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Sündige Gier

Sündige Gier

Titel: Sündige Gier
Autoren: Sandra Brown
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ordentlichen Wodkaschwips, und er fühlte sich dösig. Außerdem - wem wollte er etwas vormachen? - wollte er in Gedanken noch einmal die letzten Minuten auf der Bordtoilette durchleben.
    Was für eine riskante Aktion.
    Was für ein phantastischer Sex.
    Was für eine unglaubliche Frau.
    Noch als er wegdämmerte, spürte er das dümmliche Lächeln auf seinen Lippen.
     
    Er wurde vom Scheppern des Getränkewagens geweckt, den die Stewardess durch den Gang schob. Sie sah so frisch aus wie beim Abflug. Er fragte sich, wie diese Frauen das schafften. Seine Sachen waren verknittert, seine Augen verklebt. Sein Kopf war vom Wodka vernebelt, und er wollte sich unbedingt die Zähne putzen.
    Gähnend reckte er die Arme und drehte den Kopf nach hinten. Sitz 5C war leer. Er schaute zu den Toiletten vor und erkannte, dass beide besetzt waren.
    »Kaffee, Mr Mitchell?«
    »Vielen Dank, das ist sehr nett.«
    Die Stewardess beugte sich lächelnd über ihn, um die Jalousie an seinem Fenster nach oben zu schieben. Er sah hinaus und entdeckte ein paar tausend Meter unter ihnen festen Erdboden. Wie immer spürte er einen rührseligen Kloß im Hals, wenn er nach einer Reise nach Übersee wieder über heimatlicher Erde war.
    Er hatte Bärenhunger und verschlang das Schinken-Käse-Croissant. Dazu trank er schwarzen Kaffee. »Wir landen in etwa fünfundvierzig Minuten«, eröffnete ihm die Stewardess, als sie seine Tasse wieder auffüllte. »Vergessen Sie nicht, das Zollformular auszufüllen.«
    »Bestimmt nicht.«
    Als eine der Toiletten frei wurde, stand er auf und nahm den bereitgestellten Einweg-Waschbeutel mit. Er ging auf die Toilette, wusch sich Gesicht und Hände, putzte die Zähne und gurgelte mit der Mundspülung. Bevor er die Tür wieder öffnete, sah er sich kurz in der engen Kabine um, schüttelte den Kopf und lachte still in sich hinein, weil er immer noch nicht glauben konnte, dass er an einem so nüchternen Ort so unglaublichen Sex gehabt hatte.
    Auf dem Rückweg fiel ihm auf, dass der Sitz zwei Reihen hinter seinem immer noch leer war. Er konnte sich vorstellen, dass…
    Jesus! Wie hieß sie überhaupt?
    Im Geist spulte er die letzten Stunden zurück und ließ noch einmal ihre gesamte Unterhaltung ablaufen. Nein, er war sicher, dass sie ihren Namen nicht verraten hatte. Kein Wunder, dass sie danach nicht wieder neben ihm sitzen wollte. Sie musste ihn für einen Riesenarsch halten.
    Er starrte minutenlang aus dem Fenster und hätte sich am liebsten geohrfeigt, weil er sie wie ein Klotz nicht einmal nach ihrem Namen gefragt hatte. Als er wieder nach vorn sah, bemerkte er, dass jetzt beide Toiletten frei waren. Sein Kopf fuhr herum. Sie saß wieder auf ihrem Platz.
    Er hatte nicht mitbekommen, wie sie an seinem Platz vorbeigegangen war! Wie war das möglich? Er hatte den Kopf abgewandt gehabt. Hoffentlich glaubte sie nicht, dass er absichtlich weggeschaut hatte, weil er ihr aus dem Weg gehen wollte. Er versuchte, ihren Blick auf sich zu lenken, aber sie hatte den Kopf zurückgelehnt und die Augen geschlossen.
    Er überlegte, ob er aufstehen und sie ansprechen sollte, aber in diesem Moment kam die Durchsage, dass sie zum Landeanflug auf Atlanta ansetzten und dass alle Passagiere bis nach der Landung angeschnallt zu bleiben hatten.
    Er sah wieder zu ihr nach hinten, ohne sich um die Passagiere in der Reihe hinter seiner zu kümmern, die sich bestimmt fragten, wonach zum Teufel er Ausschau hielt. Er wünschte sich mit aller Kraft, dass sie die Augen aufschlug, aber das tat sie nicht.
    Die Piloten absolvierten eine Landung wie aus dem Lehrbuch. Ungeduldig ließ Derek die lange Fahrt zum Terminal über sich ergehen. Sobald sie aufstehen durften, schoss er aus seinem Sitz und stellte sich in den Gang. Aber die Passagiere zwischen seiner Reihe und dem Platz 5C verstellten bereits den Weg. Sie holten ihr Handgepäck aus den Fächern über den Sitzen und drängten dann zu den Ausgängen. Im allgemeinen Geschiebe verlor er sie aus den Augen.
    Gleich nach der Fluggastbrücke steigerte sich der stete Passagierstrom zu einer Stampede in Richtung Passkontrolle. Er sah sie nicht mehr und ging davon aus, dass sie in der Menge mitschwimmen musste, wenn sie nicht niedergetrampelt werden wollte.
    Von einem Uniformierten, der nicht aussah, als würde er Spaß verstehen, wurde er in eine Warteschlange eingewiesen. Unentwegt wanderte sein Blick über die Passagiere aus seinem Flugzeug und andere, die mit Flügen eingetroffen waren, die zur selben
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