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Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle

Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle

Titel: Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle
Autoren: Jackie Kessler
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der Welt schafften die Menschen es nur, ihre Gefühle zu kontrollieren? Ach, völlig egal -wie schafften sie es, ihre Gefühle zu verstehen?
    Da ich nicht wusste, was ich sagen sollte, starrte ich sie einfach nur an und musterte ihr Äußeres. Die gute, alte Meg. In den grob tausend Jahren, die wir miteinander befreundet waren, hatte ich sie selten in einem anderen Outfit gesehen. Dieser altgriechische Look passte zu ihr; es machte ihr einen Heidenspaß, so gr a zil-zerbrechlich rüberzukommen. Das gehörte zu ihrem maka b ren Sinn für Humor. Eine plötzli che Erinnerung schnürte mir die Brust zu: Meg und ich, wie wir am Feuersee sitzen und Me n schenkeulen rösten, während wir uns kichernd wie kleine Schulmädchen über die Arroganten und die höllische Elite lustig machen.
    Und dann erinnerte ich mich an den zarten Hauch ihrer Lippen, als sie mich küsste, um mich schließlich dem Tod zu überlassen.
    Und nun stand sie hier in Pauls Wohnung und grinste mich an. Nichts an diesem Grinsen zeugte von Freundschaft. Es war vielmehr ein Ausdruck von Wahnsinn – gierig und erwa r tungsvoll.
    Der Anblick dieses eisigen Grinsens durchdrang mein Gefühl s chaos. Während mir der Atem stockte, starrte ich sie genauer an, starrte durch ihre äußere Hülle hindurch und erspähte ihre Aura: rot und dickflüssig wie frisch vergossenes Blut.
    In einem erstickten Flüstern sagte ich: »Du bist nicht Megaira.«
    Das Grinsen nahm einen heimtückischen Zug an, und ihre Stimme traf mich wie zersplitterndes Glas. »Das habe ich auch nie behauptet.« Dunkelrote Flüssigkeit stieg ihr in die Augen, quoll aus ihren Augenwinkeln und rann ihr über die Wangen, eine dunkle Spur hinterlassend.
    Oh Scheiße.
    Meine Nasenlöcher stachen von dem plötzlichen Gestank nach faulen Eiern und versengtem Fleisch, der von dieser Nicht-Meg ausging wie ein modriges Parfüm. Schwefel.
    Anscheinend war heute meine ganz persönliche Hell Night. Wie dumm zu glauben, das müsste zwangsläufig etwas mit einer Verbindungsparty zu tun haben.
    Während ich in ihre bluttriefenden Augen starrte, gab mein G e hirn meinen Beinen die verzweifelte Anweisung, verdammt noch mal schleunigst das Weite zu suchen, aber meine Füße waren wie am Boden festgewachsen. Hilflos beobachtete ich, wie ihre G e stalt sich langsam deformierte und eine schwarze Farbe annahm, bis daraus eine ebenholzfarbene Karikatur von Fleisch und Blut geworden war. Ihr Gesicht wurde schrumpelig und rissig vom Alter. Ihr braunes Haar wich schwarzen Schlangenkörpern, die sich in elegant geflochtenen Zöpfen um ihren Kopf legten. Eine riesige Giftschlange wand sich um ihre knochigen Schultern und umkreiste sie wie ein lebendiger Ouroboros. Der Stoff ihrer weißen Tunika wurde kohlschwarz und immer länger, bis daraus ein obsidianfarbenes Trauergewand geworden war, während sich hinter ihrem Rücken gigantische Fledermausflügel au s breiteten, die den gesamten Raum in Schatten tauchten.
    Schwer schluckend betrachtete ich Alekto, eine von Megs beiden Furienschwestern . Ich hätte gern voller Inbrunst gebetet, aber ich wusste nicht, an welche Adresse ich mein Gebet hätte schicken sollen – hinauf in den Himmel oder runter in die Hölle. Merke: Dringend eine Religion zulegen.
    Merke, zweiter Teil: Erst mal Begegnung mit höllischer W e senheit überleben.
    Sämtliche Knochen in meinen Beinen verwandelten sich in Pudding, und ich sackte vor der Furie auf die Knie. Vielleicht interpretierte sie die Geste als Ehrerbietung. Vielleicht als pan i sche Angst. Was auch immer, beides tat seine Wirkung.
    »Mir scheint, deine neu gewonnene Seele lastet schwer auf deiner Zunge.« Ihr Grinsen wurde breiter und enthüllte mir Fangzähne, die höchstwahrscheinlich scharf genug waren, um Stahl zu zerreißen. »Oder vielleicht bist du einfach nur unhö f lich.«
    Ich spürte, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich. Eine Furie zu beleidigen war eine todsichere Garantie für eine kurze Leben s erwartung; daher unterdrückte ich meine Angst, so gut es ging, und öffnete den Mund, um irgendetwas zu erwidern. Während Meg mir ziemlich nahestand – gestanden hatte –, hatte ich zu Alekto nie viel Kontakt gehabt. Ich entschloss mich daher, einen offiziellen Ton anzuschlagen.
    »Seid gegrüßt, Erinnye Alekto.« Meine Stimme klang schrill, aber immerhin stotterte ich nicht. Yippie, ich mal wieder!
    Die Schlange, die Alektos Schultern umkreiste, schob ihren Kopf unter die Unke Brust der Furie. »Deine Manieren geziemen sich
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