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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege
Autoren: Helen D. Boylston
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schlimmsten hat es Tom Ventress getroffen. Ihm ist am Damm ein Stein auf den Kopf gefallen. Er liegt bewußtlos im vordersten Kirchenstuhl.«
    »Schädelbruch?«
    »Nein, er ist nur betäubt. Bill meinte, wir sollten den Tisch hier aufstellen und die Verletzten verbinden. Ich wollte gerade damit anfangen.«
    »Ach, Kit, was für ein Unglück! Wann wollen die Männer die Schleuse öffnen?«
    »Ich weiß nicht - wahrscheinlich erst, wenn es nicht mehr anders geht. Gott sei Dank sind alle Menschen in Sicherheit. Ach, da kommt Bill!«
    Er war leise in die Kirche getreten und beugte sich über die Bank, auf der Tom Ventress lag. Susy machte unwillkürlich einen Schritt zu ihm hin, blieb jedoch auf der Türschwelle stehen. Ihr Haar stand wie eine Flamme gegen die weiße Wand hinter ihr. Als Bill aufsah, trafen sich ihre Augen in einem langen Blick. Er hob die Hand zum Gruß, und sie lächelte ihm zu. Das war alles, aber dieser Blick erfüllte Susy mit einem Gefühl wohltuender Geborgenheit und gab ihr Kraft für die folgenden schweren Stunden.
    Sie machten sich sofort an die Arbeit. Kit brachte die Verwundeten in die hinteren Kirchenstühle und ließ sie dann zu zweien in die Vorhalle kommen. Bill untersuchte sie und gab kurze Anweisungen, die von den beiden Mädchen ausgeführt wurden. Marianna bekam eine Whiskyflasche und einen Becher in die Hand gedrückt und schenkte erschöpften oder besonders durchnäßten Patienten auf Bills Anordnung einen Belebungstrunk ein. Freddie stand an der Tür und sah wie gebannt zu. Bill gab ihm den Auftrag, den Verbundenen Plätze auf beiden Seiten des Mittelganges anzuweisen, wo sie leicht zu erreichen waren. Er sollte Mäntel zu Kissen zusammenfalten und durchnäßte Personen in Wolldecken wickeln. Anne und Martha Edgett füllten unterdessen dicke weiße Tassen mit heißer Suppe und ließen sie von Elias Todd verteilen, der der einzige Mensch in der Kirche zu sein schien, der noch trockene Kleider am Leibe hatte.
    Er war offenbar etwas erstaunt, sich plötzlich in der Rolle eines Kellners zu sehen, aber Martha Edgett ließ ihm keine Zeit zum Nachdenken. »Wir sind hier fast die einzigen, denen nichts fehlt«, sagte sie energisch. »Deshalb müssen wir uns um die anderen kümmern. Hier, nehmen Sie die beiden Tassen! Beeilen Sie sich! Und daß Sie nichts verschütten!« Martha war ganz in ihrem Element.
    Als der letzte Verwundete aus der Vorhalle kam, bemerkte Lot Phinney, daß der Sturm aufgehört hatte.
    »Er wird wieder beginnen, und zwar von der anderen Seite, sobald das tote Zentrum des Wirbels vorüber ist«, sagte Bill. »Dann werden wir ihn hier noch schlimmer spüren als vorher.« Er ging zur Tür. »Freddie! Bring den Tieren in den Wagen etwas zu trinken.«
    »Ja, gewiß!«
    »Und behalt die hintere Tür im Auge. Paß gut auf, daß kein Kind hinausläuft.«
    »Ja, gewiß!«
    Susy fand kaum Gelegenheit, mit Bill zu sprechen. Sie erzählte ihm von dem Kind der Pows. Dann sprachen sie von den Tieren, die draußen im Freien waren. Bill sagte ihr, daß man Kühe, Pferde und Schweine bergauf getrieben und sich selbst überlassen hatte. Ihnen würde nichts geschehen, falls sie nicht ins Tal zurückgingen.
    »Sollen die Tiere in den Wagen nichts zu fressen bekommen?« fragte Susy.
    »Heute geht es leider noch nicht. Hier in der Kirche sind hundertachtzig Personen versammelt, die ernährt werden müssen. Ich habe bisher noch keine Zeit gehabt, die vorhandenen Vorräte zu schätzen und einen Verteilungsplan zu machen. Auch weiß ich nicht, ob wir morgen schon heraus können - obwohl ich es annehmen möchte. Sobald es möglich ist, sollen sich alle, die zu Fuß gehen können, zu den umliegenden Farmen begeben. Aber die Alten und Verwundeten werden hierbleiben müssen, bis die Straßen befahrbar sind. Ich möchte daher nicht zu verschwenderisch mit den Vorräten umgehen.
    Die Tiere haben ja Wasser bekommen, und morgen können wir sie herauslassen.«
    Die unheilvolle Stille draußen hielt weiter an. Nur der Regen rauschte leise. Es war wärmer geworden, stellte Susy fest, als sie vor die Tür trat, um etwas frische Luft zu schöpfen. Auf der untersten Stufe der Vortreppe stand Ira Prouty. Er war noch ein wenig blaß von der Operation. Leicht vornübergebeugt, spähte er gespannt ins Tal hinunter; ihre Schritte hatte er nicht gehört. Plötzlich fuhr er erregt herum. »He, es kommt!« schrie er in die Kirche hinein. Innen entstand eiliges Getrappel. Die Leute liefen zur Tür und drängten
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