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Sünden der Faulheit, Die

Sünden der Faulheit, Die

Titel: Sünden der Faulheit, Die
Autoren: Ulrich Peltzer
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erst verstanden. Er lockerte seinen Griff, und Lacan konnte sich aufrichten.
    »Ich schlage vor, wir setzen die Diskussion an einem aufgeräumteren Ort fort«, sagte Belasc und ließ ihn los. Lacan rieb seinen Hals und seinen Nacken und fuhr sich durch die Haare. In seinem Hinterkopf war ein Pochen, wie wenn ihn ein Gummihammer getroffen hätte. Belasc klopfte ein Büschel Haare vom Wildleder.
    »Hast ein Auto da?«
    Lacan deutete nach unten.
    »Bestens«, sagte Belasc. Er holte die Beretta hervor und wiegte sie in seiner Hand.
    »Machst mir keine Schwierigkeiten, nicht?«, aber das war das letzte, woran Lacan dachte.
    Belasc führte ihn widerstandslos aus der Wohnung. Als er die Tür zuzog, wies er mit dem Kopf auf das Schloß.
    »Hast des bei Legoland gekauft?«
    Lacan versuchte ein Lächeln, das ihm von Grund auf mißriet.
     
    Assidertürke wußte genau, daß er Eddie in diesem Zustand nicht falsch ansprechen durfte. Eduards Lippen waren zu einem Strich zusammengepreßt. Wenn ein Wagen vor ihnen zu langsam fuhr oder ein Radfahrer nicht schnell genug die Fahrbahn wechselte, schlug er mit der Faust auf die Hupe. Assidertürke nahm einen gefrorenen Lappen und kratzte über die Scheibe, mit seinem Ärmel polierte er nach. Eddie stierte verbissen durch das beschlagene Glas auf seiner Seite.
    »Darf ick bei dir auch?« fragte Assi.
    »Diese linke Sau«, zischte Eddie, der nur darauf gewartet hatte, daß Assi das Schweigen brach. »Ick brech ihm die Rippen.«
    Sind wir ja selber schuld, det wir den Scheck jenommen haben, dachte Assi, aber das sagte er nicht.
    Eddie sprang über die Schneeberge am Rande des Bordsteins und hastete in den Hausflur. Am Fuß der Treppe hatte Assi ihn eingeholt und hielt ihn fest.
    »Mann, Alter, so wird det nie wat. Komma runter, janz locker, Mann. Wir jehn jetzt da rauf, und denn spaziern wir mit ihm zur Sparkasse. Allet janz einfach.«
    Assi hatte recht. Eddie legte eine Hand auf seine Schulter.
    »Allet klar, bin wieder janz ruhig.«
    Als Assi ihn skeptisch ansah, preßte er: »Siehste doch!« heraus und stieg die Treppe hoch. Auf dem letzten Absatz vor Lacans Wohnung blieb er stehen.
    Assi erkannte Belasc sofort wieder. »Ilona is doch bloß ’ne Nutte«, die Worte Eddies rauschten durch seinen Kopf, als er Belasc neben Lacan sah, und es war so, als habe er den wirklich Schuldigen gestellt.
    »Kennst die Herren?« fragte Belasc, weil die beiden sich nicht von der Stelle rührten, doch Lacan hob nur hilflos die Schultern.
    »Wir hatten ’ne Verabredung mit dem«, sagte Eddie. Assi hatte sich neben ihm aufgebaut.
    »Is halt was Wichtiges dazwischengekommen«, sagte Belasc. Er ging langsam auf sie zu, aber sie wichen keinen Schritt zurück. Kurz vor dem Absatz fragte er drohend:
    »Na, was is?«
    »Ick jlobe nich’, dette hier mit ihm vorbeikommst«, sagte Eddie und ballte die Fäuste. Belasc lächelte.
    »So, glaubst net?«
    Eddie schloß die Augen und schüttelte überlegen den Kopf. Bevor er sie wieder öffnen konnte, landete Belascs Fuß in seinem Schritt. Eddies Oberkörper knickte nach vorne, und er sackte ohnmächtig zu Boden. In derselben Bewegung noch, so schien es Lacan von oben, rammte Belasc seinen Handballen unter Assis Nase, die sich knackend zur Wurzel wölbte. Belasc federte zur Seite, um sich nicht mit Blut zu bekleckern. Assidertürke preßte die Hände vor sein Gesicht, und ein gurgelnder Schmerzlaut drang aus seinem aufgerissenen Mund. Als sei es noch nicht genug, wuchtete Belasc seinen Ellbogen in einer halben Drehung in Assis Magen. Assis Kopf schlug herrenlos gegen die Wand des Treppenhauses, dann plumpste sein Körper schwer auf die Fliesen. Eddie wand sich würgend auf der Erde, sein Speichel tropfte auf Assis Schuhe. Belasc drehte sich zu Lacan.
    »Gehn wir jetzt?«
    Auf diese Frage gab es keine Antwort.
    »Will er net?« fragte Belasc, als der Opel stotterte. Diese Drohung verstand selbst das Auto, und Lacan reihte sich vorsichtig in den Verkehrsstrom.
    »Hast ein edles Gefährt«, sagte Belasc und sah sich im Innern um. »Ich versteh’ das schon, daß du Geld brauchst.« Lacan beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Belasc das Handschuhfach öffnete, in dem Hartmanns Brieftasche lag. Belasc zog den Ausweis aus dem Etui. Er beugte sich vor, sah Lacan an, dann wieder das Foto in dem Dokument.
    »Mußt dir ein paar neue Bilder machen lassen, wennst über die Grenze willst.«
    Lacan nickte pflichtbewußt.
    »Mir egal«, sagte Belasc und legte die Brieftasche in das
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