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Sueße Verfuehrung im Pazifik

Sueße Verfuehrung im Pazifik

Titel: Sueße Verfuehrung im Pazifik
Autoren: Carol Marinelli
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sein.
    Er verließ seinen Platz an den Felsen, ging zum Wasser und ließ den Kiesel über die Wellen springen.
    „Ha!“, rief er. Als gäbe es so etwas wie die Richtige. Er bückte sich, hob noch mehr Steine auf und ließ sie wütend einen nach dem anderen übers Wasser hüpfen. Emma, zum Beispiel. Hatte sein Vater ihn nicht gewarnt, dass sie Geldprobleme hatte? Hatte er es nicht mit eigenen Augen gesehen und von Jake persönlich erfahren?
    Eine Weile hätte sie ihn sicher täuschen können. Aber nicht lange, dachte er zornig, nicht lange. Es war immer dasselbe: Frauen wollten nur das Eine: seinen Reichtum. Nun gut, vielleicht gab es da noch etwas anderes. Und das konnten sie gerne von ihm haben!
    Er würde sich nicht um den Finger wickeln lassen wie sein Vater, der noch immer die Frau liebte, die ihn und seinen Sohn so schändlich sitzen gelassen hatte.
    Eine Frau, die jetzt, da sein Vater alt und krank war, zu ihm zurückkehren wollte. Aber das werde ich zu verhindern wissen, dachte Zarios entschlossen. Er zog einen Brief aus der Hosentasche und las erneut die einschmeichelnden Worte, die er abgefangen hatte. Dann wickelte er das Papier um einen Stein und warf es, so weit er konnte, in den Ozean.
    Sie kam zu spät!
    Dreißig Jahre zu spät. Und wenn sein Vater das nicht begriff, dann war er ein Narr.
    Doch was war das? Bewegte sich da etwas auf dem Meer? Vielleicht Robben oder Delfine? Er kniff die Augen zusammen, tatsächlich, da tanzte etwas Helles weit draußen auf den Wellen. Dann setzte sein Herz einen Schlag aus. Es war eine Hand, die winkte. Jemand befand sich in tödlicher Gefahr.
    Sein erster Gedanke war, ins Wasser zu springen und hinauszuschwimmen, doch er zwang sich, einen kühlen Kopf zu bewahren. Der Schwimmer war weit weg. Hinter Zarios stand eine Hütte der Wasserwacht, doch sie war verschlossen. Die ersten Surfer würden sicher bald kommen, aber im Augenblick war er auf sich gestellt.
    Noch während er überlegte, wie er am besten helfen könne, rannte er den Strand entlang auf die rutschigen ins Wasser hineinragenden Felsen zu. Dabei ließ er den Schwimmer nicht aus den Augen.
    Die Panik, die ihn ergriffen hatte, als er sah, dass sich ein Mensch in Lebensgefahr befand, hatte sich gelegt. Vorsichtig und darauf konzentriert, nicht auszurutschen, lief er über die Felsen. Wie im täglichen Leben dachte er nur an die vor ihm liegende Aufgabe, nicht an die damit verbundene Gefahr. Eine Formel, mit der er es weit gebracht hatte.
    Er sah sie Wasser treten.
    Sie!
    Er schob den Gedanken beiseite, konzentrierte sich auf den glitschigen Seetang, atmete tief und gleichmäßig, bis er glaubte, so nahe wie möglich an sie herangekommen zu sein. Langsam, um sich nicht an den scharfkantigen Felsen zu verletzen, ließ er sich ins Wasser gleiten und kraulte mit kraftvollen Bewegungen auf sie zu. Je näher er ihr kam, desto stärker spürte er den Sog unter der relativ ruhigen Meeresoberfläche.
    Dann verlor er sie aus den Augen.
    War er zu spät gekommen? Wäre er doch nur schneller gerannt, zügiger geschwommen! Wenn er nun tauchte …? Plötzlich sah er sie wieder. Entsetzen in den blauen Augen, mit offenem Mund, winkenden Armen. Zum ersten Mal in seinem Leben verspürte er panische Angst bei der Vorstellung, was er beinahe verloren hätte. Was er noch verlieren konnte.
    Emma!
    Er hatte sie erreicht, griff ihr unter die Achsel, legte ihr die Hand unters Kinn und drehte sich auf den Rücken. Dann schwamm er mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, quer durch die Strömung auf die Felsen zu. Gerade als er glaubte, nicht mehr weiterzukönnen, tauchte ein Surfer auf, der sie vom Strand aus beobachtet haben musste. Er zog Emma auf sein Brett. Gemeinsam schafften es die beiden Männer zurück ans Ufer. Sie war noch einmal davongekommen.
    Zarios war außer sich. Zwischen tiefen Atemzügen ließ er sie zuerst in rasantem Italienisch und dann auf Englisch wissen, was er von ihrem Leichtsinn hielt. Er hätte es auch auf Chinesisch sagen können. Die Bedeutung seiner Worte war eindeutig.
    „Allein rauszuschwimmen! Du musst verrückt sein!“
    Emma kniete im feuchten Sand, frierend und hustend, zu verstört, um dankbar zu sein. Ihr Atem ging stockend. Die Panik, die sie im Wasser ergriffen hatte, war nichts im Vergleich zu der Todesangst, die sie nun empfand, als ihr klar wurde, wie schnell es beinahe vorbei gewesen wäre. Ein einziger Moment der Unachtsamkeit hätte sie fast das Leben gekostet.
    „Also, dann …“
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