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Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Titel: Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case
Autoren: James Patterson
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überrascht, als sie von den Armen der großen Frau wie von einem Schraubstock umfangen wurde. Mr. Dunning zeigte denselben Gesichtsausdruck, als er in die Arme genommen wurde.
    » Gott, das hat uns gerade noch gefehlt«, murmelte ich.
    Es war die Erste stellvertretende Bürgermeisterin, Georgina Hottinger. Bevor sie auf diesen Platz gehievt wurde, war sie die Leiterin des New Yorker Unterstützungsfonds gewesen, die reiche Menschen in die Mangel nahm, damit diese für Veranstaltungen in der Stadt Geld lockermachten. Hätten wir es hier mit einer Wohltätigkeitsveranstaltung und nicht mit einer Ermittlung in einem Entführungsfall zu tun gehabt, wäre diese Frau genau die richtige gewesen.
    » Wer hat hier das Sagen?«, herrschte sie, als sie ins Arbeitszimmer platzte. Ich vermutete, mit dem Arschkriechen war sie fertig.
    » Ich. Mike Bennett. Abteilung für Kapitalverbrechen«, meldete ich mich.
    » Alle Entwicklungen in diesem Fall sind umgehend in mein Büro weiterzuleiten. Und ich meine alle. Der Familie Dunning wird jederzeit und in jeder erdenklichen Weise Rücksichtnahme entgegengebracht, vor allem hinsichtlich ihrer Privatsphäre.«
    Während ich in ihre eisblauen Augen blickte, erinnerte ich mich plötzlich an den Spitznamen, den die Presseabteilung des Rathauses ihr gegeben hatte. Da sie immer noch wie die Ballerina des Balletts von San Francisco aussah, die sie einst gewesen war, hieß die über Leichen gehende Politikerin » Stacheldrahtschwan«.
    » Mrs. Dunning ist eine persönliche Freundin von mir, Detective«, fuhr Hottinger fort. » Ich hoffe also, wir sind uns über den Ablauf einig. Wenn Sie Scheiße bauen, mache ich Sie persönlich dafür verantwortlich. Warum wird der Fall eigentlich von uns bearbeitet? Sind wir dazu überhaupt in der Lage? Ich dachte, Entführungen fallen in den Zuständigkeitsbereich des FBI. Wurde das FBI informiert?«
    » Ja, wurde es«, antwortete Emily Parker mit funkelndem Blick. » Ich bin Special Agent Parker. Und Sie sind?«
    Georgina wirbelte herum, als wollte sie Emily aus der Pirouette heraus einen Schwinger verpassen.
    » Ich?«, fragte Hottinger zurück. » Ach, ich bin niemand. Zufällig nur diejenige, die für die Welthauptstadt verantwortlich ist, bis der Bürgermeister am Dienstag zurückkommt. Haben Sie noch eine andere dumme Fragen auf Lager, Agent?«
    » Ja, eine noch«, brachte Emily sie aus der Fassung. » War Ihnen nicht klar, als Sie mit Blaulicht hier aufkreuzten, dass der Entführer dieses Gebäude vielleicht beobachtet? Er hat verlangt, dass die Polizei nicht eingeschaltet wird. Scheint so, als hätten Sie die Sache vermasselt. Wie war Ihre Stellungnahme zum Scheißebauen noch mal?«
    Ich ging zwischen die beiden Damen, bevor die Fetzen flogen. Wer hat behauptet, nur Männer kämen nicht miteinander zurecht? So langsam wurde mir Parker sympathisch.
    » Ich werde Kontakt zu Ihrem Büro halten, Ms. Hottinger. Sobald ich etwas höre, gebe ich es an Sie weiter«, beruhigte ich sie und führte sie auf den Flur hinaus. » Wir warten noch auf einen Rückruf des Entführers. Wir würden also jetzt gern unsere Arbeit machen.«
    Parker stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als die Wohnungstür hinter Hottinger ins Schloss fiel.
    » Dieser Scheiß mit den persönlichen Gefälligkeiten im politischen Bereich kotzt mich echt an«, schimpfte Parker. » Zuerst mischt sich der Generalstaatsanwalt ein und jetzt das Rathaus? Ich bin sogar mit Dunnings Jet hergeflogen, habe ich das schon erzählt? Glauben Sie, die würden sich den Arsch aufreißen, wenn ein Kind aus einer armen, unbedeutenden Familie entführt worden wäre?«
    » Wahrscheinlich nicht«, antwortete ich. » Aber überlegen Sie mal. Wenn Ihr Kind in Gefahr wäre, würden Sie nicht auch alle Strippen ziehen, die Ihnen zur Verfügung stünden?«
    In der Küche knallte Mrs. Dunning so hart mit einer Muffin-Form, dass die Scheiben in der Schiebetür schepperten.
    » Sie haben recht. Ich würde es tun«, gestand Parker mit einem Nicken. » Sind wir uns zumindest so weit einig, dass die stellvertretende Bürgermeisterin eine tollwütige Zicke ist?«
    Ich musste lachen. » Da stimme ich Ihnen hundertprozentig zu.«

9
    Um fünf vor vier setzte sich Donald Dunning an seinen Chippendale-Schreibtisch. Seine Augen waren nicht auf das Schachbrett mit den marmornen Figuren, die ledergebundenen Bücher, die antiken Zinnsoldaten und die mit Gold ausgegossene Muschel gerichtet, die darauf standen, sondern wie die
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