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Sündiger Mond

Sündiger Mond

Titel: Sündiger Mond
Autoren: L Burton
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ihr, sie solle abhauen, aber sie rührte sich nicht vom Fleck. Die Stimmung war dahin, und da Adrien sich nicht wohlzufühlen schien, ging ich schließlich zu Bett.
    Am nächsten Morgen war Adrien unerklärlich kühl mir gegenüber und blieb es auch für die letzten drei Tage meines Aufenthalts. Immer, wenn ich etwas mit ihm unternehmen wollte, war er beschäftigt. Wenn wir uns unterhielten, setzte er sich nicht mehr neben mich, sondern weit weg auf einen anderen Stuhl. Er wollte nicht mehr mit mir durch die Wälder streifen, nicht mehr Ski laufen, nichts mehr von unseren gemeinsamen Unternehmungen wissen. Einmal ertappte ich ihn dabei, wie er mich ansah, und ich glaubte so etwas wie Trauer in seinem
Blick gesehen zu haben, bevor er sich abwandte, aber er blieb so distanziert wie zuvor. Es war mir schrecklich peinlich, dass ich sein Interesse missverstanden hatte, und ich war wütend auf mich, weil ich dadurch unsere Freundschaft zerstört hatte. Am Morgen meiner Abreise bemerkte ich, als mein Vater mein Gepäck in den Kofferraum lud, wie sich die Vorhänge in Adriens Arbeitszimmer im obersten Stockwerk des Torturms bewegten. Ich blickte hinauf; sofort fielen sie zu.
    »Isabel?«, sagte Adrien. »Möchtest du?«
    »Was?«
    »Möchtest du das Buch ausleihen? Es scheint dich ja sehr zu faszinieren.«
    »Oh. Äh, klar. Danke.«
    Dad sagte: »Es war Inigos Idee, aus dem Buch einen Film mit den Follets in den Hauptrollen zu machen. Mit allen außer Darius natürlich. Er hatte mit so etwas nie etwas zu tun. Aber Elic und Lili meinten, es würde bestimmt Spaß machen. Der Mann, den ich als Regisseur engagiert habe, Larry Parent, möchte gerne von der Pornoschiene weg und einen anderen Film realisieren, aber er kann das Geld dafür nicht auftreiben. Ich habe ihm angeboten, ihm seinen Traum zu finanzieren, wenn er Emmelines Emanzipation hier im Château mit Inigo, Elic und Lili dreht. Zuerst wollte er davon nichts wissen, weil er sich geschworen hatte, nie wieder einen Porno zu machen, aber schließlich ist er doch darauf eingegangen. Die Dreharbeiten sind beinahe abgeschlossen. Es hat nur zwei Wochen gedauert.«
    »Inigo wollte den Tobias spielen, der … der Emmeline in der Kunst der Liebe unterweist«, warf Adrien ein. »Sein Freund Erik wird von Elic gespielt, und dessen Geliebte, Lucretia, von Lili.«
    »Eines verwirrt mich«, sagte ich. »Dad, weißt du noch? Damals in den Weihnachtsferien habe ich meine Kamera mitgebracht,
aber du hast sie mir abgenommen, damit ich auch ganz bestimmt keine Fotos von den Follets mache. Du hast gesagt, sie hassten es, wenn man sie fotografiert, und du wolltest es noch nicht einmal riskieren, als ich versprochen habe, sie auf keinen Fall abzulichten. Ich weiß bis heute nicht, warum, aber ist ja auch egal. Ich verstehe nur nicht, warum Leute, die es hassen, fotografiert zu werden, sich beim Sex sogar filmen lassen. Und der Film wird ja auch auf DVD erscheinen, also werden ihn ja alle möglichen Leute sehen.«
    »Das wird kein Problem sein«, antwortete mein Vater.
    »Aber …«
    »Wenn ihr beide mich entschuldigen wollt«, sagte Adrien. Er stand auf, um zu gehen, das Buch mit den Ornamenten unter dem Arm. »Ich habe noch zu tun. Es ist so schön, dich wiederzusehen, Isabel. Ich hoffe, du bleibst eine Weile.«
    »Das ist nett, Adrien, aber leider fliege ich morgen Abend wieder nach London.«
    »Schade. Adieu. «
    Mein Vater blickte ihm nach, bis Adrien verschwunden war, und dann begann er rau zu husten.
    »Dad, geht es dir gut?«
    »Du solltest ihn nicht Adrien nennen.«
    »Oh, bitte.«
    »Du solltest mon seigneur zu ihm sagen, wie ich.«
    »Das ist doch lächerlich.«
    »Nein, es ist respektvoll. Und wenn du administrateur bist, erwartet man es sowieso von dir, deshalb kannst du genauso gut jetzt schon damit anfangen.«
    »Dad, sag so etwas bitte nicht.«
    Nachdenklich rieb er sich über das Kinn. »Komm«, sagte er und stand auf. »Geh mit mir zu meinen Zimmern.«
    Es war nicht besonders weit, aber als wir da waren, ging sein Atem pfeifend. Er trat sofort an einen Wandschrank und holte
ein Gerät auf Rädern heraus, das auf den ersten Blick aussah wie eine Nähmaschine im Koffer, nur größer. Dann setzte er sich und zog einen Plastikschlauch heraus, an dessen Ende sich eine Nasenkanüle befand. Diese führte er in seine Nasenlöcher ein und schaltete das Gerät ein, das mit leisem Summen ansprang. Tief atmend lehnte er sich mit geschlossenen Augen zurück.
    Ich setzte mich auf seine
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