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Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache

Titel: Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache
Autoren: Meg Cabot
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seltsam.
    Ich warf Jorge einen vielsagenden Blick zu und eilte
dann hinter dem Jungen her. Denn ich wurde ja dafür bezahlt, dass ich mich um die Lebenden kümmerte. Solange ich auf der Gehaltsliste des Pebble Beach Hotel und Golf Resorts stand, musste meine Aufgabe, Toten aus der Patsche zu helfen, eben zurückstehen. Die Geister mussten warten. Ich meine, die bezahlen mich schließlich nicht. Wäre ja auch zu schön.
    Ich fand Jack am Pool, wo er sich auf einem Liegestuhl zusammenkauerte und in sein Handtuch schluchzte. Zum Glück waren zu dieser frühen Stunde noch nicht allzu viele Leute am Pool, sonst hätte ich einiges zu erklären gehabt.
    Außer uns war nur Schlafmütz da. Er saß auf seinem Rettungsschwimmer-Stuhl, und so, wie er den Kopf in die Hand stützte, war mir schnell klar, dass seine Augen hinter der Ray-Ban-Sonnenbrille geschlossen waren.
    »Jack«, sagte ich und ließ mich auf einen benachbarten Liegestuhl sinken. »Jack, was ist denn los?«
    »Ich … ich hab’s dir doch schon gesagt«, schniefte er in sein weißes Flauschhandtuch. »Suze … Ich bin echt anders als andere … Ich bin das, was du gesagt hast. Ein … ein Freak.«
    Ich hatte keine Ahnung, wovon er redete. Wahrscheinlich führte er nur die Unterhaltung fort, die wir oben in der Suite begonnen hatten.
    »Jack, du bist nicht mehr und nicht weniger ein Freak als jeder andere Mensch.«
    »Nein, du verstehst es nicht!«, schluchzte er. »Ich bin ein echter Freak!«
    Er hob den Kopf, schaute mir direkt in die Augen und
zischte: »Suze, weißt du denn nicht, warum ich nie rausmöchte?«
    Ich schüttelte den Kopf. Nein, ich wusste es nicht. Ich kapierte es immer noch nicht.
    »Wenn ich rausgehe«, flüsterte Jack, » sehe ich tote Menschen .«

KAPITEL 2
    D as war sein exakter Wortlaut, ich schwöre es.
    Er sagte es genau so wie dieser Junge in dem Film, mit den gleichen Tränen in den Augen und der gleichen Angst in der Stimme.
    Und bei mir rief es genau die gleiche Reaktion hervor, die auch die Filmszene hervorgerufen hatte. Du Heulsuse , dachte ich.
    Aber laut sagte ich bloß: »Na und?«
    Ich wollte nicht gefühllos klingen, ehrlich nicht. Ich war nur einfach so überrascht. Ich meine, in all den sechzehn Jahren, die ich auf der Welt bin, habe ich nur einen einzigen anderen Menschen kennengelernt, der die gleiche Fähigkeit hat wie ich, nämlich Tote zu sehen und mit ihnen zu sprechen. Und dieser Mensch ist ein Pater jenseits der Sechzig, der zufällig auch noch Direktor meiner jetzigen Schule ist. Im Pebble Beach Hotel und Golf Resort hätte ich ganz sicher nicht damit gerechnet, einem weiteren Mittler-Kollegen zu begegnen.
    Aber Jack schien beleidigt.
    »Na und??«, sagte er und richtete sich auf. Er war
ziemlich schmächtig, hatte eine eingefallene Brust und die gleichen braunen Locken wie sein Bruder. Nur dass ihm die Statur seines Bruders fehlte, sodass er mit dem krausen Haar, das seinem Bruder eine besondere Note verlieh, eher wie ein Wattestäbchen auf zwei Beinen aussah.
    Keine Ahnung. Vielleicht wollten Rick und Nancy deswegen keine Zeit mit ihm verbringen. Jack sah schon etwas unheimlich aus, und wenn er dann noch mit den Toten kommunizierte … Zur beliebtesten Schülerin des Jahrgangs hat mich meine Mittler-Tätigkeit jedenfalls nicht gemacht.
    Dabei sehe ich nicht unheimlich aus. Nein, wenn ich nicht gerade scheußliche Uniform-Shorts trage, bekomme ich von Zeit zu Zeit durchaus die üblichen Komplimente von diversen Bauarbeitern.
    »Hast du nicht gehört, was ich gesagt hab?« Jack klang echt niedergeschlagen. Wahrscheinlich war ich der erste Mensch, auf den sein Geständnis null Eindruck machte.
    Der arme Junge. Er hatte keinen Schimmer, mit wem er es zu tun hatte.
    »Ich sehe tote Menschen«, wiederholte er und rieb sich mit den Fäusten die Augen. »Sie kommen zu mir und reden mit mir. Und sie sind tot. «
    Ich beugte mich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie.
    »Jack«, sagte ich.
    »Du glaubst mir nicht.« Sein Kinn begann zu beben. »Keiner glaubt mir. Aber es stimmt!«
    Er vergrub das Gesicht wieder im Handtuch. Ich
spähte in Schlafmütz’ Richtung. Es sah immer noch nicht so aus, als hätte er uns bemerkt oder fände gar Jacks Verhalten merkwürdig. Der Junge zählte mir nun sämtliche Leute auf, die er im Laufe der Jahre in sein Geheimnis eingeweiht hatte und die ihm nicht glaubten: Nicht nur seine Eltern waren darunter, sondern auch eine ganze Reihe von Psychologen und Seelenklempnern, zu denen Rick
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