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Suendenpakt

Titel: Suendenpakt
Autoren: James Patterson
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schwören, dass ich fast ein Stunde bei den Feifers zu Hause war. Laut meiner Küchenuhr waren es wahrscheinlich weniger als zehn Minuten.
    Trotzdem bin ich nur noch dazu fähig, eine Flasche Whiskey mit nach hinten auf die Veranda zu nehmen, wo mein Kumpel Wingo wartet. Wingo weiß, dass ich völlig fertig bin. Statt mich anzubetteln, dass ich mit ihm spazieren gehe, legt er seinen Kopf in meinen Schoß, und ich streichle ihn, als stünde das Ende der Welt bevor. Auf drei meiner Freunde traf das zu.
    Ich halte ein Telefon in meiner Hand, kann mich aber nicht erinnern, warum. Ach ja, Holly. Die Frau, mit der ich seit ein paar Wochen zusammen bin. Ist aber nichts Großes.
    Leider will ich sie gar nicht anrufen. Ich will mir nur einreden, dass ich sie anrufen will, genauso wie ich so tun will, als wäre sie meine Freundin, auch wenn wir beide wissen, dass wir nur Zeit totschlagen.
    Wingo ist ein Hund, kein Kumpel. Meine Freundin ist eigentlich nicht meine Freundin. Aber der Whiskey ist echt, so dass ich mir ein halbes Glas einschenke und in einem Zug runterkippe. Gott sei Dank kann man diesen Mistkerl Dr. Jameson noch zu Hause anrufen.
    Mir ginge es besser, wenn ich weinen könnte, aber ich habe seit dem Tod meines Vaters, als ich zehn war, nicht mehr geweint. Also nehme ich noch einen großen Schluck, und statt an all die schrecklichen Dinge zu denken, die heute passiert sind, denke ich an Kate Costello. Es sind
zehn Jahre vergangen, seit wir Schluss gemacht haben, und immer noch denke ich ständig an sie, besonders wenn etwas Wichtiges passiert, ob gut oder schlecht. Außerdem habe ich sie heute Abend draußen auf der Beach Road gesehen. Wie immer war sie schön, und trotz der Umstände hat es mir einen Stich versetzt, sie zu sehen.
    Sobald ich anfange zu bedauern, wie ich mit Kate Schluss gemacht habe, brauche ich nur noch ein paar Schlucke, bevor ich den Moment wiedererlebe. Boston Garden, 11. Februar 1995. Noch knapp eine Minute zu spielen, und die T-Wolves sind um dreiundzwanzig Punkte unterlegen. Ein völlig unwichtiger Spielabschnitt, reine Zeitverschwendung. Ich stolpere über den Fuß eines Mitspielers, verrenke mir das linke Knie, und meine Profikarriere ist vorbei, bevor ich überhaupt das ruhmreiche Parkett betreten habe.
    So läuft das immer zwischen mir und Dr. Jameson. Zuerst denke ich darüber nach, wie ich mit Kate Costello Schluss gemacht habe, dann fällt mir mein Untergang beim Basketball ein.
    Schauen Sie, am Anfang stand ich mit leeren Händen da. Das war in Ordnung, weil das am Anfang bei jedem so ist. Dann habe ich Basketball für mich entdeckt, und über den Basketball habe ich Kate entdeckt. Kate würde das leugnen. Das tun Frauen immer. Aber Sie und ich, Doc, wir sind keine Kinder. Wir wissen beide, dass ich ohne Basketball keine drei Meter an Kate Costello rangekommen wäre. Ich meine, Sie wissen schließlich, wie Kate aussieht!
    Dann habe ich Kate verloren. Und den Basketball auch. Ka-wumm!
    Jetzt frage ich mich also seit zehn Jahren: Wie, zum Teufel, bekomme ich sie ohne Basketball zurück?
    Doc, sind Sie noch da?

16
    Kate
    Ich glaube, bis zu diesem gottverdammten Vormittag Anfang September war ich nur einmal auf der Beerdigung eines jungen Menschen, bei der von Wendell Taylor. Wendell war ein großer, liebenswürdiger Bär, der bei den Save the Whales Bass gespielt hat, einer ziemlich guten Band von hier, die in ganz Neuengland aufgetreten ist.
    Am Erntedankfest vor zwei Jahren fuhr Wendell von einem Benefizkonzert aus Providence zurück. Als er hinter dem Steuer einschlief, war er zehn Kilometer von seinem Bett entfernt, und der Telefonmast, den er traf, war der einzige unbewegliche Gegenstand in einem Abstand von zweihundert Metern in beiden Richtungen. Die Rettungsmannschaft brauchte neunzig Minuten, um ihn aus seinem Wagen zu schneiden.
    Dass dieser Wendell so ein anständiger Kerl und so davon besessen war, sich seinen Lebensunterhalt mit Musik zu verdienen, machte die Sache umso trauriger. Doch auf seiner Beerdigung erzählten Freunde haufenweise lustige und traurige Anekdoten, die bis zu seiner Kindergartenzeit zurückreichten, und irgendwie ging es uns danach besser.
    Die Beerdigung für Rochie, Feifer und Walco in einer gedrungenen Steinkirche östlich der Stadt hat allerdings so gar nichts Angenehmes.
    Statt reinigender Tränen fließt nur grimmige Wut, die sich zum großen Teil gegen den nicht anwesenden Besitzer richtet, auf dessen Grundstück die Morde stattgefunden haben.
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