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Suendenpakt

Titel: Suendenpakt
Autoren: James Patterson
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In den Köpfen der etwa tausend Leute, die sich in der
Kirche drängen, starben Walco, Feif und Rochie für die Eitelkeit eines Filmstars.
    Ich weiß, ganz so einfach ist es nicht. Soweit ich gehört habe, hingen Feif, Walco und Rochie den ganzen Sommer über auf dem Platz herum und hatten genauso ihren Spaß wie alle anderen. Trotzdem wäre es nett von Smitty Wilson gewesen, sich zu zeigen und den Toten die letzte Ehre zu erweisen, oder nicht?
    Einen bereinigenden Moment gibt es allerdings an diesem Morgen, wenn auch einen schäbigen. Bevor der Gottesdienst beginnt, erblickt Walcos jüngerer Bruder einen Fotografen auf der anderen Straßenseite. Die Daily News denkt wohl weniger zynisch über Mr. Wilson als wir. Dort wird die Chance, dass er aufkreuzt, so hoch eingeschätzt, dass jemand mit einem Teleobjektiv hergeschickt wurde.
    Walcos Bruder und seine Kumpel setzen der Kamera ziemlich hart zu, und nur die Anwesenheit der Polizei kann Schlimmeres verhindern.
    Diese Szene, zu dem Schluss komme ich später, diese gewalttätige Auseinandersetzung könnte man auch als Omen sehen.

17
    Kate
    Am Tag der Beerdigung wurde es immer schlimmer.
    Ich gehöre hier nicht mehr her, denke ich, will aus dem Haus der Walcos rennen, aber mir fehlt der Mut.
    Die lange Reihe der Nachbarn, die Mary und Richard Walco ihr Beileid aussprechen, beginnt im Esszimmer vor der Vitrine und zieht sich im Wohnzimmer an drei Wänden entlang, am Vordereingang vorbei und fast durch den ganzen Flur zu den Schlafzimmern. Mary Catherines winzige Hand umklammernd, schleiche ich, als wäre der Teppich mit Minen bedeckt, in dieser gedrückten Stimmung bis ans Ende der Schlange.
    Den ganzen Morgen habe ich mich an meine Nichte wie an einen Rettungsring geklammert.
    Aber MC, die, dem Herrgott sei’s gedankt, noch nichts vom menschlichen Elend weiß, hat nicht die Absicht, stehen zu bleiben, reißt sich von meiner Hand los und rennt fröhlich im Zickzack durchs Zimmer, bis sie sich schließlich ihrer Mutter an die Beine wirft.
    Nachdem sich MC davongemacht hat, ist mein einziger Lichtblick an diesem traurigen Tag verschwunden.
    Ich lehne mich gegen eine Wand mit gelber Tapete und warte, bis ich an der Reihe bin, würde mich aber am liebsten unsichtbar machen, eine Fähigkeit, die ich in den letzten Jahren nicht gut beherrscht habe. Als mir jemand von hinten auf die Schulter tippt, fahre ich erschreckt zusammen.
    Ich drehe mich um. Es ist Tom.

    Jetzt ist mir alles klar: Er ist die Landmine, vor der mich Mary Catherine retten sollte.
    Bevor ich ein Wort herausbringe, beugt er sich versuchsweise zu einer Umarmung nach vorne, worauf ich aber nicht eingehe. »Es ist furchtbar, Kate«, nuschelt er. Er sieht ebenfalls furchtbar aus, als hätte er seit zehn Tagen nicht geschlafen.
    »Schrecklich«, bringe ich heraus. Mehr nicht. Mehr verdient Tom nicht. Vor zehn Jahren hat er mein Herz gebrochen, hat es zerstört, was ihn scheinbar nicht sonderlich gekümmert hat. Mir war zu Ohren gekommen, er sei mächtig über mich hergezogen und habe fleißig gefeiert. Ich hatte dem Gerücht nicht geglaubt. Aber am Ende tat ich es doch.
    »Es ist immer noch schön, dich zu sehen, Kate.«
    »Verschone mich, Tom.«
    Ich merke ihm an, dass er verletzt ist, weswegen ich ein schlechtes Gewissen bekomme. Heilige Mutter Gottes! Was ist nur los mit mir? Nach fünf gemeinsamen Jahren macht er am Telefon mit mir Schluss, und jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen.
    Die ganze Sache verwirrt mich so sehr, dass ich raus auf die Straße rennen und wie eine Wahnsinnige schreien möchte.
    Aber natürlich tue ich das nicht. Nicht die tapfere Kate Costello. Ich stehe einfach da, ein dümmliches Lächeln auf meinem Gesicht, als tauschten wir harmlose Freundlichkeiten aus. Schließlich wendet er sich ab.
    Dann hole ich tief Luft, halte mir eine heftige Standpauke darüber, endlich mit mir ins Reine zu kommen, und warte, bis ich mit meinen tröstenden Worten für die tausendmal mehr am Boden zerstörte Mary Walco an der Reihe bin.

    Eine Sache ist seltsam und beängstigend: Ein Dutzend Mal höre ich praktisch dieselben Worte, während ich dort warte: Jemand muss diese Schweine, die das getan haben, schnappen.

18
    Kate
    Ich biete Walcos Mutter das bisschen Trost, das ich aufbringen kann, bevor ich meinen Blick auf der Suche nach einem kleinen Mädchen in schwarzem Samtkleid durchs Zimmer wandern lasse. Ich entdecke Mary Catherine in einer Ecke bei ihrer Mutter. An der provisorischen Bar steht mein
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