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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten
Autoren: Carl Hiaasen
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Santana bemerkte den Perlenstecker, der an einem Lampenschirm neben dem Computer ihres Sohnes befestigt war.
    »Wo hast du den denn her?«, fragte sie.
    »Von einer Frau«, antwortete Fry.
    »Miss Fonda hatte so einen. Die Freundin von dem Telemarketing-Fuzzi.«
    »Für jemanden, dem sie den Kiefer zugedrahtet haben«, stellte er fest, »redest du ganz schön viel.«
    »Das Essen ist fast fertig«, sagte seine Mutter.
    »Auf die Maiskolben verzichtest du dann wohl, wie?«
    »Das macht dir echt Spaß, was?«
    »War doch nur ein Witz, Mom.« Er drückte sie.
    »Geh und hilf deinem Vater die Stufen rauf«, wies sie ihn an.
    Perry Skinner war in Honeys bemalten Trailer gezogen. Sie behaupteten, das wäre keine große Sache, weil es sich dabei um eine rein vorübergehende Maßnahme handele und es überhaupt nichts zu bedeuten habe. Fry bekam das bloß so um die zehnmal am Tag zu hören, weswegen er sich auch sicher war, dass sie wieder etwas miteinander anfingen. Obgleich es Spaß machte, sie beide gleichzeitig um sich zu haben, war Fry besorgt. Er erinnerte sich daran, wie sie sich früher immer gezofft hatten, und er hatte Angst, dass das wieder losgehen würde, wenn ihre jeweiligen Verletzungen verheilt waren und sie beide wieder zu ihrer Dickköpfigkeit zurückfanden.
    Er ging hinaus, wo sein Dad sich gerade bemühte, mit einem Stock zu gehen. Skinner hatte ein neues linkes Hüftgelenk bekommen; Louis Piejack hatte das alte in Stücke geschossen. Im Krankenhaus hatte der Sheriff sowohl von dem Jungen als auch von seinen Eltern dieselbe Geschichte gehört: Sie waren zum Picknicken nach Dismal Key hinausgefahren, und Skinner hatte sich aus Versehen selbst angeschossen, als er auf Bierdosen geballert hatte. Frys Mutter war der Ansicht, dass der Detective ihnen nicht glaubte, doch Frys Vater sagte, das sei eigentlich ganz egal. Als stellvertretender Bürgermeister hatte er eine stabile Beziehung zu dem Sheriff, der niemals – nicht einmal in der Hitze eines Pokerspiels mit hohen Einsätzen – seine Glaubwürdigkeit in Frage gestellt hatte.
    »Wann kann ich wieder Skateboard fahren?«, wollte Fry wissen.
    »Wenn der Arzt es erlaubt.«
    »Aber meiner Birne geht’s echt gut.«
    »Ach ja? Also, dagegen lässt sich was machen.« Spielerisch hob Skinner den Stock, als wollte er ihm eins überbraten.
    »Ein Glück, dass wenigstens irgendjemand besser drauf ist«, bemerkte Fry.
    »Hab ein bisschen Geduld mit deiner Mom, Champ. Du hättest auch ’ne Scheißlaune, wenn du dein ganzes Essen durch einen Strohhalm suckeln müsstest.«
    »Weißt du, was sie sich zu Mittag gemacht hat? Einen Austern-shake!«
    »Großer Gott«, entfuhr es Skinner.
    Zum Abendessen hatte Honey zwei frische Cobiafilets gebraten, erworben in Louis Piejacks Fischgeschäft, das in seiner Abwesenheit florierte. Piejacks langmütige Ehefrau Becky hatte die unerklärte Auszeit ihres Mannes genutzt und sich mit Armando, ihrem Orchideenberater, nach São Paulo abgesetzt, nachdem sie vorher das gemeinsame Geldmarktkonto leergeräumt hatte. Niemand in der Stadt konnte es ihr verdenken.
    Fry und sein Vater schlangen das Cobiafleisch hinunter, während seine Mutter Krabbenbisque löffelte.
    »Skinner, hast du zufällig die schicke Perle deines Sohnes gesehen?«, fragte sie. »Die hat ihm eine Freundin geschenkt.«
    Frys Vater schaute zu ihm hinüber und zwinkerte ihm zu. »Was hat sie dir denn sonst noch geschenkt?«
    »Na toll«, grummelte Honey durch chirurgisch verriegelte Zahnreihen. »Ein Superbeispiel, wie immer.«
    »Ach komm, er weiß doch, dass ich nur Spaß mache.«
    Fry beobachtete, wie sein Vater die Hand ausstreckte und den Arm seiner Mutter berührte, und er sah, wie die Augen seiner Mutter weicher wurden. Es war ein schöner Moment, doch der Junge sah es mit gemischten Gefühlen. Schließlich hatte er sich große Mühe gegeben, sich keine Hoffnungen zu machen. Er hatte Angst davor, eines Morgens zu erwachen und den Lärm eines Streits zu vernehmen und dann das Knallen einer Tür.
    Vorsichtig legte er seine Gabel hin. »Darf ich was sagen? Auch wenn’s mich wahrscheinlich nichts angeht?«
    Skinner meinte, er solle ruhig loslegen.
    »Okay, ich bin mir nicht so sicher, ob das hier ein cooler Move ist – ihr beide wieder im selben Haus«, verkündete Fry.
    Verblüfft über seine Offenheit, lehnte Honey sich zurück. »Also ehrlich, Fry«, murmelte sie.
    »Ich meine, im Moment ist ja alles locker«, fuhr der Junge fort, »aber es hat ja ’n Grund
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