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Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache

Titel: Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache
Autoren: Meg Cabot
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Unglück also selber eingebrockt.
    Andererseits: Wer auch immer die Mittler-Jobs verteilt, müsste meiner Meinung besser drauf achten, dass die so Beschenkten auch psychisch in der Lage sind, mit ihrer Gabe umzugehen. Ich hadere oft mit meinem Schicksal, weil es mein Sozialleben ziemlich einschränkt, aber an sich ist an dem Mittler-Sein nichts dran, womit umzugehen ich mich nicht in der Lage fühle.
    Na ja, eine Sache gibt es vielleicht doch.
    Aber ich gebe mir weiß Gott Mühe, möglichst selten daran zu denken.
    Oder besser gesagt, an ihn zu denken.
    »Ein Mittler«, erklärte ich Jack, »ist ein Mensch, der Verstorbenen dabei hilft, ins nächste Leben hinüberzuwandern.« Oder wohin auch immer man eben wanderte, nachdem man den Löffel abgegeben hatte. Aber ich wollte mich jetzt auf keine metaphysische Diskussion
mit diesem kleinen Jungen einlassen. Hey, er war erst acht!
    »Du meinst, ich muss ihnen helfen, in den Himmel zu kommen?«, fragte Jack.
    »Ja, so ungefähr.« Sofern es einen Himmel gibt , fügte ich in Gedanken hinzu.
    »Aber …« Jack schüttelte den Kopf. »Ich kenn mich doch gar nicht aus mit dem Himmel.«
    »Das musst du auch gar nicht.« Ich überlegte krampfhaft, wie ich es ihm erklären sollte, beschloss dann aber, es ihm lieber direkt zu zeigen. Probieren geht über Studieren, sagt Mr Walden, unser Englischlehrer, immer.
    »Also gut.« Ich nahm Jack bei der Hand. »Komm mit, ich zeig dir, wie so was geht.«
    Aber Jack bockte sofort. Er riss seine blauen Augen, die denen seines Bruders so ähnlich waren, vor Angst weit auf. »Nein, ich will nicht!«
    Ich zog ihn auf die Füße. Hey, wer hat je behauptet, ich wäre der geborene Babysitter? »Na los, Jorge tut dir nichts. Der ist echt nett. Lass uns einfach mal nachfragen, wobei er Hilfe braucht.«
    Ich musste ziemlich an ihm zerren, aber am Ende stand ich mit Jack schließlich an der Stelle, wo wir Jorge kurz zuvor gesehen hatten. Einen Augenblick später tauchte der Gärtner - oder besser gesagt sein Geist - wieder auf, und nachdem wir uns höflich zugenickt und begrüßt hatten, versuchten wir herauszufinden, was wir wissen wollten. Ganz einfach war es nicht, weil Jorges Englisch in etwa so gut war wie mein Spanisch - also ziemlich schlecht. Aber am Ende filterte ich doch heraus,
was Jorge davon abhielt, an seinen endgültigen Bestimmungsort im Jenseits abzuwandern, wo auch immer der sein mochte: Seine Schwester hatte sich einen Rosenkranz unter den Nagel gerissen, den ihre Mutter eigentlich ihrem ersten Enkelkind, also Jorges Tochter, hinterlassen hatte.
    »Das heißt«, erklärte ich Jack, während ich ihn Richtung Hotellobby bugsierte, »wir müssen dafür sorgen, dass Jorges Schwester den Rosenkranz an Jorges Tochter Teresa zurückgibt. Sonst hängt Jorge noch ewig hier rum und lässt uns nicht in Ruhe. Ach ja, und seinen Frieden findet er dann auch nicht. Alles klar?«
    Jack sagte nichts, sondern stapfte nur wie betäubt hinter mir her. Auch während meines Gesprächs mit Jorge war er stumm geblieben, und jetzt sah er so aus, als hätte ihm jemand mit einem Baseballschläger zehnmal gegen den Hinterkopf geschlagen.
    »Komm mit«, sagte ich und zog Jack mit in eine Telefonkabine, die eine gläserne Schiebetür hatte und aus unechtem Mahagoni gebaut war. Hastig machte ich die Tür hinter uns zu, nahm den Hörer in die Hand und warf einen Vierteldollar in den Schlitz. »So, und jetzt schau zu, wie man so was macht, Kleiner«, sagte ich.
    Was nun folgte, war ein typisches Beispiel dafür, was ich beinahe tagtäglich zu tun habe. Ich besorgte mir bei der Auskunft die Telefonnummer von Jorges Schwester und rief sie an. Als die Frau dranging und ich sicher war, dass sie genug Englisch konnte, um mich zu verstehen, teilte ich ihr alles über die Sache mit, was ich wusste, und zwar ohne jegliche Ausschmückung und Beschönigung.
Wo es um Untote und ihre Bedürfnisse geht, haben Übertreibungen nichts zu suchen. Die Tatsache, dass ich von einem Verstorbenen kontaktiert worden bin und von ihm Informationen erfahren habe, die eben nur vom Verstorbenen selber stammen können, reicht in Regel aus, um die Leute zu beeindrucken. Am Ende unseres Telefonats versicherte mir die hörbar peinlich berührte Marisol, dass sie den Rosenkranz noch am selben Tag an Teresa übergeben würde.
    Ende des Gesprächs. Ich bedankte mich bei Jorges Schwester und legte auf.
    »So«, wandte ich mich an Jack. »Wenn Marisol den Rosenkranz jetzt immer noch nicht rausrückt,
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