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Sündiger Mond

Sündiger Mond

Titel: Sündiger Mond
Autoren: L Burton
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unrasiert, ungekämmt und immer noch in den Kleidern, in denen er geschlafen hatte, trat mit einem schwer beladenen Teetablett ein.

    »Ja«, erwiderte Caroline leise.
    »Gut«, flüsterte Lili. »Du wirst es nicht bereuen.«
    Rexton begrüßte Lili und stellte das Tablett auf Carolines Nachttisch ab. Eine Kanne Tee und ein Teller mit Plätzchen und belegten Broten standen darauf. »Ich habe das aus dem Salon Bleu stibitzt.«
    »Darf ich Euch kurz sprechen, Mylord?«, fragte Lili.
    Misstrauisch blickte er von einer Frau zur anderen. »Selbstverständlich. «
    Lili küsste Caroline auf die Wange und versprach, später noch einmal wiederzukommen. Dann trat sie mit Rexton in den Gang. Sie zogen die Schlafzimmertür hinter sich zu, aber ihre Stimmen waren trotzdem gedämpft zu hören.
    »Vielleicht«, sagte Lili, »würdet Ihr besser woanders schlafen, in Anbetracht von Carolines Verfassung und ihrem Bedürfnis nach Ruhe.«
    »Hat Caroline darum gebeten?«
    Lili zögerte, erwiderte dann aber: »Ja, Mylord.«
    »Nun gut«, antwortete er nach einer Weile.
    Nachdem Lili sich verabschiedet hatte, war es so lange still, dass Caroline schon annahm, Rexton sei ebenfalls gegangen. Aber dann öffnete sich die Tür wieder.
    Er trat an ihr Bett, sah sie aber nicht an. Er machte ihr einen Teller zurecht und sagte: »Ihr müsst etwas essen, damit Ihr wieder zu Kräften kommt.«
    »Ich habe keinen Hunger«, erwiderte sie, »aber ich hätte gerne etwas Tee.«
    »Nur Sahne, oder?«, fragte er und schenkte ihr eine Tasse ein.
    »Ja, richtig«, erwiderte sie überrascht.
    Er reichte ihr Tasse und Untertasse und setzte sich auf den roten Ledersessel. Mit einer Hand fuhr er über die Stoppeln an seinem Kinn und sagte: »Dunhurst ist tot.«

    Sie senkte die Tasse und blickte ihn an.
    » Ich war es nicht.«
    Aber er hätte ihn bestimmt am liebsten umgebracht. Lili hatte Caroline erzählt, wie Rexton im Frühstücksraum auf Dunhurst losgegangen war, nachdem er Caroline am Morgen ins Schloss zurückgebracht hatte. Er hatte den Marquess aus seinem Stuhl gezerrt und ihn wild geschüttelt. »Wenn Inigo und Cutbridge ihn nicht zurückgehalten hätten« , hatte Lili gesagt, »dann hätte er den Schurken umgebracht.« Wenn man bedachte, wie sehr die beiden Männer einander verabscheuten, war Rexton zweifellos dankbar für den Vorwand gewesen, Dunhurst zu verprügeln.
    Jetzt sagte Rexton: »Die Schweizergardisten des Seigneur des Ombres haben ihn im Keller angekettet, um ihn den hiesigen Behörden zu übergeben, damit er wegen versuchten Mordes vor Gericht gestellt werden konnte. Archer hat ihm gesagt, sie würden ihn wahrscheinlich nicht hängen, aber für den Rest seines Lebens einsperren. Er hat erwidert, er habe nicht die Absicht, in einem französischen Gefängnis zu verrotten, und anscheinend hat er das ernst gemeint. Sie haben ihn mit Fußeisen an eine hohe Steinsäule gekettet. Als er einen Stuhl verlangte, um sich hinsetzen zu können, haben sie ihm einen gebracht, und als die Wachen weg waren, hat er aus seiner Krawatte eine Schlinge gemacht und sie sich um den Hals gelegt. Dann ist er auf den Stuhl gestiegen, hat sie an einem Eisenring oben an der Säule befestigt und den Stuhl weggetreten.«
    Caroline nickte benommen. Sie trank einen Schluck Tee, dann stellte sie die Tasse wieder auf das Tablett und sagte: »Ich bin müde. Ich möchte jetzt schlafen.«
    Nervös rieb er seine Hände an der Hose. »Ich dachte, vielleicht …«, stammelte er. »Wir beide, nun ja, wir haben uns unter ungewöhnlichen Umständen kennengelernt, aber ich dachte, vielleicht …« Er holte tief Luft und fuhr entschlossen
fort: »Ich würde mich sehr geehrt fühlen, wenn Ihr einwilligen würdet, meine Frau zu werden.«
    Sie starrte ihn an.
    »Wenn Ihr wollt, könnt Ihr trotzdem unterrichten«, sagte er hastig. »Ich … ich könnte Euch eine Schule bauen. Mir ist klar, dass alles … nun ja, ich meine, man kann unsere Beziehung wohl kaum als normal bezeichnen. Ihr seid als Sklavin an mich verkauft worden. Aber im Laufe der letzten Tage …«
    »O mein Gott«, murmelte sie. »Natürlich. Natürlich. Wenn Ihr mich heiraten würdet, würdet Ihr die hunderttausend Guineen nicht bezahlen müssen. Nun, die zehntausend Guineen Kommission müsstet Ihr auf jeden Fall bezahlen, aber den Rest könntet Ihr Euch sparen.«
    Er starrte sie an. »Ich weiß, was Ehe in Eurer Gesellschaftsschicht bedeutet«, erklärte sie ihm. »Es ist nur ein vertragliches Arrangement. Es hat nichts
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