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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)
Autoren: Patrick Roth
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hinab den Hang, an Joseph vorbei durch die Staubwolke hin, die aufstieß der Wind.
    Denn Joseph war am Schütten des Schutts, den er hinabgetragen. Und Joseph sah auf, als Phylakos durchlief, und sah ihn, wie er mehrfach sich hielt, gleitend auf dem Geröll, hinabeilend zurück. Und sah ihm nach, bis er verschwand im Tor.
    Gemas aber, noch bevor ich zu ihnen trat, ging zu Dymas hinein und fragte ihn, was Dymas sei widerfahren und was den Diener davonrennen ließ.
    Da kam ich hinzu und hörte, noch bevor ich eintrat, wie sie sich miteinander berieten.
    Gemas aber glaubte, sie seien erkannt.
    Denn schon einmal habe Gemas solche Ahnung gehabt – ohne zu wissen, woher –, daß er den kennt, den Diener.
    Und Dymas hörte ich sagen: ›Wer soll das sein? Ich kenne ihn nicht.‹
    Und Gemas, beunruhigt, meinte, als er Phylakos habe davonlaufen sehen, sei ihm eingefallen der Traum, der dem vierten am ersten Tag ihrer Arbeit geträumt. Daß einer vom Schädel heraufkriecht und anklagt und schlägt gegens hohle Grab, anklagend die Höhle dahinter.
    Und Gemas fragte den Vater:
    ›Erinnerst du nicht, was er sagte? Denn als gerade der Diener davonrannte, dachte ich: Wie jener flieht er den Hang hinab, der die Schlange gesehen, und ist kein Halten.‹
    Da ging ich zu ihnen hinein und fragte selbst nach und ließ mir von Dymas erzählen, was gerade geschehen war.
    Dymas aber wußte nur, Phylakos sei hingestürzt, als er trat aus der Grabkammer. Da habe Dymas gedacht, dem Diener sei unheimlich geworden der Ort, als er so plötzlich ihn floh.
    Ich aber glaubte zu wissen, warum Phylakos geflüchtet war, und nicht vor dem Ort. Denn ich wußte ja, wer sie waren, Dymas und Gemas.
    Sie aber erkannten mich nicht.
    Da erzählte ich ihnen und Joseph – denn der trat ein, während ich zu ihnen sprach –, was Phylakos mir ließ durch den Herrn auftragen:
    Daß sie am Abend niederlegen sollten die Arbeit. Sie sei ja so gut wie getan. Und daß ich sie auszahlen solle am Abend.
    Und erzählte ihnen auch, daß der Herr so anordne, weil er von langer Krankheit gesundet sei, nun aber Vorbereitungen treffen wolle fürs Pessach. Denn so habe’s mir Phylakos gerade voller Aufregung berichtet.
    Da sprach Dymas:
    ›So war er wohl aufgeregt darüber noch, dein Diener. Und aufgeregt eilte zurück zum Haus deines Herrn.‹
    Aber auch Joseph muß geahnt haben, was Phylakos im Höhlengrab zugestoßen war. Denn von mir wußte er ja – wenn er ihn auch nicht wiedererkannt hätte –, wer Phylakos war und wo der gesehen hatte Dymas und Gemas und auch Joseph, als Joseph gebunden lag in der Nacht des Massakers in der Höhle.
    Joseph also – wie ich – dürfte geahnt haben, was ihnen droht.
    Kapitel 111. Der Rollstein
    Sie aber arbeiteten weiter. Schneller jetzt, härter, schien mir, als zuvor.
    Denn, fand ich, sie wollten nichts Grobes zurücklassen, und hatten ausgehauen nach den Maßen genau, die ich ihnen abschritt und die sie treu nachgemessen am ersten Tag schon des Werks.
    Und Dymas hielt den Anfang des Fadens, mit dem sie’s gemessen. Und Joseph schritt ihn aus und maß nach und legte ihn an die Wände.
    Und sah, daß die Wände besaßen das Maß, wie wir’s gemessen am ersten Tag.
    Und wo noch etwas fehlte, auch nur ein wenig, da nahm Dymas den Meißel und schlug glatter die Fläche oder schlug aus weiteren Raum.
    Und als alles getan, rückten sie zu dritt in die Mulde den Rollstein, an dem Gemas hatte gemeißelt. Und sie arbeiteten nochmals am Rollstein und schlugen ab, was ihnen hinderlich schien.
    Zu dritt aber rollten sie ihn hin vor den Eingang.
    Und darauf rollten ihn wieder zurück, rechtshin, zur Seite.
    Abermals schlugen sie an ihm und meißelten, um ihn zu glätten, zu runden. Denn sicher sollte der Rollstein verschließen den Eingang, daß keiner, selbst Tiere nicht fänden hinein.
    Da war es bei Untergang der Sonne, daß ich draußen saß vor dem Grab, zählend den Lohn eines jeden. Und legte die Münzen zu drei Teilen für sie bereit. Denn die waren ihnen geschuldet.
    Und sie waren erschöpft von der Arbeit, so daß sie nicht mehr vermochten zu rollen den Stein und zu schließen das Grab.
    Und erst versuchte es jeder von ihnen, vermessen, der andere nur habe die Kraft nicht mehr.
    Und selbst Joseph, als er sah, daß weder Dymas noch der jüngere Gemas zu schließen vermochten, so erschöpft war die Kraft der beiden, meinte vermessen, so werde er schließen.
    Und vermochte es nicht.
    Da gingen gemeinsam Dymas und Gemas hin und
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