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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)
Autoren: Patrick Roth
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ist sie wieder im Haus.
    Denn der Prophet, dem sie nahesteht, zieht fürs Fest herauf mit Gefolge. Und nicht weit der Stadt soll er schon sein.
    So daß die Herrin vorausgeeilt ist in die Stadt, ihm und den Seinen zum Pessach vorzubereiten den Ort und zu beschaffen, was nötig zum Mahl. Denn wie eine Dienerin dient sie jenem.
    Unser Herr aber, schon die Nachricht – sie werde kommen, sie kehre heim – versetzte ihn in so große Freude, daß er sichtbar erstarkte.
    Da, zwei Tage später, hört er sie, hört der Herrin Stimme schon draußen – noch redet sie kurz zu uns, bringen wir ihr doch herbei ihren Sohn, und der rennt los und in ihre Arme. Und unser Herr muß sie gehört haben: ihre Stimme, die Stimme unter den Stimmen, die hörte er aus allen heraus. Und da – sie betritt den Raum – steht er vor ihr.
    Denn ich kam hinter der Herrin her und kam herein und sah’s selbst:
    Daß er das Bett verlassen hatte und stand – ohne jegliche Hilfe! Kein Diener an seiner Seite, kein Stab, auf den er sich stützte.
    Ich aber wurde hinausgeschickt.
    Und ging eilends hinaus, anderen mitzuteilen, was ich gesehen. Die wollten’s nicht glauben.
    Da aber, Stunden darauf, kaum ist mein Herr kurz nur allein mit mir, sagt er:
    „Geh hin, Phylakos, Neith soll auszahlen die Arbeiter und soll zurückkehren ins Haus. Kein Wort davon aber zu deiner Herrin! Denn ihr will ich nicht schaffen Sorge durch Erwähnung des Grabs.“
    So berichtete Phylakos mir.
    Und Phylakos sah mich ruhiger werden nach solchen Worten. Und wartete geduldig bei mir.
    Da griff er in seine Tasche und übergab mir den Lohn für die angebrochene Woche.
    Ich aber sprach:
    ›Sag meinem Herrn, daß ich mich freue mit ihm und der Herrin. Vor Beginn der Festwoche werden wir sicherlich mit allem fertig. Aber abbrechen sollte ich heute, wo so gut wie alles getan ist und nur noch weniges fehlt?
    Sieh es dir an, Phylakos, und geh berichten dem Herrn. Denn dann wird er sagen: Soll Neith kommen in drei oder vier Tagen und hat alles beendet.‹
    Da ging Phylakos hinein ins Grab, sich selbst zu überzeugen, wie weit die Arbeit gekommen.
    Ich aber ging nicht mit hinein. Denn wieder kamen die Wehen.
    Und als Phylakos trat ins Grab, stieg Gemas gerade heraus und begann anzufachen das Kohlenfeuer. Denn sie waren’s gewohnt, sich daran die Hände zu wärmen.
    Und ich sah umher, mein Auge auf etwas zu heften, daß sich beruhige mein Schmerz.
    Und sah kalten Wind treiben die Wolken am Himmel.
    Und sah ihn aufstoßen den Staub unten, wo der Schutt abgelegt war am Hang.
    Und sah ihn stoßen hinein in die Kohlen, bei denen Gemas beschäftigt war, und ließ sie aufglühen.
    Ich sah aber nicht, was geschah im Grab. Und erst später hab ich’s erfahren.
    Denn Phylakos war eingetreten und im Vorraum nahm auf eine der drei Lampen, die sie gesetzt hatten auf die Steinbank zur Rechten. Denn die Wolken am Himmel ließen kaum Licht in die Höhle, und sie hatten Lampen entzündet.
    Dymas aber schlug aus ein Stück Stein am oberen Teil der gegenüberliegenden Wand, als Phylakos eintrat.
    Und Dymas hielt inne, nicht als Phylakos eintrat, sondern als der aufnahm das Licht.
    Da ging Phylakos an Dymas vorbei und trat über die Schwelle in die Grabkammer selbst.
    Und betrachtete alles und sah, daß nur wenig noch fehlte.
    Und Phylakos wandte sich um, zurück zur Vorkammer, und ging hin die zwei Schritte, über die Schwelle zu treten, in die Vorkammer hinein.
    Im Moment aber, als er aufsah, überschreitend die Schwelle im Schritt, traten draußen am Himmel Strahlen zwischen den Wolken hervor.
    Und nur kurz, aber blendend schossen Strahlen herein, überblendend das Licht des Kohlenfeuers, das brannte vorm Eingang.
    Da sah, geblendet vom Einschuß des Strahls, Phylakos nur den Umriß des Dymas, der stöhnend herabschlug mit schwarzschattenem Hammer, der war schattenverlängert zum Schwert.
    Schlug, daß es hallte.
    Und wie um ein schwarzes Schwert soll geblitzt haben fahrend im Einschuß das Licht. So daß dem Phylakos, im Augenblick selbst, einschoß Erinnerung.
    Denn da, plötzlich, war Phylakos sich gewiß, woher er ihn kennt, der in hallender Höhle ausschlägt mit Schattenschwert.
    Und entsetzt stürzte Phylakos hin über die Schwelle, daß die Lampe am Boden zerschlägt.
    Aber richtet sich auf, starrt entsetzt an den Dymas, der ihm aufhelfen will.
    Reißt sich los dann und stürzt hinaus aus dem Grab.
    Mir aber sagte er nichts, Phylakos.
    Sondern auch an mir rannte er wortlos vorüber und,
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