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Sündiger Mond

Sündiger Mond

Titel: Sündiger Mond
Autoren: L Burton
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produzierte eine dicke rosa Kaugummiblase.
    »Fluffer?«
    Sie ließ die Blase zerplatzen und pumpte mit der Faust vor ihrem Mund hin und her, in der universellen Blow-Job-Geste. »Das Mädchen, das die Jungs auf die Szene vorbereitet. Aber du bist es wahrscheinlich nicht.«

    »Ich bin nur Gast hier.«
    Die Blondine streckte ihre Hand aus. »Ich bin Juicy Fisher.«
    »Isabel Archer.« Ich schüttelte ihr die Hand, wobei ich überlegte, ob ich Desinfektionsmittel eingepackt hatte. Sie fragte mich nicht, ob ich nach der Figur von Henry James benannt war, aber es hätte mich auch gewundert.
    »Schnitt!«, brüllte ein Mann in der Bibliothek. »Emmeline! Das war dein Stichwort! Wo zum Teufel bleibst du?«
    Die Blondine zischte: »Scheiße!« Sie nahm ihren Kaugummi aus dem Mund und klebte ihn an den Türrahmen. »Entschuldigung, Larry! Mein Fehler!«
    »Macht noch mal von ›Fick das Luder. Ramm sie‹«, sagte der Mann.
    Ein Mädchen mit einem halben Dutzend Piercings im Gesicht hielt die Klappe an eine der Kameras und sagte: »Szene zwei, Einstellung zwei, die Siebte.«
    »Action!«, rief Larry.
    »Fick das Luder! Ramm sie!«, sagte Lili.
    Juicy öffnete einen Sonnenschirm und schlenderte in die Bibliothek.
    »Archie!«, schrie sie. »Was machst du da?«
    »Emmeline!«, sagte der Typ. »Ich habe dich nicht erwartet.«
    »Das sehe ich. Du Schuft! Du herzloser Betrüger!«
    »Mir scheint, dein Archie war sehr ungezogen«, sagte Lili. »Ungezogene Jungen müssen bestraft werden.«
    »Ja, gerne.« Juicy trat an den Tisch und nahm Lili die Peitsche aus der Hand. Dann jedoch zögerte sie und fragte: »Entschuldigung, Larry, aber wo stehe ich noch mal?«
    »Schnitt!«
    Ich trat näher, um einen Blick auf Larry zu werfen, der neben einem Laptop auf der Kante eines Schreibtischs saß. Er war in den Dreißigern und sah mit seiner Schildpattbrille eher wie ein Lehrer aus und nicht wie ein Pornoregisseur.

    In einer Ecke hinter ihm saßen Elic und Inigo, flüsterten und kicherten miteinander. Inigo, der ein Betty-Boop-T-Shirt, weite gestreifte Shorts, orangefarbene Converse All Stars und eine Sonnenbrille trug, schraubte gerade den Deckel von einer Flasche Tequila. Elic, in einem verblichenen schwarzen T-Shirt, mit Jeans und bloßen Füßen, wirkte immer noch wie ein goldener Gott. Wie Lili sahen auch die beiden nicht einen Tag älter aus als vor neunzehn Jahren. Irgendwas musste im Wasser von Grotte Cachée sein.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte ich eine Bewegung oben. Mein Dad beugte sich über das Geländer der Galerie und winkte mir, ich solle zu ihm nach oben kommen.
    Als ich die Treppe im Südost-Turm hinaufstieg, ging mir durch den Kopf, wie seltsam es war, dass mein kultivierter Vater den Dreharbeiten zu einem Porno zuschaute. Noch seltsamer war, dass er sie selbst arrangiert hatte. Als administrateur von Adrien Morel, Seigneur des Ombres, dem sechsunddreißigjährigen Herrn von Grotte Cachée, geschah alles im Château letztlich auf Veranlassung meines Vaters. Er hatte Bekanntschaften auf der ganzen Welt, und auf seinen zahlreichen Reisen lud er Leute, die er als »vielversprechend« empfand, ins Schloss ein. Was er darunter verstand, hatte er mir nie erklärt, aber ich wusste, dass es etwas mit Elic, Lili und Inigo zu tun hatte – ach ja, und auch mit dem zurückhaltenden Darius, dem ich während meines dreiwöchigen Aufenthalts nur einmal flüchtig begegnet war.
    Mein Vater nannte sie »die Follets«, und ich nahm an, das sei ihr Nachname. Sie waren wohl irgendwie mit Adrien verwandt, allerdings waren Elic und Lili anscheinend untereinander nur sehr entfernte Verwandte, da sie offensichtlich ein Liebespaar waren. Mir kamen sie vor wie die Freak-Familie Robinson, da sie in ihrem kleinen, abgelegenen Tal nach ihren eigenen Regeln lebten und spielten. Ich hatte sie schon damals
exzentrisch, geheimnisvoll und verwöhnt gefunden, weil sie scheinbar mühelos alles bekamen, was sie wollten.
    Sie arbeiteten nicht, und sie schienen sich für nichts zu interessieren außer für ihr Vergnügen. Wenn ich Dad fragte, was mit ihnen los sei, sagte er nur, er würde alle meine Fragen beantworten, wenn ich einwilligen würde, ihm als administrateur zu folgen – das wäre dann schon die neunte Generation von Archers in dieser Position. Der erste war Lord Henry Archer gewesen, der zweite Sohn des Marquess of Heddonshaw, der den Posten von 1742 bis zu seinem Tod im Jahr 1801 innegehabt hatte. Meine Reaktion darauf war immer die gleiche
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