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Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache

Titel: Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache
Autoren: Meg Cabot
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und Nancy ihn geschleift hatten, in der Hoffnung, sie könnten ihn von seinen Wahnvorstellungen heilen.
    Der Kleine war echt arm dran. Er hatte einfach nur noch nicht erkannt, dass solche Leute wie er und ich … na ja, dass wir nicht darüber reden dürfen.
    Ich seufzte. Oh Mann, wäre es wirklich zu viel verlangt gewesen, dass mir einfach nur ein normaler Sommer vergönnt wäre? Ich meine, ein Sommer ohne irgendwelche übernatürlichen Vorkommnisse.
    Aber so einen Sommer hat es in meinem Leben noch nie gegeben. Wieso sollte sich mein sechzehnter Sommer also anders gestalten als sonst?
    Ich legte eine Hand auf Jacks knochige, zitternde Schulter.
    »Jack«, sagte ich. »Du hast gerade den Gärtner gesehen, stimmt’s? Den mit der Heckenschere?«
    Jack hob das tränenverschmierte Gesicht aus dem Handtuch und starrte mich verblüfft an.
    »Du … du hast ihn auch gesehen?«
    »Ja«, sagte ich. »Das war Jorge. Er hat früher hier gearbeitet. Bis er vor ein paar Tagen an Herzversagen gestorben ist.«

    »Aber wieso …« Jack schüttelte langsam den Kopf. »Ich meine, er … er ist ein Geist.«
    »Ich weiß«, entgegnete ich. »Wahrscheinlich möchte er uns um einen Gefallen bitten. Er ist ziemlich plötzlich abgetreten, und vermutlich gibt es da noch etwas, na ja, was er nicht mehr erledigen konnte oder so. Er ist zu uns gekommen, weil er unsere Hilfe braucht.«
    »Das …« Jacks Augen waren groß wie Tellerminen. »Deswegen kommen sie zu mir? Weil sie Hilfe brauchen?«
    »Na klar«, antwortete ich. »Was sollen sie denn sonst wollen?«
    »Keine Ahnung.« Jacks Unterlippen zitterte. »Mich umbringen oder so.«
    Da musste ich unwillkürlich lächeln. »Aber nicht doch. Die wollen dich nicht umbringen.« Noch nicht, fügte ich in Gedanken hinzu. Der Junge war noch zu klein, um die mordwütigen Geister zu Besuch zu haben, die ich manchmal kennenlerne. »Sie kommen zu dir, weil du ein Mittler bist, wie ich.«
    Tränen glitzerten auf Jacks langen Wimpern. »Ein … ein was?«
    Oh Mann , dachte ich. Wieso immer ich? Ich meine, ist mein Leben nicht schon kompliziert genug? Muss ich jetzt auch noch für diesen Mini-Anakin Skywalker den Obi Wan Kenobi spielen? Das ist einfach nicht fair! Wann bekomme ich endlich die Chance, ein ganz normaler Teenager zu sein und ganz normale Teenager-Sachen zu machen, zum Beispiel auf Partys gehen und am Strand abhängen und … was noch?

    Ach ja, Dates haben. Ein Date mit dem Typen, auf den ich abfahre, wäre besonders nett.
    Aber kriege ich etwa Dates? Oh nein, ich bekomme stattdessen das hier:
    Geister. Meistens solche, die Hilfe beim Aufräumen des Durcheinanders brauchen, das sie zu Lebzeiten hinterlassen haben. Aber manchmal auch Geister, deren größtes Vergnügen es ist, im Leben ihrer Hinterbliebenen noch mehr Durcheinander zu verursachen. Und in meinem.
    Steht mir etwa »Mädchen für alles»auf der Stirn geschrieben? Wieso bin ich immer diejenige, die den Dreck wegräumen muss, den andere zurücklassen?
    Weil ich das Pech habe, als Mittlerin geboren worden zu sein.
    Und offenbar bin ich für den Job um Längen besser geeignet als der arme Jack. Ich meine, ich habe meinen ersten Geist gesehen, als ich zwei war, und meine Reaktion war definitiv nicht Angst gewesen, ehrlich. Nicht dass ich im zarten Alter von zwei Jahren in der Lage gewesen wäre, jeder armen Seele zu helfen, die auf mich zugekommen ist. Aber ich bin auch nicht kreischend weggelaufen.
    Erst später, mit sechs Jahren, als mein Dad starb, mich aufsuchte und mir alles erklärte, habe ich so richtig verstanden, was ich bin und warum ich Tote sehen kann - anders als andere, zum Beispiel als meine Mutter.
    Aber was ich seit frühester Kindheit instinktiv weiß: Mit Leuten, die keine Toten sehen können, über diese Fähigkeit zu sprechen, ist keine gute Idee. Jedenfalls
nicht, wenn man nicht im neunten Stock im Bellevue enden will, wohin alle Durchgeknallten New Yorks gesteckt werden.
    Jack hingegen schien diesen Selbstschutz-Instinkt nicht zu besitzen, der mir offenbar in die Wiege gelegt worden war. Immer wieder hatte er jedem, der bereit war zuzuhören, von seinem Geheimnis erzählt, mit dem Ergebnis, dass seine armen Eltern mittlerweile nichts mehr mit ihm zu tun haben wollten. Und Gleichaltrige gingen bestimmt davon aus, dass er sich nur Lügengeschichten ausdachte, um Aufmerksamkeit zu erregen, und wollten deswegen genauso nichts mehr mit ihm zu tun haben. In gewisser Weise hatte sich dieser kleine Mann sein ganzes
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