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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset
Autoren: Stephen King
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wahrscheinlich sah er eher wie Farmer John aus, nachdem dieser die Schweine gefüttert hatte, und nicht wie ein erfolgreicher Aktienhändler, aber es würde gehen.
    Er hätte die Polizei anrufen können, aber er hatte das Gefühl, dass seine Rechnung nicht so einfach zu begleichen sein würde. Dafür hatte er zu viel durchgemacht.
    »Hexen rufen nicht die Polizei«, sagte er. »Schon gar nicht wir schwulen Hexen.«
    Sein Motorroller stand noch immer dort, wo er ihn abgestellt hatte, aber er hatte nicht vor, gleich zurückzufahren. Zum einen würden zu viele Leute das Schlammmonster auf der Vespa Granturismo sehen. Wahrscheinlich würde niemand die Bullen rufen … aber sie würden lachen. Curtis wollte kein Aufsehen erregen, und er wollte auch nicht ausgelacht werden. Nicht einmal hinter seinem Rücken.
    Außerdem war er müde. Müder als jemals zuvor im Leben.
    Er legte sich auf das Billigsofa und stopfte sich eines der Kissen unter den Kopf. Die Tür des Wohnwagens hatte er offen gelassen, und eine angenehme Brise kam hereingeweht und liebkoste ihn mit zärtlichen Fingern. Außer der Latzhose trug er jetzt nichts mehr. Die schmutzige Unterhose und die verbliebene Socke hatte er ausgezogen.
    Ich kann gar nicht riechen, wie sehr ich stinke, dachte er. Ist das nicht erstaunlich?
    Dann schlief er ein, tief und fest. Er träumte davon, wie Betsy ihm das Idiotenstöckchen brachte und dabei die Marken an ihrem Halsband klimperten. Er nahm ihr die Fernbedienung ab, und als er sie auf den Fernseher richtete, schaute das Arschloch durch das Fenster herein.
     
    Vier Stunden später wachte Curtis steif und schweißüberströmt auf. Es juckte ihn am ganzen Körper. Draußen grollte Donner, während das nachmittägliche Gewitter aufzog, pünktlich wie immer. Ganz langsam ging er die Treppe vor der Tür des Wohnwagens hinunter, wie ein alter Mann mit Arthritis. Und er fühlte sich auch wie ein alter Mann mit Arthritis. Dann setzte er sich auf die Stufen und ließ den Blick zwischen dem sich verdüsternden Himmel und dem Toilettenhäuschen, dem er entkommen war, hin- und hergleiten.
    Als die ersten Tropfen fielen, schlüpfte er aus der Latzhose, warf sie in den Wohnwagen, damit sie trocken blieb, und stellte sich nackt in den Regen, das Gesicht dem Himmel zugewandt, ein Lächeln auf den Lippen. Er lächelte sogar noch, als ein Blitz auf der anderen Seite des Durkin Grove Village herabzuckte, so nahe, dass die Luft nach Ozon roch. Er fühlte sich auf wunderbare Weise völlig sicher.
    Der kalte Regen spülte den meisten Dreck von ihm ab, und als er nachließ, stieg Curtis langsam die Stufen zur Wohnwagentür hinauf und ging hinein. Er wartete, bis er trocken war, und zog dann die Latzhose wieder an. Und als die ersten Strahlen der Nachmittagssonne durch die sich lichtenden Wolken fielen, schlenderte er den Hügel hinauf zu seinerVespa. Mit der rechten Hand umklammerte er den Schlüssel, wobei Betsys inzwischen einigermaßen ramponierte Erkennungsmarke zwischen Zeige- und Mittelfinger steckte.
    Die Vespa war es nicht gewohnt, bei Regen draußen zu stehen, aber sie war ein braves Pferd, sprang nach nur zwei Versuchen an und schnurrte alsbald wie gewohnt vor sich hin. Curtis stieg auf, barfuß und ohne Helm, ein vergnügter Geist. Und so fuhr er nach Turtle Island zurück, während ihm der Wind die Haare zauste und sich die Latzhose um die Beine bauschte. Er begegnete nur wenigen Autos und überquerte ohne Schwierigkeiten die Hauptstraße.
    Wahrscheinlich konnte er ein paar Aspirin gut gebrauchen, bevor er Grunwald einen Besuch abstattete, aber sonst fühlte er sich besser denn je.
     
    Um sieben Uhr an jenem Abend war der nachmittägliche Regenschauer längst vergessen. In ungefähr einer Stunde würden sich die Sonnenanbeter von Turtle Island am Strand versammeln, um wie gewohnt die Show am Ende des Tages zu genießen, und Grunwald gedachte, sich zu ihnen zu gesellen. Im Augenblick lag er jedoch noch mit geschlossenen Augen in seiner Badewanne auf der Veranda, einen nicht besonders starken Gin Tonic in Reichweite. Bevor er in die Wanne gestiegen war, hatte er ein Schmerzmittel genommen. Das würde ihm bestimmt zugutekommen, wenn er das kurze Stück zum Strand ging. Noch immer fand er sich in einen Zustand höchster Zufriedenheit versetzt. Fast brauchte er die Schmerzmittel gar nicht. Das mochte sich ändern, aber für den Augenblick fühlte er sich besser denn je. Ja, ihm stand der finanzielle Ruin bevor, aber er hatte genug Bargeld
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