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Sündige Gier

Sündige Gier

Titel: Sündige Gier
Autoren: Sandra Brown
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geschlendert waren, hatten sich ihre Blicke zufällig getroffen. Natürlich hatten sie sofort wieder weggesehen, wie es Fremde tun, doch dann hatten sie beide einen zweiten Blick riskiert. Und als sie an Bord ihr Handgepäck in den Fächern über ihren Sitzen verstauten, hatte er sie dabei ertappt, wie sie in seine Richtung sah.
    Er sah, dass sie auf die Toilette ging. Er sah, wie sie wieder herauskam. Er beobachtete sie, während sie zu ihrem Sitz zurückkehrte, und freute sich kindisch, als sie an seiner Reihe stehen blieb, sich über den freien Sitz am Gang beugte und auf seinen Roman deutete. »Mir ist vorhin aufgefallen, was Sie da lesen. Ein gutes Buch.«
    »Es fängt jedenfalls gut an.«
    »Es wird noch besser.« Sie lächelte wieder und wollte schon weitergehen, als er sich aufsetzte und sie aufhielt: »Haben Sie seine anderen gelesen?«
    »Ich liebe seine Bücher.«
    »Ach. Interessant.«
    »Warum?«
    »Nennen Sie mich meinetwegen einen Sexisten, aber sind diese Bücher nicht eher was für Männer? Sie sind gewagt. Und schmutzig.«
    »Sie sind ein Sexist.«
    Die schlagfertige Antwort ließ ihn grinsen. Sie meinte: »Manche Frauen mögen es gewagt und schmutzig.«
    »Sie zum Beispiel?«
    »Ich kann es nicht leugnen.«
    Er deutete auf den freien Sitz an seiner Seite. »Darf ich Sie auf einen Drink einladen?«
    »Ich komme gerade vom Mittagessen.«
    »Darf ich Sie dann auf einen Drink nach dem Mittagessen einladen?«
    Sie sah kurz zu ihrem Sitz, der sich zwei Reihen hinter seinem auf der anderen Seite des Ganges befand, dann schaute sie ihn wieder an. »Eine Bloody Mary?«
    »Eine gute Wahl.«
    Sie setzte sich, schlug die Beine übereinander und winkelte sie in seine Richtung ab. Schöne Beine. Hohe Absätze. Keine Strümpfe, was auch nicht nötig war. Sie ertappte ihn dabei, wie er auf den Rocksaum knapp über dem Knie sah, aber das schien sie nicht verlegen zu machen. Als er ihr wieder ins Gesicht sah, erwiderte sie seinen Blick ganz ruhig. Sehr hübsche Augen, bemerkte er. Wie Gewitterwolken über dem Ozean.
    Er hob eine Hand und drückte den Knopf für die Stewardess. »Ich heiße Derek Mitchell.«
    »Ich weiß.«
    Ihm wurde warm vor Freude, weil er glaubte, dass sie ihn erkannt hatte, doch dann streckte sie die Hand über die Armlehne und tippte auf den Boardingpass, der aus seiner Hemdtasche ragte. Sein Name war deutlich zu lesen.
    Sie lachte leise, als er verlegen lächelte, und fragte dann: »Sind Sie in Atlanta zu Hause?«
    »Ja. Und Sie?«
    »Ich auch. Was hat Sie nach Paris verschlagen? Das Geschäft, das Vergnügen, oder sind Sie dort nur umgestiegen?«
    »Das Vergnügen. Wenn man es so nennen will. Wir haben den fünfundsechzigsten Geburtstag meiner Mutter gefeiert. Sie war noch nie in Paris, darum hat sie meinen Dad erpresst, ihre Geburtstagsfeier dorthin zu verlegen, und so fiel eine ganze Armada von Mitchells über die Stadt her.«
    »Eine große Familie?«
    »Groß genug. Meinen jetzt jedenfalls die Pariser.«
    Wieder das leise Lachen, das fast wie ein Schnurren klang. Er fragte sich, ob ihr bewusst war, wie sexy es klang, und beantwortete seine Frage gleich darauf mit Ja. Natürlich.
    »Hat sich Ihre Mutter amüsiert?«
    »Königlich.« Er sah nach vorn. Die Stewardess ließ sich reichlich Zeit.
    Als hätte sie seine Gedanken gelesen, stand seine Begleiterin auf und trat in den Gang. Er hatte schon Angst, dass sie auf ihren Platz zurückkehren würde, aber sie flüsterte ihm zu: »Scharf?«
    »Auf jeden Fall.«
    Sie ging nach vorne, und er konnte sie in aller Ruhe von hinten begutachten. Sie war mehr als hübsch, sie war phantastisch. Ihr schwarzes Kostüm lag eng an, wirkte aber feminin. Der körperbetonte Schnitt sprach für ein Designermodell. Das dunkle Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebündelt, was ihn normalerweise nicht so reizte. Aber bei ihr funktionierte der klassische Look. Sie hatte Geschmack, hatte Klasse, und dazu hatte sie Witz und Sexappeal. Sie trug keinen Ehering.
    Sie kehrte zurück, gefolgt von der Stewardess, die ein kleines Tablett trug. Die Stewardess beugte sich über den Sitz am Gang und reichte ihm ein eisgekühltes Glas mit der noch alkoholfreien Bloody Mary sowie ein Fläschchen Ketel One. Ihr Drink war schon fertig gemixt.
    »Schauen Sie später wieder vorbei«, trug er der Stewardess auf.
    »Wird gemacht.«
    Er goss den Wodka in die Bloody Mary, rührte kurz mit dem Plastikstäbchen um und hob dann sein Glas. Sie tat es ihm nach. Sie stießen an und
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