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Sündige Gier

Sündige Gier

Titel: Sündige Gier
Autoren: Sandra Brown
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fiel Julie ihr ins Wort. »Ehrlich gesagt wäre ich lieber allein.«
    Roberta Kimball nickte verständnisvoll.
    Der Aufzug kam. Julies Herz krampfte sich zusammen, trotzdem trat sie in die Kabine und drehte sich um. Doug stellte sich neben sie. Sanford sah sie nacheinander mitfühlend an. »Ich möchte Ihnen noch einmal mein aufrichtiges Beileid aussprechen.«
    »Ich auch«, ergänzte Kimball.
    Dann glitt die Tür zu, und Julie war mit Doug alleine. Sie sagte: »Ich werde mich so weit wie möglich zurücknehmen, um der Familie Unannehmlichkeiten zu ersparen.« Sie hoffte, er würde ihr widersprechen. Er tat es nicht. »Ich habe nur eine Bitte, Doug. Erlaubst du mir, den Blumenschmuck für Pauls Sarg auszuwählen?« Ihr wurde die Kehle eng, doch sie weigerte sich, vor ihm zu weinen. Ihr Blick blieb fest auf die Fuge in der Aufzugtür gerichtet, der Kopf blieb hoch erhoben, der Rücken durchgestreckt. »Bitte.«
    »Natürlich, Julie.«
    »Danke.«
    Er schluckte geräuschvoll, und sie sah aus den Augenwinkeln, dass er still weinte und die Schultern unter den lautlosen Schluchzern bebten. Instinktiv wollte sie ihm eine tröstende Hand reichen, ihm ihr Mitgefühl zeigen. Aber weil sie nicht wusste, wie er reagieren würde, ließ sie es.
    »Ich kann es immer noch nicht glauben«, flüsterte er heiser.
    »Ich auch nicht.«
    »Er ist wirklich tot.«
    »Ja.«
    »Jesus. Er seufzte schwer und rieb sich mit der Faust über die Augen. »Was für ein schrecklich brutaler Akt. Und so dreist. Nur jemand, der absolut nichts zu verlieren hat, würde so etwas wagen.«
    »Oder jemand, der sicher war, dass er damit durchkommt.«
    Sie drehte sich um und sah ihm offen in die Augen. Dann glitten die Aufzugtüren zur Seite, und sie trat aus der Kabine, ohne sich noch einmal umzudrehen.
     
    3
     
    Die Entscheidung fiel bei der zweiten Bloody Mary. Wenigstens hatte er sich bis dahin entschieden; genau wie sie, den Signalen nach zu urteilen, die sie aussandte. Die Bedingungen waren nicht ideal. Es würde ein paar vertrackte Manöver brauchen, aber zum Glück hatte er eine Schwäche für vertrackte Manöver, und wo ein Wille war…
    Im Moment drückte sein Wille vor allem gegen den Sicherheitsgurt.
    Zum Glück flogen sie Erster Klasse und nicht in der Economy. Ein Erste-Klasse-Ticket war fast immer das Vermögen wert, das die Fluglinien für einen Transatlantikflug verlangten. Die Ledersessel waren weich und geräumig. Mit einem Tastendruck konnte der Passagier den Sessel genau so einstellen, wie er ihn gern hatte, auch ganz flach. Es war zwar keine Federkernmatratze, aber immerhin.
    Jeder Passagier hatte sein eigenes Videosystem, obwohl er seines noch nicht genutzt hatte. Das Essen hatte für eine Fluggesellschaft besser als nur passabel geschmeckt. Seiner inneren Uhr nach war jetzt Frühstückszeit, doch man hatte ihm ein Mittagessen serviert. Während der vielen Gänge hatte er die europäische Ausgabe der New York Times studiert, die er auf seinem eiligen Gang durch den Flughafen Charles de Gaulle erstanden hatte.
    Er war nie frühzeitig am Flughafen. Im Gegenteil, gewöhnlich traf er so knapp wie möglich ein und hatte gerade noch Zeit, nötigenfalls das Gepäck aufzugeben und die Security zu passieren, bevor er zum Gate eilte, wo meist gerade das Boarding begann. Jedes Mal wettete er mit sich, ob er es noch schaffen würde. Dieses Risiko verlieh der sonst so ermüdenden Prozedur etwas Spielerisches und machte die Flugreisen überhaupt erst erträglich.
    Die Stewardess hatte ihn beschwatzt, nach dem Essen noch ein Hot Fudge Sundae zu bestellen, das mit seinem persönlich ausgewählten Topping gekrönt würde. Er hatte sich zu seiner Selbstdisziplin gratuliert, weil er auf die Schlagsahne verzichtet hatte.
    Von den warmen Nüssen als Appetithäppchen bis zum üppigen Dessert hatte das Essen die ersten zwei Flugstunden aufs Angenehmste vertrieben. Nachdem noch acht Stunden bis zur Landung blieben, zog er die Fensterblende wie gewünscht nach unten, damit die anderen Passagiere schlafen konnten. Er schaltete seine Leselampe ein, machte es sich in seinem Sessel gemütlich und begann den neuen Thriller zu lesen, der auf Platz eins der Bestsellerliste stand. Er hatte die ersten fünf Kapitel geschafft, als die Frau von 5C auf dem Weg zur Toilette an seiner Sitzreihe vorbeikam.
    Sie fiel ihm nicht zum ersten Mal auf.
    Als die Passagiere der Ersten Klasse zum Boarding aufgerufen worden und sie beide gemächlich zum Ende der Warteschlange
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