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Sündiger Mond

Sündiger Mond

Titel: Sündiger Mond
Autoren: L Burton
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dieses Jahres
    W illkommen im Château des Freaks .
    Ich fuhr mit meinem kleinen, gemieteten blauen Renault vor das Torhaus und ließ die Scheibe herunter, als der Wachmann über die Zugbrücke auf mich zutrat.
    Das Schloss der Freaks: So hatte ich Grotte Cachée getauft, nachdem ich dort drei Wochen Weihnachtsferien verbracht hatte, damit Mom mit Doug nach Hawaii fahren konnte. Es war mein erster und letzter Besuch: Alle weiteren Einladungen Dads hatte ich ausgeschlagen. Den wahren Grund hatte ich ihm nicht erzählt, weil er mir zu peinlich war. Er glaubte zunächst, ich hätte das Château und die ständigen Gäste zu anstrengend gefunden. Aber dann bekam er von irgendwoher einen Hinweis und lud mich zehn Jahre lang nicht mehr ein.
    Bis gestern.
    Der Wachmann, ein muskulöser Silberrücken in schwarzem Polohemd und schwarzer Hose, sagte: »Bonjour, Mademoiselle. Haben Sie sich verirrt?« Das war seit Jahrzehnten, vielleicht sogar seit Jahrhunderten die Standardbegrüßung für unbekannte Besucher.
    Ich zog die kleine, goldumrandete Eintrittskarte aus meiner Jeanstasche, nahm sie aus dem Umschlag und reichte sie ihm. »Sie erkennen mich nicht mehr, Luc, oder? Hilft Ihnen das weiter?« Ich nahm meinen Strohhut ab und fuhr mir durch die
modisch kurz geschnittenen Haare, die noch genauso weizenblond waren wie bei meiner Geburt.
    » Mon dieu! Mademoiselle Archer! Entschuldigung! Aber es ist auch lange her.«
    »Neunzehn Jahre«, erwiderte ich und steckte die Karte wieder ein. »Mein Vater hat mich gebeten zu kommen. Er ist hoffentlich zu Hause.«
    »Aber natürlich«, erwiderte er und öffnete mir die Wagentür. »Würde er Sie einladen, wenn er nicht da wäre?«
    »Ich, äh, ich bin früher gekommen, als er erwartet hat.«
    »Sieh zu, dass du Anfang September hier sein kannst« , hatte Dad bei unserem gestrigen Telefongespräch gesagt. Hatte ich es mir eingebildet, oder hatte sein aristokratischer britischer Akzent tatsächlich besonders träge geklungen?
    »Aber das ist erst in drei oder vier Wochen, Dad« , hatte ich geantwortet. »Ich mache mir solche Sorgen um dich. Seit deinem letzten Besuch in New York ist fast ein Jahr vergangen, und für gewöhnlich besuchst du mich mindestens alle zwei Monate.«
    »Wir haben in den nächsten Wochen viele Gäste. Es wäre wirklich das Beste, du wartest bis September.«
    »Eigentlich ist dieses Wochenende perfekt für mich. Ich treffe mich am Montagmorgen mit Kunden, für die ich einen Katalog mit Badebekleidung entwerfe, in London. Heute ist Freitag. Ich könnte morgen nach Aulnat fliegen, Samstag und Sonntag mit dir verbringen und Sonntagabend nach London zurückfliegen.«
    »Du möchtest bestimmt lieber nicht hier sein, wenn wir Gäste haben. Dann habe ich doch gar keine Zeit für dich. Warte bis nächsten Monat.«
    Luc sagte mir, mein Vater sei wahrscheinlich in der Bibliothek. Er würde meinen Wagen in die Garage fahren und mein Gepäck aufs Zimmer bringen lassen.

    Die kaugummikauende Blondine, die vor der offenen Tür zur Bibliothek stand, trug ein langes Kleid, das vage an edwardianische Mode erinnerte, wenn man einmal von dem tiefen Ausschnitt absah, der operierte Brüste von enormen Ausmaßen enthüllte. Ihr Gesicht war dick geschminkt, ihre langen, welligen Haare hochgesteckt: eine Mischung aus Brigitte Bardot und Edith Wharton.
    »Entschuldigung, haben Sie Emmett Arch…«, begann ich.
    »Schscht!!« Sie hielt einen Finger an die Lippen und flüsterte mit Brooklyner Akzent: »Sie drehen gerade.«
    Ich blickte durch die Tür in die Bibliothek, und mir klappte der Unterkiefer herunter. Drei Personen trieben es auf dem Tisch, in der Mitte des riesigen, hohen Raums. Um den Tisch herum waren gleißend helle Scheinwerfer aufgebaut, und zwei Männer mit Digitalkameras auf den Schultern standen davor. Eine Frau, eine Rothaarige, lag mit gespreizten Beinen und Armen auf dem Tisch, während ein Typ, der auf ihr lag, in sie hineinstieß und dabei die Muschi einer dunkelhaarigen Frau leckte, die vor ihm kniete. Sie war die Einzige, die wenigstens halbwegs bekleidet war, mit einem Satin-Mieder, Strümpfen, Stilettos und langen Handschuhen, alles in Schwarz. Sie schlug dem Mann mit einer Reitgerte auf den Hintern und schrie: »Fester! Schneller! Streng dich an!«
    Lili? Ich hatte sie zuerst nicht wiedererkannt, weil sie so stark geschminkt war, aber diese samtige, exotisch klingende Stimme war unverkennbar.
    »Bist du der Fluffer?« Die Blondine blickte mich fragend an und
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