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Sueßer Tod

Sueßer Tod

Titel: Sueßer Tod
Autoren: Amanda Cross
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Fansler, würde unvermeidlich herausfinden, daß Patrice Umphelby auf höchst unglücklich gewählte und gedankenlose Weise Selbstmord begangen hatte. Kate war Patrice begegnet, hatte sie aber nicht gut gekannt. Ich bin also in jeder Beziehung geeignet für den Job, dachte Kate. Und wenn jemand wie ich den Mordverdacht ausräumt, ist jeder überzeugt. Aber, sagte Kate vor sich hin, ich werde diesen selbstgefälligen Dummköpfen Hawthorne zitieren. Selbst wenn Patrice Selbstmord begangen hatte, warum zu dem Zeitpunkt, so viel früher als geplant? Als Kate sich schließlich aus dem Bett gekämpft und geduscht hatte, und für den Tag gewappnet war, machte sie sich auf die Suche nach Hawthorne und las Reed die Passage vor.
    »Er spricht von der Zeit«, erklärte sie, »als er seinen Job im Zollamt verlor:
    ›Angesichts meines vorherigen Überdrusses an meiner Arbeit, meiner vagen Kündigungsgedanken, ähnelte mein Schicksal in gewisser Weise dem eines Menschen, der mit dem Gedanken an Selbstmord spielt und für den sich, seine höchsten Erwartungen übertreffend, plötzlich der Glücksfall einstellt, daß jemand ihn ermordet.‹ Aber war es bei Patrice ein Glücksfall? Ich bezweifle es, liebe Rektorin Norton, ich bezweifle es sehr.«
    »Du darfst nicht vergessen, meine Liebe«, sagte Reed, »daß Patrice wahrscheinlich aus freien Stücken in den See ging. Das vorhandene Beweismaterial läßt darauf schließen.«
    »Ich bin sehr gespannt darauf, was Madeline Huntley zu sagen hat«, antwortete Kate. »Ein Institut zu leiten, sieht ihr gar nicht ähnlich.«
    »Wohingegen es dir sehr ähnlich sieht«, bemerkte Reed, »an einem Forschungsprojekt teilzunehmen. Vielleicht solltest du deinen Unijob aufgeben und ich meinen als Bezirksstaatsanwalt, und wir sollten gemeinsam eine Privatdetektei aufmachen, mit akademischen Fällen als besondere Spezialität.«
    »Du wirst immer unausstehlich, wenn ich an Projekten arbeite, die außerhalb New Yorks stattfinden«, sinnierte Kate.
    »Ich werde dich vermissen«, sagte Reed. »Das ist immer so bei mir.«

    25

Vier
    Ich weiß nicht, was einen Menschen konservativer macht –
    wenn er nichts über die Gegenwart weiß
    oder nichts über die Vergangenheit.

    John Maynard Keynes

    Wie alle Frauencolleges im Osten, eingeschlossen jene, die einst als die »Seven Sisters« bekannt waren (ein Name, der seit kurzem, wie so vieles andere, von den großen Ölgesellschaften mit Beschlag belegt wird), hatte das Clare College seine große Zeit zwischen dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Ende des Krieges in Vietnam. Viele erfolgreiche und berühmte Frauen hatten die Colleges im Osten besucht und für deren guten Ruf gesorgt. 1974 veröffentlichte Elizabeth Tidball eine Analyse der Ausbildung erfolgreicher Frauen, in der sie feststellte, daß ein hoher Anteil derer, die später bedeutende Karriere machten und Anerkennung fanden, reine Frauencolleges besucht hatten, meistens eines der berühmten im Osten. Das Wellesley College war so beeindruckt von diesem Bericht, daß es Elizabeth Tidball die Ehrendoktorwürde verlieh. Ende der siebziger Jahre hatte sich jedoch viel verändert, unter anderem hatten Frauen inzwischen zu all den großen Universitäten und Colleges Zutritt, die bis dahin Männern vorbehalten waren. Es war zu früh vorauszusagen, ob dies wirklich ein Fortschritt für die Frauen war. Die reinen Frauencolleges, die es ja weiterhin gab, hatten unbestreitbar ihre Vorteile: einen Lehrkörper, der mindestens zur Hälfte aus Frauen bestand; die Chance, alle studentischen Ämter zu besetzen und sich nicht darum zu sorgen, wie die eigenen intellektuellen Anstrengungen auf die männlichen Kommilitonen wirkten. Aber allmählich kam der Verdacht auf, daß die Frauencolleges ihre Chancen nicht recht nutzten. Kate hatte immer Frauencolleges vorgezogen. Sie hielt es für eine Bereicherung, daß Frauen vier Jahre lang all die Erfahrungen, die an einer Universität zu machen sind, miteinander teilen und sich gegenseitig all die Aufmerksamkeit schenken können, die ansonsten, sind Männer zugegen, nur allzu bereitwillig denen gezollt wird. Aber selbst Kate zweifelte allmählich an der Überlebensfähigkeit von Frauencolleges, und je mehr sie über Patrice, deren Leben und Tod nachdachte, desto stärker wurden diese Zweifel. Als sie schließlich zur ersten Sitzung mit der Forschungsgruppe und ihrem ersten Gespräch mit der Rektorin des Clare Colleges am Bostoner Flughafen eintraf, wurde sie von ihrer
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