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Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache

Titel: Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache
Autoren: Meg Cabot
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Rick und Nancy würden bestimmt keinen Finger rühren, um diesem Missstand abzuhelfen. Also lag es wohl an mir, zu verhindern, dass Jack Slater zum menschlichen Punchingball seiner Schule wurde.

    Keine Ahnung, warum ich mich da überhaupt so reinhängte. Vielleicht weil mich Jack auf seltsame Weise an Schweinchen Schlau erinnerte, meinen jüngsten Stiefbruder, der gerade im Computer-Feriencamp weilte. Obwohl ein Streber vom Scheitel bis zur Sohle, ist Schweinchen Schlau mir einer der liebsten Menschen überhaupt. Ich versuche sogar, ihn bei seinem echten Namen - David - zu nennen, zumindest wenn ich ihm direkt gegenüberstehe.
    Aber Schweinchen Schlau kommt deswegen mit seinen Schrulligkeiten durch, weil er ein fotografisches Gedächtnis besitzt und beinahe so schnell Informationen ausspucken kann wie ein Computer. Jack hingegen hatte, sofern ich es sehen konnte, keinerlei besondere Fähigkeiten. Im Gegenteil, er wirkte irgendwie beschränkt. Also gab es nicht die geringste Entschuldigung für sein merkwürdiges Verhalten.
    »Was ist denn so schlimm an meinem Vorschlag?«, fragte ich. »Willst du denn nicht lernen, wie man schwimmt oder einen Frisbee wirft, wie ein ganz normaler Mensch?«
    »Du verstehst das nicht«, murmelte Jack schwer verständlich in den Teppich hinein. »Ich bin kein normaler Mensch. Ich bin anders.«
    »Aber sicher doch.« Ich verdrehte die Augen. »Jeder Mensch ist einzigartig, wie Schneeflocken. Aber es gibt ›einzigartig‹, und es gibt ›sonderbar‹. Und du, Jack, wirst bald als sonderbar abgestempelt, wenn du nicht was dagegen tust.«
    »Ich … ich bin doch schon längst sonderbar«, sagte er.
    Aber er erläuterte das nicht weiter, und ich kann nicht behaupten, dass ich nachgebohrt hätte. Nein, ich rechnete nicht damit, dass er in seiner Freizeit kleine Kätzchen ertränkte oder so. Wahrscheinlich fühlte er sich einfach nur komisch, irgendwie … anders. Das taten wir doch alle von Zeit zu Zeit. Vielleicht fühlte Jack sich ja häufiger »anders« als andere, aber wer konnte es ihm auch verdenken, bei solchen Eltern? Wahrscheinlich wurde er ständig gefragt, warum er nicht mehr wie sein Bruder Paul sein konnte. Das würde jedes Kind verunsichern. Ich meine, hey - Heidegger! In den Sommerferien?!
    Dann doch lieber »Clifford« , und zwar täglich.
    Ich erzählte Jack, er sollte sich nicht so viele Sorgen machen, sonst würde er vor der Zeit altern. Dann nötigte ich ihn, rüberzugehen und sich seine Badehose anzuziehen.
    Er gehorchte, auch wenn er sich dabei nicht sonderlich beeilte, und so war es beinahe zehn Uhr, als wir endlich die Suite verließen und über den gepflasterten Pfad zum Pool gingen. Die Sonne brannte schon ziemlich stark vom Himmel, aber so richtig unangenehm heiß war es noch nicht. Eigentlich wird es in Carmel nur selten unangenehm heiß, selbst im Juli. In Brooklyn konnte man im Juli manchmal kaum vor die Tür gehen, so schwül war es. In Carmel dagegen hält sich die Luftfeuchtigkeit in Grenzen und meistens weht eine kühle Brise vom Pazifik her.
    Es war das perfekte Wetter für ein Date. Sofern man ein Date hatte. Was bei mir natürlich nicht der Fall war.
Und wahrscheinlich auch nie der Fall sein würde - zumindest nicht mit dem Mann meines Herzens -, wenn das so weiterging wie bisher.
    Jedenfalls trippelten Jack und ich gerade den Pfad zum Pool entlang, als plötzlich ein Gärtner hinter einem riesigen Forsythien-Busch hervortrat und mir nett zunickte.
    Das wäre ja an sich nichts Seltsames gewesen, schließlich zählte ich alle Gärtner des Resorts zu meinen Freunden, seit ich in regelmäßigen Abständen im Gebüsch nach den Frisbees fahnden musste, die meine Schützlinge durch die Gegend warfen. Allerdings hatte dieser spezielle Gärtner, Jorge, am Ende des Sommers in Rente gehen wollen, aber dann erst vor einigen Tagen einen Herzanfall erlitten und war …
    … nun ja, gestorben.
    Trotzdem stand er nun da in seinem beigen Overall und mit der Heckenschere in der Hand und nickte mir genauso zu wie vor ein paar Tagen, als er noch lebendig durch die Botanik spaziert war.
    Über Jacks Reaktion angesichts eines Toten, der mir zunickte, machte ich mir wenig Gedanken, denn normalerweise war ich die Einzige, die Tote sehen konnte. Und deswegen rechnete ich beim besten Willen nicht mit dem, was nun kam …
    Jack riss sich nämlich auf einmal von mir los und stürzte mit einem unterdrückten Schrei auf den Pool zu. Was ziemlich seltsam war, aber Jack war nun mal
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