aufzustehen - wenn du durchaus willst.«
    Sie richtete sich schlaftrunken auf. »Was ist los?«
    »Es ist zwei Uhr. Ich hab dir eine Tasse Kaffee mitgebracht.« Er hielt ihr die Tasse an den Mund, als wäre sie ein kleines Kind. Dankbar spürte sie, wie das heiße Getränk sie belebte. »Jetzt bin ich ganz munter«, sagte sie aufstehend. »Hat sich irgend etwas ereignet?«
    »Nein, alles ist ruhig. Die Leute sind körperlich und seelisch erschöpft.« Er hielt ihr die Tür der Kirchenbank offen, und sie trat heraus. Maxi trabte mit schwingenden Ohren hinter ihr her.
    »Ich werde mich zu Frau Ventress setzen«, sagte Bill. »Tom kommt langsam zu sich, phantasiert aber ein bißchen.«
    »Gut.«
    Susy und Kit wechselten flüsternd ein paar Worte miteinander. Darauf verschwand Kit in einem Kirchenstuhl. Susy ging langsam durch die Gänge. Alles war in Ordnung. Sie brauchte nur auf die Verwundeten achtzugeben. Wo mochte Marianna geblieben sein? Waren sie wirklich erst heute morgen zu den Pows gefahren? Susy war, als seien inzwischen Jahre vergangen. Plötzlich merkte sie, daß sie noch immer sehr müde war. Langsam ging sie zur Kanzel und setzte sich auf die Stufen. Von hier aus konnte sie die ganze Kirche überschauen. Maxi kletterte zu ihr hinauf und setzte sich neben sie. Das Atmen vieler Menschen erfüllte den dämmrigen Raum. Hin und wieder stieß ein Knie oder ein Ellenbogen gegen eine Wand, oder ein Kind wimmerte im Schlaf und wurde mit leisen Worten von der Mutter beruhigt. Es regnete nicht mehr. Jemand hatte gesagt, das Wasser werde innerhalb einer Woche zurückfluten - vielleicht sogar noch schneller. Am anderen Ende des Tals befand sich ein guter Abfluß. Dann würden auch die Straßen wieder befahrbar sein. Nachdem das Wasser sich verlaufen hatte, würde es die wichtigste Aufgabe sein, eine Epidemie zu verhüten. Die Brunnen waren verunreinigt; die Leute mußten das Wasser mit Chlor reinigen, bevor sie es benutzten. Sie mußten Kartoffeln und Äpfel vor dem Genuß in Chlorwasser waschen. Man mußte ihnen einschärfen, Wände und Fußböden mit gechlortem Wasser abzuwaschen. Aber würden sie es auch tun? Ja, gewiß würden sie es tun. Sie hatten bereits eine Epidemie durchgemacht und würden darauf hören, was Bill und Lot Phinney ihnen sagten.
    Aus einem Seitengang tauchte mager und ruhelos Martha Edgett auf. »Ich will mich ein bißchen zu Ihnen setzen«, flüsterte sie.
    Einen Augenblick später erhob sich eine dunkle massige Gestalt aus einem Kirchenstuhl und kam leise auf die Kanzel zu. »Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten?« fragte Herr Todd.
    »Gewiß«, sagte Martha, und Susys feine Ohren vernahmen einen weichen Ton in der gewöhnlich recht scharfen Stimme.
    Elias ließ sich ächzend auf der untersten Stufe nieder und kraulte Maxi hinterm Ohr. Eine Weile sagte keiner ein Wort. Susys Kleid, das fleckig und verknüllt war, bildete einen blauen Farbklecks auf den mit einem Teppich bedeckten Stufen. Martha Edgetts schwarzes Wollkleid
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