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Super Sad True Love Story

Super Sad True Love Story

Titel: Super Sad True Love Story
Autoren: Gary Shteyngart
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davon nicht beantworten wollen, sagen Sie bloß: ‹Diese Frage möchte ich nicht beantworten.› Nicht vergessen: Ich will Ihnen
helfen
! Also los. Fangen wir ganz einfach an. Name und Sozialversicherungsnummer?»
    Ich sah mich um. Menschen flüsterten ihren Ottern dringliche Informationen zu. «Leonard oder Lenny Abramov», murmelte ich und ließ meine Sozialversicherungsnummer folgen.
    «Hi, Leonard oder Lenny Abramov, 205   -   32   -   8714.   Im Namen der Amerikanischen Restaurationsregierung würde ich Sie gerne wieder in den
neuen
Vereinigten Staaten von Amerika willkommen heißen. Sieh dich vor, Welt! Jetzt hält uns nichts mehr auf!» Einige Takte von McFaddens und Whiteheads Disco-Hit «Ain’t No Stoppin’ Us Now» schallten mir laut ins Ohr. «Und jetzt erzählen Sie mal, Lenny. Aus welchem Grund haben Sie unser Land verlassen? Arbeit oder Vergnügen?»
    «Arbeit», sagte ich.
    «Und in welcher Branche sind Sie tätig, Leonard oder Lenny Abramov?»
    «Ähm, Unbeschränkte Lebensverlängerung.»
    «Sie haben ‹Unbedingte Penisverlängerung› gesagt. Ist das korrekt?»
    «
Unbeschränkte
Lebens
verlängerung», wiederholte ich.
    «Und wo in etwa ist Ihre Bonität angesiedelt, Leonard oder Lenny, auf einer Skala mit dem Höchstwert 1600?»
    «1520.»
    «Das ist ziemlich gut. Sie wissen anscheinend, wie man sein Geld zusammenhält. Sie haben Geld auf der Bank, Sie arbeiten in der ‹Unbedingten Penisverlängerung›. Jetzt
muss
ich einfach fragen: Sind Sie Mitglied der Überparteilichen Partei? Und wenn ja, würden Sie gern unseren neuen wöchentlichen Äppärät-Stream empfangen, ‹Jetzt hält uns nichts mehr auf!›? Darin finden sich alle möglichen tollen Tipps, wie man sich wieder ans Leben in diesen Vereinigten Staaten gewöhnt und wie man am meisten für sein Geld bekommt.»
    «Ich bin kein Mitglied der Überparteilichen, aber den Stream würde ich gerne abonnieren.» Ich bemühte mich, versöhnlich zu klingen.
    «Okey-Dokey! Sie stehen auf der Liste. Sagen Sie mal,Leonard oder Lenny, haben Sie während Ihres Auslandsaufenthaltes irgendwelche netten
Ausländer
kennengelernt?»
    «Ja», sagte ich.
    «Und was waren das für Leute?»
    «So, hm, Italiener.»
    «Sie haben ‹Somalier› gesagt.»
    «Italiener», sagte ich.
    «Sie haben ‹Somalier› gesagt», beharrte der Otter. «Sie wissen ja, Amerikaner fühlen sich im Ausland manchmal einsam. Passiert dauernd! Darum verlasse
ich
nie meine schöne Heimat. Wozu auch? Sagen Sie mir, nur der Statistik wegen, hatten Sie während Ihres Auslandsaufenthaltes irgendwelche intimen Beziehungen zu
Nicht
-Amerikanern?»
    Ich starrte den Otter an, meine Hände zitterten unterm Tisch. Bekam jeder diese Frage gestellt? Ich wollte nicht in eine «sichere Beobachtungseinrichtung» im Hinterland gesteckt werden, nur weil ich auf Fabrizia gelegen und versucht hatte, in ihr meine Einsamkeit und Minderwertigkeitsgefühle zu versenken. «Ja», sagte ich. «Aber bloß mit einer. Ein paarmal haben wir es miteinander gemacht.»
    «Und wie lautet der vollständige Name dieser
Nicht
-Amerikanerin? Zuerst den Nachnamen bitte.»
    Ich hörte einen Kerl, der ein paar Tische vor mir saß und Teile seines kantigen Anglo-Gesichts hinter einer dichten Mähne versteckte, italienische Namen in seinen Äppärät hauchen.
    «Ich warte immer noch auf den Namen, Leonard oder Lenny», sagte der Otter.
    «De Salva, Fabrizia», flüsterte ich.
    «Sie sagten ‹De Salva   –›» Der Otter erstarrte mitten im Namen, und mein Äppärät fing an, die typischen Geräusche für «heftiges Nachdenken» von sich zu geben, ein Rädchen drehte sich verzweifelt in der Hartplastikhülle, dieuralten Schaltkreise waren vom Otter und seinem Getue völlig überfordert. Die Worte FEHLERCODE IT/​FC-GS/​ZUGRIFF VERWEIGERT erschienen auf dem Display. Ich stand auf und ging zurück zum Sicherheitskäfig vorn. «Entschuldigen Sie», sagte ich in die Sprechöffnung. «Mein Äppärät ist abgestürzt. Der Otter spricht nicht mehr mit mir. Könnten Sie wohl die nette Dame von den Philippinen nochmal zu mir schicken?»
    Der Alte auf seinem Posten knarzte mir Unverständliches zu, die Sterne und Streifen an seinem Revers zitterten. Ich verstand die Worte «warten» und «Servicemitarbeiter».
    Eine Stunde verging im bürokratischen Takt. Möbelpacker trugen eine mannshohe Statue unseres
E Pluribus
Unum-
Nationaladlers und einen Esstisch, dem drei Beine fehlten, aus dem Gebäude. Schließlich kam eine
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