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Sündige Gier

Sündige Gier

Titel: Sündige Gier
Autoren: Sandra Brown
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ausschlagen und auf ihren Platz zurückkehren? Oder hierbleiben und abwarten, wie sich die Dinge entwickelten? Wieder zog sie die verführerische Unterlippe zwischen die Zähne, und dann antwortete sie: »Klar. Warum nicht?«
    Die Stewardess erschien diesmal sofort, nachdem sie den Knopf gedrückt hatten, und sie bestellten eine zweite Runde. Während sie darauf warteten, stellte er fest, dass die anderen Passagiere entweder schon schliefen oder sich in das Geschehen auf ihren kleinen Bildschirmen vertieft hatten. Die Lichter in der Kabine waren bis auf die Leuchten für die Notausgänge und Toiletten gelöscht. Auf der anderen Seite der Kabine las eine ältere Frau unter ihrer Leselampe, die einen Stecknadelstich Licht warf.
    Die Stewardess kehrte zurück und servierte beide Drinks genauso wie beim ersten Mal. »Wieso ist Ihrer immer schon fertig gemixt?«, fragte er.
    Sie senkte schüchtern den Kopf und spielte wieder am obersten Knopf ihrer Bluse herum. »Weil ich sie darum gebeten habe. Als ich vorn war, habe ich für mich eine doppelte bestellt.«
    »Betrug!«, beschwerte er sich im Bühnenflüsterton.
    »Sie sollten mich nicht für eine Trinkerin halten.« Endlich zog sie den Gummi aus ihrem Haar und schüttelte es aus. Die dunklen Haare senkten sich als seidiges Cape über ihre Schultern. Seufzend ließ sie den Kopf gegen die Lehne sinken und schloss die Augen. »Ich wollte mich endlich entspannen, loslassen können… die ganze… Szene… ausblenden.«
    »Kein schönes Sightseeing in Paris?«
    Sie schluckte mühsam, und eine Träne zwängte sich zwischen ihren Wimpern durch und rollte über ihre Wange. »Auf einer Skala von eins bis zehn?«
    »Zehn?«
    »Zwölf.«
    »Das tut mir leid.«
    »Danke.«
    »Was für ein Idiot.«
    »Nochmals danke.« Ohne den Kopf von der Lehne zu nehmen, drehte sie ihm das Gesicht zu. »Ich will nicht über ihn sprechen.«
    »Ich auch nicht.« Er zählte still bis zehn, streckte dann den Zeigefinger vor und wischte mit der Fingerspitze die Träne von ihrer Wange. »Worüber sollen wir stattdessen sprechen?«
    Den Blick fest ihm zugewandt zählte sie mindestens bis zwanzig, bevor sie mit rauchiger Stimme fragte: »Müssen wir denn sprechen?«
    Ihr Blick senkte sich auf seinen Mund, verharrte dort ein paar Sekunden und hob sich dann wieder zu seinen Augen. In diesem Moment wusste er Bescheid. Damit stand es fest. Sie würden miteinander schlafen. Und zwar nicht erst in Atlanta. Sondern gleich hier. Jetzt.
    Er hatte Freunde, die damit angegeben hatten, dass sie es im Flugzeug getrieben hatten. Er hatte moderne Mythen von Pärchen gehört, die man zu zweit aus der Toilette gezerrt hatte, aber all diese Geschichten hatte er für wenig glaubhaft gehalten.
    Nüchtern betrachtet war es ein riskantes Unterfangen. Zum einen gab es hundert Möglichkeiten, erwischt zu werden, je nach Größe des Flugzeuges und der Anzahl der mitfliegenden Passagiere. Das zweite Problem war, einen geeigneten Platz zu finden, der auf jeden Fall beengt ausfallen würde.
    Trotzdem schoss bei dem bloßen Gedanken daran das Testosteron durch seinen Körper.
    Vor allem, nachdem seine potentielle Partnerin ihn so unverhohlen bedürftig ansah und nachdem ihr Blick vermuten ließ, dass sich unter dem kultivierten Äußeren ein heißes, erotisches Wesen verbarg. Vielleicht glaubte sie, dass ihr Mann sie betrogen hatte, weil sie im Ehebett zu reserviert geblieben war, weil sie nie ihre wilde Seite gezeigt, nie rein aus Instinkt gehandelt und alle Hemmungen in den Wind geschlagen hatte.
    Auch egal.
    Er sah sich um. Die Leserin hatte ihr Licht ausgeschaltet. Der Mann auf der anderen Seite des Ganges dämmerte durch seinen Film. Als Dereks Blick wieder auf ihren traf, leuchtete in seinen Augen eine unbeirrbare Willenskraft, mit der er sonst die Jury von der Unschuld seines Mandanten zu überzeugen versuchte.
    Sie stellte ihr Glas auf der Lehne ab und legte kurz die kalten Fingerspitzen auf seinen Handrücken. Sie berührte nur kurz seine Knöchel, trotzdem war es eine unmissverständliche Einladung. Gleich darauf war sie aufgestanden und wanderte leise durch den dunklen Gang zu den Toiletten vorne in der Kabine.
    Die Bordküche auf der anderen Seite der Kabine war mit einem Vorhang abgeschirmt. Weder Fluggäste noch Flugpersonal beobachteten ihn. Trotzdem hämmerte sein Herz wie wild. War er verrückt geworden? Hatte er vollkommen den Verstand verloren? Würde er das wirklich durchziehen?
    Worauf du deinen Arsch verwetten
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