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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege
Autoren: Helen D. Boylston
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Anlegen eines Gipsverbandes aushalten. Vorläufig konnte man ihm nur ein warmes trockenes Lager verschaffen, einen Notverband machen und dafür sorgen, daß er Ruhe hatte.
    »Whisky, Marianna!« rief Bill. Marianna sprang fort und kehrte mit dem gefüllten Becher zurück. »So, mein Junge, nun trink!«
    Georg setzte die farblosen Lippen an den Rand des Bechers und trank in kleinen Schlucken. Als ein wenig Farbe in sein Gesicht zurückkehrte, fragte Bill kurz: »Fertig?«
    Georg nickte. Anne kniete mit den zusammengelegten Decken neben Bill. Auf der anderen Seite hob Susy den Mantel, auf dem der Verwundete lag, ein wenig an. »Schieb das zusammengerollte Ende der Decken unter ihn, wenn er auf der Seite liegt, Anne. Los!« Langsam hob er den Mantel in die Höhe, bis Georg auf die Seite rollte.
    »Schere, Kit!«
    Mit geschickten Bewegungen schnitt er Georgs Jacke und Hemd auf. Und während Kit den Verwundeten mit Decken stützte, beklebte er den verfärbten Rücken mit sauberem Heftpflaster. Dann rollte er den Mantel lose zusammen, breitete die Decken aus und drehte Georg wieder auf den Rücken. Er lag jetzt auf den warmen trockenen Decken, deren eingerolltes Ende sich auf Susys Seite befand. Behutsam zog sie den Mantel fort und strich die Decken glatt.
    Bill richtete sich auf. »Nun noch ein paar Kissen und viele angewärmte Decken! Und dann wollen wir alle entbehrlichen Mäntel um ihn herumlegen, damit er keinen Zug bekommt.«
    »Donnerwetter!« stieß Ira Prouty hervor. Elias Todd räusperte sich und sagte: »Sehr bemerkenswert! Sehr klug!«
    Susy und Kit wechselten belustigte Blicke. Bills größte Chirurgenkunststücke wären von diesen Zuschauern niemals richtig gewürdigt worden. Aber die einfache Methode, Georg auf die Decken umzubetten, erschien ihnen wunderbar, obwohl sie von jeder ausgebildeten Krankenschwester angewendet wird, die das Laken eines hilflosen Patienten auswechselt.
    Bill sah die beiden Männer an. »Was macht ihr eigentlich hier?«
    »Die gesunden Männer sind versorgt«, sagte Ira. »Sie haben sich in Decken gewickelt und hocken wie ein Haufen Krähen umher.«
    Nun kam die gebrochene Schulter dran. »Keine Betäubung, Doktor!« sagte Ezra, der sich von einem Kreis von Zuschauern beobachtet fühlte, unter denen sich auch seine junge Frau befand. »Ich halte es so aus.«
    Bill nickte nur. Er fühlte mit der linken Hand nach dem Bruch und hob mit der rechten langsam Ezras Arm hoch, bis der gebrochene Knochen sich zusammenfügte. Dann wurde der Arm geschient und verbunden, damit er in derselben Lage blieb. Es war nur ein Notverband, aber vorläufig genügte er.
    Ezra hielt den Schmerz aus, ohne ein Wort zu sagen. Nachdem man ihn in einem Kirchenstuhl neben Tom Ventress untergebracht hatte, bewirteten Anne und Martha Edgett die Neuangekommenen mit heißer Suppe. Die Männer tranken gierig und erzählten dabei ihre Erlebnisse.
    Sie waren ohne Schwierigkeiten vom Damm fortgekommen und klommen gerade die Straße zur Kirche hinauf, als der Wirbelsturm von neuem einsetzte, Bäume und Steine durch die Luft wirbelte und die Männer flach auf die Straße drückte. Sie hatten sich mühsam durch Dunkelheit und strömenden Regen fortgeschleppt, waren aber nur sehr langsam vorangekommen. Dann wurden Ed, Ezra und Georg von dem Baum getroffen. Der Unfall hielt sie sehr lange auf. Sie bauten provisorische Tragen und konnten mit ihren verwundeten Kameraden den Weg erst fortsetzen, nachdem der Sturm sich gelegt hatte. Alle fünfzehn Minuten hatten sie sich beim Tragen abgelöst.
    »Warum habt ihr nicht jemand vorausgeschickt, um Hilfe zu holen?« fragte Susy.
    »Es erschien uns besser, zusammenzubleiben und uns gegenseitig zu helfen. Manchmal kamen wir auf der schlüpfrigen Straße kaum vorwärts.«
    Sie hatten gehandelt, wie es ihnen am vernünftigsten schien. Es wäre sinnlos gewesen, ihnen hinterher noch Vorwürfe zu machen. »Na ja«, sagte Bill nur.
    »Sollen sich die Leute nicht schlafen legen?« fragte Martha Edgett.
    »Ja. Sorgen Sie bitte dafür, daß die Männer, die in Smalleys Scheune schlafen sollen, die Kirche verlassen, damit es hier ruhiger wird.«
    »Gut, ich werd’s ihnen sagen. Herr Todd, verteilen Sie Ihre Decken an die Leute, die hier schlafen.«
    »Gewiß, Frau Edgett.«
    »Geben Sie jedem eine Decke.«
    »Jedem eine. Gewiß!«
    Er belud sich mit einem Haufen Decken und ging eilig davon. Su- sy sah ihm nach. Sie bemerkte, daß die Leute freundlich und kameradschaftlich mit ihm sprachen, wenn
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