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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset
Autoren: Stephen King
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das Gesicht verschmierte, aber es war ihm egal. »Nee, dir gefällt es hier drin. Wahrscheinlich denkst du, du bist gestorben und im Kakerlakenhimmel gelandet!«
    Er würde sich ein wenig ausruhen, bis sich seine schmerzenden Beine erholt hatten, und dann aus dem Wunderland hinein in sein telefonzellengroßes Stück der Oberwelt klettern. Nur eine kurze Pause; hier unten würde er nicht länger bleiben als nötig, ganz bestimmt nicht.
    Curtis schloss die Augen und versuchte sich zu sammeln.
    Vor seinem geistigen Auge sah er Zahlen über einen Monitor flimmern. In NewYork war der Aktienmarkt noch nicht geöffnet, also mussten diese Zahlen aus Übersee stammen.Wahrscheinlich der Nikkei. Die meisten Zahlen waren grün. Das war gut.
    »Metalle und Industriepapiere«, sagte er. »Und Takeda Pharma – das ist ein guter Kauf. Das sieht doch jeder …«
    Curtis schmiegte sich fast in Fötusstellung an die Wand. Das hagere Gesicht mit brauner Kriegsbemalung bedeckt, der Hintern fast bis zu den Hüften in der Kloake, die schmutzigen Hände noch immer auf den hochgezogenen Knien, schlief er ein. Und träumte.
    Betsy war am Leben, und Curtis saß im Wohnzimmer. Sie lag an ihrem angestammten Platz zwischen dem Couchtisch und dem Fernseher auf der Seite und döste, den neuesten, halb zerkauten Tennisball griffbereit zur Hand. Oder eher zur Pfote.
    »Bets!«, sagte er. »Wach auf und hol das Idiotenstöckchen!«
    Sie rappelte sich hoch – so alt, wie sie war, fiel ihr das nicht mehr ganz leicht -, und während sie loslief, klimperten die Marken an ihrem Halsband.
    Die Marken klimperten.
    Die Marken.
     
    Er erwachte und stieß ein lautes Keuchen aus. Mit der einen Hand stützte er sich auf dem glitschigen Boden des Tanks ab, während er die andere ausstreckte, entweder um die Fernbedienung entgegenzunehmen oder um seinen toten Hund zu streicheln.
    Er ließ die Hand aufs Knie sinken. Es erstaunte ihn nicht, dass er weinte. Wahrscheinlich hatte er schon damit angefangen, bevor sein Traum sich aufzulösen begann. Betsy war tot, und er saß in der Scheiße.Wenn das kein Grund zum Heulen war, was dann?
    Er blickte zu dem ovalen Licht schräg über ihm hinauf und stellte fest, dass es ein ganzes Stück heller geworden war. Er glaubte nicht, dass er allzu lange geschlafen hatte, aber anscheinend täuschte er sich. Mindestens eine Stunde. Der Himmel mochte wissen, wie viel Gift er eingeatmet hatte, aber …
    »Immer mit der Ruhe. Mit vergifteter Luft komme ich klar«, sagte er. »Schließlich bin ich eine Hexe.«
    Und schlechte Luft hin, schlechte Luft her, sein Traum war wundervoll gewesen. Und so klar und deutlich.Wie die Hundemarken geklimpert hatten …
    »Verdammt«, flüsterte er und ließ die Hand zur Hosentasche schnellen. Er war sich ziemlich sicher, denVespaschlüssel verloren zu haben, als er hier reingekrochen war, und jetzt würde er hier unten nach ihm suchen müssen, mit den Händen in der Kloake wühlen, und das alles in dem dürftigen Licht, das durch den Schlitz und die Toilette hereinfiel. Aber der Schlüssel war noch da. Ebenso wie sein Geld, wobei das Geld ihm hier unten nicht weiterhelfen würde, genauso wenig wie seine Geldklammer. Sie war aus Gold und ziemlich wertvoll, aber zu dick, um ihm als Fluchtwerkzeug zu dienen. Das galt auch für den Vespaschlüssel selbst. Aber an dem Schlüsselring hing noch etwas anderes. Etwas, bei dem ihm jedes Mal heiß und kalt wurde, wenn er es sah oder klimpern hörte. Betsys Erkennungsmarke.
    Sie hatte immer zwei getragen, aber die hier war diejenige, die er ihr vom Halsband genommen hatte, bevor er sich ein letztes Mal von ihr verabschiedet und sie dem Tierarzt überlassen hatte. Auf der anderen, amtlichen, wurde attestiert, dass sie regelmäßig geimpft worden war. Die hier war eher persönlicher Natur. Sie war rechteckig, wie die Hundemarke eines Soldaten. Hineingestanzt war:
    Betsy
Bitte melden: 941-555-1954
Curtis Johnson
19 Gulf Boulevard
Turtle Island, Fla. 34274
    Die Marke war kein Schraubenzieher, aber sie war dünn und aus Edelstahl, und Curtis vermutete, dass sie ihren Zweck erfüllen könnte. Er konnte nicht bestätigen, ob es stimmte, dass es in Schützengräben keine Atheisten gab – in diesem Scheißhaus gab es jedenfalls keine. Also sprach er ein weiteres Gebet und steckte Betsys Erkennungsmarke in den Schlitz der Schraube direkt rechts neben dem Riss. Diese Schraube war sowieso schon ein bisschen locker.
    Er hatte damit gerechnet, dass die Schraube sich
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