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Süße Rache: Roman (German Edition)

Süße Rache: Roman (German Edition)

Titel: Süße Rache: Roman (German Edition)
Autoren: Linda Howard
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eine Chance auf ihr Glück verdient, er würde sein Bestes geben, um sicherzustellen, dass sie die bekamen.
    Manchmal gab es einen Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit, manchmal konnte man sich nicht allein auf die Justiz verlassen, um Gerechtigkeit zu schaffen.
Auch wenn er, dachte er mit leiser Ironie, bevor er einschlief, nicht für das Gerechtigkeits-, sondern für das Justizministerium arbeitete.
     
    Die letzten Tage waren angespannt gewesen, so als wüssten sie nicht, wie sie miteinander umgehen sollten. Wahrscheinlich, dachte Andie, wussten sie es wirklich nicht. Auf einer Ebene waren sie zutiefst vertraut; ihre Beziehung war gezeichnet von Dramatik, Leidenschaft und tiefem Schmerz. Auf der Alltagsebene wussten sie kaum etwas voneinander, und das würde sich nur langsam ändern. Einstweilen umgingen sie verlegen jenes Thema, das wie ein riesiger Elefant zwischen ihnen stand, indem sie weder darüber sprachen, noch es sonst überhaupt zur Kenntnis nahmen, obwohl beide sich äußerste Mühe geben mussten, es zu ignorieren.
    Sie wusste nicht, was er dachte oder was er empfand. Er war ohnehin ein verschlossener Mensch – die Untertreibung des Jahres – und hatte sich, seit sie New York verlassen hatten, emotional vollkommen abgeschottet. Es tat weh, ihm so nahe zu sein und ihn nicht berühren zu können, aber nicht in seiner Nähe zu sein wäre noch schlimmer gewesen. Oh ja, körperlich konnte sie ihn durchaus berühren, doch die mentale Barriere, die er zwischen ihnen errichtet hatte, bewirkte, dass sie sich wieder wie an jenem Nachmittag im Penthouse fühlte, als sie ihn um jeden Preis knacken wollte und er sich abgewandt hatte.
    Inzwischen kannte sie ihn besser und wusste, dass sie keine Angst vor ihm zu haben brauchte – ganz im Gegenteil. Dieser Mann würde sich jederzeit ohne zu zögern zwischen sie und jede Gefahr stellen.
    Es schnürte ihr schmerzhaft das Herz zusammen, als sie eines Nachmittags beobachtete, wie er mit der Schulter
im Türrahmen lehnte und reglos minutenlang aufs Meer starrte. Er war so allein; er war zwar bereit, jedes Risiko einzugehen, um sie zu beschützen, doch sobald er es auf sich genommen hatte, zog er sich sofort zurück. Gab er ihr vielleicht die Schuld daran, dass er gezwungen gewesen war, noch einmal zu töten, obwohl er sich geschworen hatte, das nie wieder zu tun?
    Sie wusste, wie sie sich fühlen würde, wenn jemand sie zu etwas zwingen würde, das sie daran hinderte, zu diesem Ort perfekter Freude zurückzukehren und ihren Sohn wiederzusehen. Sie würde sich allein fühlen und verbittert, so als hätte es keinen Zweck, weiterhin ihr Bestes zu versuchen. Ob Simon das auch so empfand?
    Sie starrte seinen Rücken an, versuchte seine Stimmung zu erfassen, seine Schwingungen aufzunehmen, aber das war ihr bei ihm genauso wenig möglich wie bei ihr selbst. Er stand ihr zu nahe, vermutete sie; sie konnte seine Zukunft ebenso wenig erspüren wie ihre eigene.
    Im Gegenlicht konnte sie sein Gesicht nicht erkennen, dafür war er von einem Lichtkranz umgeben, unter dem sein weißes Hemd durchsichtig wirkte und sich die durchtrainierte, muskulöse Silhouette seines Oberkörpers abzeichnete. Sie sah ihn lange an und spürte, wie ihr das Blut aus dem Kopf wich, wie sie ins Schwanken kam und die Welt um sie herum im Dunkel versank, bis alles außer ihm und dem Licht ausgelöscht schien.
    Noch einmal hatte er sich zwischen sie und den Tod gestellt, hatte er sie mit seinem Schmerz und seiner Liebe beschirmt, hatte er ein Zeichen ausgesandt, das vielleicht für sie sprechen würde. Sie hatte geliebt, und sie war geliebt worden. Die Liebe zu ihrem Kind hatte den Ausschlag gegeben, ihr eine zweite Chance zu gewähren, doch auch Simons Liebe war dort zu spüren gewesen.
    Sie waren auf immer verbunden; alles, was sie tat, wirkte sich auf ihn aus, und alles, was er tat, wirkte sich auf sie aus. Falls jemand sie gefragt hätte, ob sie sich an jenem Nachmittag, an dem sie das erste Mal zusammen gewesen waren, in ihn verliebt hätte, hätte sie das mit Nachdruck abgestritten, aber um ehrlich zu sein, hatte sie ihre Verbindung schon damals gespürt und sich auch darum so vor ihm gefürchtet. Irgendwie hatte sie ihre Verbundenheit auf einer molekularen, jeder Logik widersprechenden Ebene erkannt und begriffen, dass er sie zwingen würde, noch einmal das Risiko des Liebens einzugehen. Aber wäre sie überhaupt hier, wenn er das nicht getan hätte? Oder hätte es dann nicht genug Liebe in
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