Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten
Autoren: Carl Hiaasen
Vom Netzwerk:
drückte auf die PLAY-Taste. »Die Musik gefällt mir«, bemerkte sie.
    »Ravels ›Bolero‹. Ist ziemlich bekannt.« Er hatte sie selbst eingespielt, um die Unterhaltung zwischen Eugenie Fonda und dem Jungen mit dem Footballhelm zu übertönen.
    »Ich steh ja nicht auf solche Viecher, aber diese beiden kleinen Burschen sind niedlich, das muss ich zugeben. Und sie haben sich definitiv gern.«
    »Ich habe gehört, das sind Chamäleons«, erklärte Dealey. »Grün ist bei denen die Farbe für glückliche Augenblicke.«
    Lily war beeindruckt vom leichtfüßigen Aufsitzen des Männchens. Es war gar nicht einfach, um den Schwanz seiner Partnerin herumzurangieren und das Andockmanöver hinzukriegen.
    »Sind Sie noch da?«, fragte Dealey.
    »Ich gebe Ihnen zehn Riesen, aber damit hat sich’s.«
    »Klingt anständig.«
    »Als Beihilfe für Ihre Behandlungskosten.«
    »Sehr verbunden«, versicherte der Privatdetektiv. Im Hintergrund hörte er den »Bolero« lauter werden, genau wie Mrs. Shreaves Atemzüge.
    »Nur zu Ihrer Information, nächste Woche reiche ich die Scheidung ein.«
    »Sollte kein Problem sein.« Dealey nahm an, dass sie endlich ihre Pizzaläden verkauft hatte.
    »Nur so aus Neugier, wo ist eigentlich mein Mann?«, erkundigte sie sich.
    »Ich habe keinen blassen Schimmer.«
    »Dann nehme ich mal an, dass er mit seiner Einsachtzig-Braut durchgebrannt ist.«
    Dealey sagte nichts.
    Lily war noch nicht fertig. »Übrigens, die von der Küstenwache haben gesagt, sie hätten zwei Frauen von derselben Insel gerettet.«
    »Camper«, meinte er. »Die hatten sich auch verirrt.«
    »Geschieht ihnen recht. Klingt nach einer absolut grauenvollen Gegend.«
    »Auf Wiedersehen, Mrs. Shreave.«
    Lächelnd legte Dealey auf. Als Eugenie Fonda wissen wollte, was denn so komisch sei, erzählte er ihr von den zehn Riesen.
    Sie stieß einen Pfiff aus. »Was hab ich Ihnen gesagt? Die Frau fährt total auf diese Reptilien ab.«
    »Gute Kameraarbeit. Hervorragend, um genau zu sein.« Dealeys Schulter, von drei Titannägeln zusammengehalten, pochte ungehalten. Er suchte in seinem Schreibtisch nach Schmerztabletten.
    »Haben Sie eigentlich auch normale Klienten?«, wollte Eugenie Fonda wissen.
    »Ein paar. Sie werden’s ja sehen.«
    »Also, wie sind die Bekleidungsvorschriften für Ihren Laden?«
    »Überraschen Sie mich«, erwiderte Dealey.
    Vor zwei Tagen war Eugenie in sein Büro geschlendert gekommen und hatte ihm einen Deal angeboten: Sie würde ihm die beiden Alukoffer mit der kostbaren Überwachungsausrüstung zurückgeben, wenn er versprach, dafür zu sorgen, dass Boyd Shreaves Frau das Chamäleon-Sexvideo bekam. Im Zuge ihres Gesprächs war Dealey der Gedanke gekommen, dass Eugenie mit ihrer umfangreichen und intimen Kenntnis menschlicher Schwächen eine wertvolle Bereicherung für sein Unternehmen sein könnte.
    »Heißt das, Sie wollen den Job?«, fragte er.
    »Aber versuchen Sie ja nicht, mir an die Wäsche zu gehen. Sie haben nicht den Hauch einer Chance.«
    »Kapiert«, versicherte Dealey.
    »Und wenn Sie versuchen, mich mit irgendwelchen trotteligen Kumpeln von Ihnen zu verkuppeln, breche ich Ihnen höchstpersönlich den anderen Arm. So was in Richtung Trümmerbruch.«
    »Geht klar.« Er war sich fast sicher, dass sie durchaus dazu in der Lage wäre – und es auch tun würde.
    »Noch was. Diese Videos und Fotos, die Sie von mir und Boyd gemacht haben. Haben Sie Kopien davon?«
    Dealey furchte die Stirn und rutschte auf seinem Stuhl herum.
    »Verbrennen Sie sie«, verlangte Eugenie.
    Wehmütig dachte er an sein Meisterstück, die Oralnummer im Imbiss. »Sie sind in einem Bankschließfach. Außer mir hat niemand einen Schlüssel dafür.«
    »Ich habe gesagt, verbrennen Sie sie.« Eugenie beugte sich vor und klopfte mit den Fingernägeln auf den Schreibtisch. »Habe ich Ihnen gerade zu zehntausend lächerlichen Dollar verholfen oder nicht?«
    Resigniert sackte der Detektiv in sich zusammen. »Aber ich dachte, Sie wollten sie sich ansehen – die Videos und die Fotos.«
    Eugenie meinte, nein, sie hätte es sich anders überlegt. »Das ist Schnee von gestern.«
    »Sie haben verdammt gut ausgesehen, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.«
    »Bringen Sie mich nicht dazu, Ihnen zu sagen, was Sie dürfen, Mr. Dealey.«
    Er zog die Kappe von seinem Stift, um sich ihre Sozialversicherungsnummer aufzuschreiben. »Wann können Sie anfangen?«
    »Moment. Ich bin noch nicht fertig«, wehrte sie ab. »Haben Sie wegen unserer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher