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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset
Autoren: Stephen King
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dass das eine Geldfrage ist; Bestsellerautoren brauchen über diesen Aspekt nicht nachzudenken. Vielleicht setzt eine Art kreative Klaustrophobie ein, sobald die Welt eines hauptberuflichen Schriftstellers auf sagen wir unter 280 Seiten schrumpft.Vielleicht ist es auch nur das Talent zur Miniaturisierung, das irgendwann verlorengeht. Bei vielem im Leben mag es sich wie mit dem Fahrradfahren verhalten, aber das Schreiben von Kurzgeschichten gehört nicht dazu. Man kann vergessen, wie man es macht.
    In den späten achtziger und neunziger Jahren schrieb ich immer weniger Storys, und diejenigen, die ich zu Papier brachte, wurden immer länger (einige davon sind in diesem Band versammelt). Das war in Ordnung. Aber es gab auch Kurzgeschichten, die ich nicht schrieb, weil ich irgendeinen Roman zu beenden hatte, und das war weniger in Ordnung – ich konnte hören, wie diese Ideen im Hinterkopf darum bettelten, aufgeschrieben zu werden. Manche kamen irgendwann dran; andere starben leider und wurden wie Staub weggeblasen.
    Am schlimmsten war, dass es Kurzgeschichten gab, die ich nicht mehr schreiben konnte, und das war bestürzend. Ich wusste, dass ich sie damals im Wäscheraum auf Tabbys kleiner Reiseschreibmaschine von Olivetti hätte schreiben können, aber als älterem Mann – selbst mit ausgefeilter Schreibtechnik und viel kostspieligerem Handwerkszeug wie dem Macintosh, auf dem ich heute Abend schreibe – fielen mir solche Geschichten nicht mehr ein. Ich weiß noch, wie ich eine vermurkste und mir einen alternden Schwertfeger vorstellte, der ratlos eine edle Damaszenerklinge betrachtet und denkt: Irgendwie hab ich früher doch gewusst, wie man dieses Zeug macht.
    Dann bekam ich eines Tages vor drei oder vier Jahren einen Brief von Katrina Kenison, Herausgeberin der jährlich erscheinenden Best American Short Stories (ihre Nachfolgerin ist inzwischen Heidi Pitlor, der dieses Buch gewidmet ist). Ms. Kenison fragte an, ob ich Interesse daran hätte, den Jahrgang 2006 herauszugeben. Ich brauchte nicht darüber zu schlafen oder mir die Sache auch nur bei einem Nachmittagsspaziergang zu überlegen. Ich sagte sofort zu. Aus allen möglichen Gründen, von denen einige sogar altruistisch waren. Aber ich wäre ein schlimmer Lügner, wenn ich nicht zugäbe, dass auch Eigeninteresse eine Rolle spielte. Ich dachte, wenn ich genügend Kurzgeschichten läse, in das Beste eintauchte, was die amerikanischen Literaturzeitschriften zu bieten hatten, könnte ich vielleicht etwas von der Mühelosigkeit zurückgewinnen, die mir verlorengegangen war. Nicht weil ich diese Honorarschecks brauchte – klein, aber sehr willkommen, wenn man erst anfängt -, um einen neuen Auspuff für einen Gebrauchtwagen oder ein Geburtstagsgeschenk für meine Frau zu kaufen, sondern weil ich es für keinen fairen Tausch hielt, meine Fähigkeit, Kurzgeschichten zu schreiben, gegen eine ganze Geldbörse voller Kreditkarten einzutauschen.
    In meinem Jahr als Gastherausgeber habe ich Hunderte von Storys gelesen, aber darauf will ich hier nicht eingehen; wen es interessiert, der kaufe sich das Buch und lese die Einführung (außerdem gönnt man sich damit zwanzig klasse Kurzgeschichten, was auch nicht übel ist).Wichtig hinsichtlich der hier folgenden Storys ist die Tatsache, dass die alte Erregung zurückkam und ich wieder wie früher zu schreiben begann. Darauf hatte ich gehofft, aber kaum zu glauben gewagt, dass es so kommen würde. Die erste dieser »neuen« Storys war »Willa«, die auch die erste Geschichte des vorliegenden Bandes ist.
    Taugen diese Storys etwas? Ja, ich finde schon. Sind sie Literatur? Das weiß ich nicht, und mich interessiert es auch nicht besonders; wen es interessiert, der frage einen Kritiker. Können sie einem einen langweiligen Flug (wenn man liest) oder eine lange Autofahrt (wenn man die Hörbücher hört) verkürzen? Das hoffe ich doch. Wenn das geschieht, ereignet sich nämlich eine Art Zauber.
    Es hat mir Spaß gemacht, sie zu schreiben, das weiß ich. Und ich hoffe, dass sie den Lesern gefallen, dass sie von ihnen davongetragen werden. Und solange ich weiß, wie man’s macht, werde ich weiterschreiben.
    Oh, und noch etwas. Ich weiß, dass manche Leser gern etwas darüber hören, wie oder weshalb bestimmte Storys geschrieben wurden.Wer zu diesen Leuten gehört, findet hinten meine »Liner Notes«. Aber man schäme sich, dort nachzuschlagen, bevor man die Geschichten gelesen hat.
    Und jetzt will ich zusehen, dass ich niemandem
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