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Süße Rache: Roman (German Edition)

Süße Rache: Roman (German Edition)

Titel: Süße Rache: Roman (German Edition)
Autoren: Linda Howard
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umzudrehen, und sieben weitere Männer traten ins Freie: Rafael Salinas, umgeben von sechs Männern, die den anderen Fußgängern den Weg abschnitten, damit Salinas ungehindert von der Haustür zur offenen Wagentür gelangen konnte. Die Passanten blieben stehen, versuchten die Gruppe zu umgehen oder knurrten: »Aus dem Weg«, wenn nicht Schlimmeres,
aber all das wurde ignoriert. Ein gebückt gehender Greis mit Stock kam sogar ins Straucheln.
    Ein Bus rumpelte vorbei, ein kaum hörbares Plopp mischte sich in das Röhren des Dieselmotors. Rafael Salinas kam ins Stolpern und streckte die Hand vor, als wollte er sich abfangen. Ein zweites Plopp direkt nach dem ersten hatte zur Folge, dass mehrere Menschen sich neugierig umdrehten und rätselten, was der Laut zu bedeuten hatte. Salinas ging zu Boden, aus seinem Hals sprühte eine rote Fontäne.
    Der erste Mann, der aus dem Gebäude getreten war, erkannte, dass etwas passiert war, absolvierte eine halbe Drehung und zog dabei eine Halbautomatik unter seiner Jacke hervor.
    Plopp.
    Der erste Mann taumelte rückwärts in den Fahrer, während auf seiner Brust eine rote Blume erblühte. Die Waffe fiel aus seiner plötzlich erschlafften Hand und schlitterte kreiselnd über den Gehweg. Die Menschen erkannten, dass etwas Schreckliches passierte, ein paar vereinzelte Schreie durchschnitten die Luft, gefolgt von aufgeregtem Gerenne, weil alle losliefen oder Deckung suchten. Der alte Mann mit dem Stock wurde zu Boden gestoßen und landete halb auf dem Bürgersteig, halb auf der Straße hinter der Stoßstange von Salinas’ Wagen, während der Stock einen Meter vor seiner ausgestreckten Hand zu liegen kam. Aus seinem faltigen Gesicht sprach völlige Fassungslosigkeit. Er versuchte, zu seinem Stock zu krabbeln, landete aber mit dem Gesicht voran auf dem Boden, als ihn die Kräfte verließen.
    »Da! Los!« Einer der Männer deutete die Straße hinunter, wo ein junger Mann durch die Menge drängte und so schnell wie möglich zu fliehen schien. Zwei von Salinas’
Männern setzten ihm nach. Alle hatten inzwischen ihre Waffen gezogen und schossen wie ein wild gewordener Haufen mal hierhin, mal dorthin. Sie hatten sich um Rafael Salinas versammelt, als könnten sie ihn, dem unwiderlegbaren Beweis zum Trotz, immer noch beschützen. Die rote Fontäne aus Salinas’ Hals war abgestorben; sein Herz hatte nur noch ein paar Mal geschlagen, nachdem die erste Kugel es zerfetzt hatte. Der zweite Schuss, der durch Salinas’ Sturz abgelenkt worden war, hatte ihn in den Hals getroffen.
    Der Alte versuchte noch einmal, auf die Füße zu kommen. »Mein Stock!«, blökte er immer wieder. »Mein Stock.«
    »Da ist dein Scheißstock«, sagte einer der Leibwächter und schubste ihn mit dem Fuß zu dem Mann hin. »Jetzt mach dich vom Acker, Opa.«
    Der alte Mann griff mit zitternden, behandschuhten Händen nach seinem Stock und richtete sich mühsam auf. Er humpelte hinter den nächsten geparkten Wagen, blieb dort stehen und sah sich mit großen Augen um, als könnte er nicht begreifen, was um ihn herum geschah. »Was ist denn los?«, fragte er mehrmals. »Was ist denn los?«
    Niemand beachtete ihn. Mit lautem Sirenengeheul versuchten sich New Yorks Gesetzeshüter durch den Verkehr zu drängeln. Der Alte schob sich durch die Schaulustigen und setzte seinen Weg fort – allerdings in die Richtung, aus der er gekommen war. Fünfzehn Minuten später entdeckte ein uniformierter Polizist die Mordwaffe, eine Pistole mit aufgesetztem Schalldämpfer, unter Salinas’ Auto auf dem Straßenpflaster.
     
    Simon rief Andie auf dem Handy an. »Pack deine Koffer«, sagte er leise. »Wir reisen ab.«
    »Jetzt? Aber -«
    »Salinas ist tot. Du hast keinen Grund mehr hierzubleiben. Jetzt pack, wir müssen uns beeilen.«
    Wie betäubt klappte sie das Handy zu. Rafael war tot.
    Sie war nicht dumm; sie brauchte keine weiteren Erklärungen. Entsetzt begriff sie, was Simon getan hatte. Wie in Trance sammelte sie ihre Waschsachen zusammen und warf sie in den Koffer; weil sie gar nicht erst ausgepackt hatte, war sie nach wenigen Minuten fertig.
    Simon erschien keine halbe Stunde später an ihrer Tür. Seine verschlossene, grimmige Miene hielt sie davon ab, Fragen zu stellen. Er nahm die Koffer, und sie folgte ihm schweigend. Ihr Blick war so leer wie seiner.
    Zwei Stunden später hoben sie von einem kleinen Privatflughafen in New Jersey ab. Simon saß auf dem Pilotensitz. Andie war noch nie in einer so kleinen Maschine geflogen,
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