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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)
Autoren: Patrick Roth
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befielen mich Schmerzen.
    Da stand Joseph auf unterm Baum, wo ich webte. Denn Dymas, am Eingang des Grabs, rief zu ihm herab:
    ›Wo bleibst du? Und womit verdienst du dir deinen Lohn?‹
    Und Dymas klagte, längst schon liege weit mehr bereit, als Joseph zu tragen vermöchte auf einmal.
    Und Joseph stieg hinauf, die Trage zu füllen. Da hielt ich meinen Bauch, denn mich durchschoß es vor Schmerz.
    Und ich wollte aufstehen vom Sitz vor dem Webstuhl, konnte aber nicht stehen.
    Da kroch ich langsam auf Knien zum Stamm des Baums, unter dem ich saß, und suchte mich aufzustemmen daran.
    Ich aber war in Furcht, denn ich wußte, es sind die Wehen. Die kamen einen Monat zu früh.
    Und ich vermochte nicht, mich aufzurichten am Baum, bis aussetzten die Schmerzen.
    Am Abend aber desselben Tages war die Arbeit am Tuch beendet.
    Und ich schnitt die Fäden und nahm das Tuch ab vom Baum. Denn es war an Länge zwölf Ellen, wie ich’s geplant, und drei Ellen breit, wie ich’s mir vorgenommen.
    Da faltete ich nicht die Leinwand. Sondern rollte sie ein wie ein Buch. Und verwahrte das Gewobene in meinem Zelt, auf dem Hügel über dem Grab.
    Aber auch Joseph ließ nicht los unser Fund und wie sich’s gefunden.
    Denn in der Nacht noch vor Morgen träumte ihm:
    Er liege nicht oben im Zelt bei den andern, sondern unten im Grab und sei eingeschlafen nur an der Arbeit.
    Da erwacht er im Traum und sieht:
    Staub stiebend heraus aus der Grabkammer. Und eine Wolke Staub drang hin durch die Vorkammer, darin Joseph lag, bis hinaus vor die Stufen des Grabs.
    Und Joseph weiß: In der Grabkammer hinter mir fiel herab von selbst ein letztes Stück Stein, das war übrig, noch auszuhauen.
    Und im Traum hörte Joseph den Hall des Falls jenes Steins und das Nachrieseln der kleineren Körner, die nah fielen der Stelle, aus der war losgebrochen der Stein.
    Da steht Joseph auf und tritt hin durch die Wolke, aus dem Grab in das Licht. Denn mit Staub gefüllt war der Vorraum des Grabs.
    Und der Staub wehte hinaus und setzte sich ab und war weiß wie Asche.
    Da sah Joseph, hinausgetreten, drüben am Golgotha in glühender Sonne einen gehen. Der vermaß in Schritten die Richtstatt. Schreitend vermessend ging der. Denn kurz hielt er nach jedem Schritt, als zähle er die Schritte hinauf zum Scheitel des Felsens.
    Joseph aber achtete nicht weiter auf ihn. Sondern jetzt, da der Staub sich gesenkt und wie Asche lag, aber schneeweiß, kehrte Joseph zurück ins Grab, zu holen den Stein, der zuletzt war gefallen, den letzten.
    Und ging hinein, durch die Vorkammer hin, und stieg über die Stufe der Grabkammer, beugend sich unter den Durchgang hinein.
    Und findet den Stein, wohin er fallend gerollt war, auf aschweißem Boden.
    Da ging Joseph in die Hocke und beidhändig hob ihn empor, umfing ihn beidhändig, den Stein.
    Und die Kanten des Steins, scharf wie Scherben, preßten in die Ballen der Hände und rissen die Finger und stachen den Bauch, daran er lag, als sei er Tracht einer Schwangeren.
    Und gern wollte Joseph ihn absetzen, den Stein. Darf aber nicht im Traum. Denn Joseph wußte, er schafft ihn sonst nie mehr hinaus.
    Und Joseph wankt und will doch zum Ausgang und achtet, daß er nicht fällt und der Schmerz ihn nicht überwältigt.
    Da erreicht er, am Rollstein vorbei, die Stufen nach außen und mit letzter Kraft steigt sie empor.
    Und angelangt oben, setzt er den Stein ab. Da sind sichtbar am Stein die Stellen, wo der Stein schnitt den Joseph.
    Joseph aber sieht sein Blut getrocknet, sieht’s in der Sonne bernsteinbraun glänzen.
    Da bemerkt er nochmals den Mann, den er gesehen zuvor, als der ausschritt den Felsen Golgotha, zählend die Schritte hinauf bis zum Scheitel.
    Und zählend noch sieht Joseph ihn kommen herauf, auf sich zu, in Richtung aufs Grab.
    Im Traum aber glaubt er zu wissen: Es ist der, in dessen Auftrag Neith uns auszahlt den Lohn. Ist Joseph von Arimathäa, der Ratsherr. Der kommt herauf, zu betrachten das Werk.
    Da war Joseph verwundert. Denn dieser Joseph, der näher kam, zu besehen das Grab: nicht krank schien der ihm. Sondern stieg herauf wie sonst ein Gesunder.
    Da kam der herauf und sagte, er wolle betrachten die Arbeit und wie vorankämen die Arbeiter in seinem Berg.
    Da ließ Joseph ihn gehen ins Grab. Und Joseph von Arimathäa ging die Stufen hinab und hinein.
    Joseph aber sah zu Boden im Traum. Und bemerkte zwei Paare Spuren hin über aschweißen Boden beim Grab:
    Seine eigenen, die führten heraus aus dem Grab, beschwert mit
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