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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege
Autoren: Helen D. Boylston
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hinuntergegangen?«
    »So kann man es eigentlich nicht nennen. Ich segelte wie ein Segelflugzeug mit dem Wind, aber nicht etwa langsam, sondern in rasender Fahrt.« Freddie lachte. »Keine schlechte Übung für die Fliegerschule!«
    Marianna drehte sich zu ihm um. »Willst du denn Flieger werden?« fragte sie lebhaft.
    »Sicher!« Freddie sah sie abweisend an, und sie wandte sich wieder um.
    Susy lenkte das Auto auf einen freien Platz zwischen den langen Wagenreihen hinter der Kirche. »Seht doch nur!« rief sie. »Die Leute haben ihre Katzen und Hunde mitgebracht und in ihren Wagen gelassen.«
    »Jemine!« rief Marianna. »Wie drollig all die kleinen Gesichter durch die Fenster gucken!«
    Susy stellte den Motor ab. »Los, Kinder, steigt aus! Laß Maxi im Wagen, Marianna. Drinnen wäre er nur im Wege.«
    Sie stiegen aus und rannten durch den strömenden Regen über den Friedhof zur rückwärtigen Kirchentür. Sogar in dieser geschützten Ecke blies der Sturm so stark, daß sie Mühe hatten, sich auf den
    Beinen zu halten. Als Susy die Tür öffnete, schlug ihnen Stimmengewirr und eine Welle warmer Luft entgegen. Es roch nach Suppe, nassen Kleidern und staubigen Kirchenstühlen. Freddies Mutter kam mit großen erschrockenen Augen auf ihn zu und legte ihre zitternde Hand auf seinen Arm. »Man sollte dich verhauen - so groß wie du bist«, stammelte sie.
    »Nun, nun, Mama«, murmelte er sanft. Marianna lachte spöttisch. Er warf ihr einen wütenden Blick zu, und sie drehte ihm den Rücken. Alle Kirchenstühle waren dicht besetzt. Die Köpfe der Sitzenden bewegten sich hin und her; Gestalten in feuchten Kleidern standen in Gruppen beieinander und unterhielten sich leise; Kinder liefen durch die Gänge. In einer Ecke lag ein Berg Wolldecken, in einer anderen stand ein Petroleumofen, halb verdeckt durch Anne und Martha Edgett, die davor hantierten. Elias Todd hob keuchend einen schweren Wasserkessel hinauf. Sein Gesicht war gerötet; das Halstuch hatte er abgenommen.
    »Da kommt sie!« rief Ira Prouty, der auf den Kanzelstufen saß. Wie von einer Schnur gezogen wandten sich alle Köpfe zur Tür. Freudige Rufe wurden laut. »Fräulein Barden ist da! Freddie Bowker ist zurück! Hallo, Fräulein Barden! Wissen Sie auch, daß Sie die letzte sind?« Das helle Licht des großen, mit Petroleum gespeisten Kronleuchters schien auf lächelnde Gesichter. Die verloren geglaubte Gemeindeschwester wurde von allen Versammelten mit Jubel begrüßt. Susy lachte, winkte und nickte, doch ihre Augen durchsuchten den Raum nach Bills dunklem Kopf und seinem schmalen, lieben Gesicht. Sie konnte Bill nirgends sehen. Die Riesenhand des Sturms läutete die Kirchenglocke über ihrem Kopf.
    »Susy!« Das war Kits Stimme. Sie stand in der Tür zur Vorhalle und winkte.
    Susy wurde immer wieder aufgehalten und kam nur langsam vorwärts. Jeder wollte ihr sagen, wie er sich um sie gesorgt hatte und wie froh er war, sie in Sicherheit zu wissen. Fast alle Leute waren durchnäßt, und viele hatten sich verletzt. Aber für ein paar Augenblicke vergaßen sie ihr Elend, denn sie hatten Susy schon fast verloren gegeben.
    »Ich wußte nicht einmal, daß es ein Wirbelsturm ist, und hatte deshalb auch gar keine Angst«, sagte sie lächelnd. Sie schüttelten verwundert die Köpfe und vergaßen ganz, daß auch sie erst durch das Wort »Wirbelsturm«, das sie am Radio gehört hatten, in Angst geraten waren.
    Endlich hatte Susy die Tür erreicht, und Kit zog sie in die Vorhalle. Dort stand ein langer Tisch, auf dem Verbandzeug, Schienen, Salben und Antiseptika ausgebreitet waren.
    »Beruhige dich, Bill ist nichts passiert«, sagte Kit schnell. »Er ist vor ein paar Minuten mit Lot Phinney zu Smalleys Scheune gegangen, um zu sehen, ob die Männer es dort auch trocken haben. Dann wollte er ins Tal hinuntergehen, um auf dich zu warten, falls du — Um Himmels willen, Susy, wasch dir das Gesicht! Du siehst aus, als hättest du mit der Nase im Dreck gewühlt.« Für einen Augenblick legte sie ihren Arm leicht um Susys Schultern.
    »Was gibt es hier zu tun, Kit?«
    »Eine Menge! Niemand ist ernstlich zu Schaden gekommen, aber viele sind durch herabstürzende Dachziegel, Steine und Äste verletzt. Wir haben eine gebrochene Hand und drei Kopfverletzungen. Zwei Leute, die noch einmal in ihr Haus zurückstürzten, um etwas zu retten, haben sich die Knöchel verstaucht, und einer hat sich das Schlüsselbein gebrochen, als der Sturm ihn gegen einen Telegrafenmast schleuderte. Am
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