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Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Titel: Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case
Autoren: James Patterson
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aller anderen auf das Telefon.
    Dieses klingelte Punkt vier Uhr. Die angezeigte Nummer unterschied sich von der des ersten Anrufs und begann mit der Vorwahl 781 .
    Dunning wischte seine verschwitzten Hände an seiner Stoffhose ab, bevor er zum Hörer griff.
    » Hier spricht Donald Dunning. Bitte sagen Sie mir, was ich tun muss, um meinen Sohn zurückzubekommen. Ich tue, was auch immer Sie verlangen«, sagte er.
    » Sie meinen, außer die Polizei nicht anrufen, obwohl ich Ihnen gesagt habe, Sie sollen es nicht tun?«, fragte am anderen Ende dieselbe Stimme wie beim ersten Anruf. » Holen Sie jemanden von denen ans Telefon. Ich weiß, dass sie da sind. Wenn Sie mich noch einmal an der Nase herumführen wollen, schicke ich Ihnen ein Teil von Jacob per Express in einer Bioabfalltüte.«
    Dunnings Gesicht nahm einen Weißton an, den ich noch nie zuvor bei einem Menschen gesehen hatte. Seine Lippen bewegten sich lautlos. Ich bedeutete ihm mit einem Nicken, dass es in Ordnung war, als ich ihm den Hörer aus der zitternden Hand nahm.
    » Hier ist Mike Bennett. Ich bin Detective beim NYPD«, meldete ich mich. » Wie geht es Jacob? Ist mit ihm alles in Ordnung?«
    » Über Jacob reden wir, wenn es so weit ist, Mike«, erwiderte der Entführer. » Haben Sie diesen aufgeblasenen Angeber gehört? Das Leben seines Sohnes liegt in meinen Händen, und er glaubt, mir noch Befehle erteilen zu können!«
    » Ich glaube, Mr. Dunning ist nur aufgeregt, weil er seinen Sohn vermisst«, erklärte ich, während ich mein Notizbuch herauszog. » Sie halten offenbar alle Trümpfe in der Hand. Wir möchten nur wissen, wie wir Jacob zurückbekommen können.«
    » Lustig, dass Sie das sagen«, entgegnete der Entführer. » Das mit den Trümpfen, die ich in der Hand halte. Ich wünschte, es wäre so, statt dass es nur so Arschlöcher wie Dunning tun. Dann wäre so etwas hier nicht nötig.«
    › Früherer Angestellter?‹, notierte ich mir. › Verärgert? Persönliche Rache?‹
    Nach einer Pause hörte ich seltsame Laute. Zuerst dachte ich, es wäre ein Lachen, doch nach einer Weile merkte ich, dass der Entführer unkontrolliert schluchzte.
    Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber eindeutig keine Tränen.
    › Instabil‹, kritzelte ich in mein Notizbuch.
    » Um was geht’s?«, fragte ich ihn nach einer Weile. » Was regt Sie so auf?«
    » Diese Welt«, antwortete der Entführer mit erstickter Stimme. » Wie kaputt sie ist. Die Gier und überhandnehmende Ungerechtigkeit. Wir könnten so viel tun, aber wir sitzen nur rum und sehen zu, wie alles den Bach runtergeht. Dunning könnte mit dem, was er für seine Schuhe bezahlt, siebenundzwanzig Menschenleben retten. Die Latvium-Aktien gedeihen auf den Leichen der Armen dieser Welt.«
    » Stellt Latvium nicht auch Medikamente her, die Leben retten?«, hielt ich dagegen. Regel Nummer eins bei Verhandlungen: dafür sorgen, dass der Gegner weiterredet. » Ich dachte, viele große Pharmaunternehmen verschenken Medikamente in Dritte-Welt-Länder.«
    » Das ist totaler Quatsch, der für die Multimillionen Dollar teure Marketingkampagne produziert wird«, klärte mich der Entführer auf. » Die gespendeten Medikamente sind oft nur Mist. Oft abgelaufen. Manchmal tödlich. Für gewöhnlich interagiert Latvium mit der Dritten Welt, indem es die Bewohner als Versuchskaninchen benutzt. Und als Sahnehäubchen wäscht Latvium die Gewinne mithilfe von Überseebanken, indem es Urhebergesetze und Scheinfirmen nutzt, um in den USA keine Steuern zahlen zu müssen. Lesen Sie das nach, Mike. Es ist allgemein bekannt. Der Kongress schaut weg. Ich frage mich, warum. Sollte das etwas mit den Lobbyisten zu tun haben? Oder gar mit institutioneller Korruption?«
    Der Entführer seufzte.
    » So beschränkt können Sie nicht sein! Latvium ist ein multinationales Unternehmen. Der einzige Zweck solcher Firmen, egal, in welchem Industriezweig sie tätig sind, ist die Produktion sagenhaften Wohlstands für das obere Management. Nationale Verantwortung und Menschenleben sind für Menschen wie Dunning Nebensache. So war es schon immer und wird es immer bleiben.«
    Irgendwie trifft er den Nagel auf den Kopf, dachte ich. Er klang tatsächlich auf eine Art überzeugend. Kultiviert, wie ein Akademiker. › Intelligent‹, schrieb ich in mein Notizbuch.
    » Doch jetzt weht der Wind aus einer anderen Richtung«, fuhr er fort. » Die Hand des Schicksals klopft an die Tür. Deswegen tue ich das hier. Um die Menschen aufzuwecken. Damit sie
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