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Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)
Autoren: Julie Cross
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und meine Patientenakte konnten warten.
    »Gut, dann los.«
    Ich holte tief Luft. »Es war die beste aller Zeiten, es war die schlimmste aller Zeiten. Es war das Zeitalter der Weisheit, es war das Zeitalter der Dummheit …«
    Mein Englischlehrer aus der Neunten hatte uns vor die Klasse treten und Dickens aufsagen lassen. Und ich hatte es gehasst. Bei Holly machte es mir nicht so viel aus, aber das würde ich ihr natürlich niemals verraten.
    »Findest du, dass er das Richtige tut?«, fragte Holly, nachdem ich die ersten Seiten rezitiert hatte.
    »Du meinst, Sydney aus dem Buch? Weil er sich den Kopf abschlagen lässt, damit die Frau, die er liebt, mit einem anderen Mann zusammen sein kann?«
    Holly lachte und ihre Lippen vibrierten an meiner Brust. »Ja.«
    »Nein, ich finde, er verhält sich vollkommen idiotisch …« Ich küsste ihre Mundwinkel, und sie grinste mich an.
    »Du lügst.«
    Ich zog sie an mich und küsste sie noch mal, um das Gespräch zu beenden, das mich unweigerlich dazu bringen würde, mehr Geheimnisse auszuplaudern, als ich preiszugeben bereit war.
    »Du hast vorhin doch nicht mit deinen Schuhen auf mich gezielt, oder?«, fragte ich zwischen zwei Küssen.
    Sie beugte sich über mich, und ihre Haare fielen wie ein gelber Vorhang um uns herum. »Ich wusste nicht mal, dass du hier drin warst.«
    »Okay, gut, dieser rote Schuh hatte nämlich einen verdammt spitzen Absatz. Damit hättest du mir ein Auge ausstechen können.«
    Sie lachte laut und küsste mich dann wieder, bevor sie mir ins Ohr flüsterte: »Das hebe ich mir alles für meine späteren Freunde auf.«

    Am nächsten Morgen wachte ich früh auf, da Hollys Wecker laut in mein Ohr brummte. Blonde Haare kitzelten mich an der Nase, und eine dicke Strähne lag direkt über meinem Mund. Sie schlug mit der Faust auf die Schlummertaste und grummelte dann: »Ich hab ihn extra gestellt, damit du deinen Acht-Uhr-Kurs nicht verpasst.«
    »Den kann ich heute ausfallen lassen.« Ich schob ihre Haare aus meinem Gesicht und küsste sie in den Nacken. »Schlaf weiter.«
    Sie zog meinen Arm fester um sich und murmelte etwas ziemlich Unzusammenhängendes, das klang wie: »Verrat mir ein Geheimnis.«
    Das war Hollys Lieblingsspiel. Normalerweise antwortete ich mit irgendeinem dummen Spruch, der mir gerade einfiel, wie: »Ich war mal in Hilary Duff verknallt.« Aber nach unserem Streit vom Vorabend war ich ihr was Besseres schuldig.
    Ich führte meine Lippen an ihr Ohr und flüsterte: »Ich bin verrückt nach dir.«
    Ich hörte sie förmlich grinsen, bevor wir beide wieder einschliefen.

    Meine Augen öffneten sich zwei Stunden später wieder. Diesmal weil jemand an die Tür klopfte. Ich sprang in meine Jeans und riss mir ein T-Shirt über den Kopf, bevor ich Holly wachrüttelte. »Ich glaube, Lydia ist wieder da.«
    Sie stöhnte und hob ihren Bademantel vom Boden auf, dann öffnete sie die Tür. Zwei Männer schoben sich an ihr vorbei und kamen ins Zimmer spaziert.
    »Was …?«, sagte Holly, wickelte den Bademantel enger um sich und band den Gürtel fest um ihre Taille.
    Einer der Männer, der kleinere mit den roten Haaren, schlug die Tür zu. »Das ist er«, sagte der andere Mann.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    Der Kleine schaute mich an. »Bist du der Sohn von Kevin Meyer?«
    Mein Herz fing an zu rasen. Irgendetwas war passiert … Wann hatte ich meinen Dad zuletzt gesehen? Vor zwei Tagen , fiel mir wieder ein. Und seitdem war er außer Landes.
    »Ist … alles in Ordnung mit ihm?«
    Holly sog die Luft ein, kam zu mir und drückte meine Hand. Ich konnte mir ausmalen, welche Theorien durch ihren Kopf geisterten: Das Firmenflugzeug war irgendwo an einem Berg zerschellt, und das einzige Kind des Vorstandsvorsitzenden blieb ohne ein einziges lebendes Familienmitglied zurück. Mir rann der Schweiß den Nacken herunter.
    Der größere der beiden Männer griff in seine Jacke und zückte einen Dienstausweis; allerdings zu schnell, als dass man hätte lesen können, was darauf stand. »Du musst mitkommen.«
    Polizisten … vielleicht vom FBI? Oder Enthüllungsjournalisten? Oder war das pharmazeutische Unternehmen meines Vaters vielleicht wegen Geldwäsche oder irgendeines anderen Skandals angeklagt? Mein Vater und sein Beraterklübchen hatten mir unzählige Male eingeimpft, wie weit Reporter gingen, um an Informationen für eine Story zu kommen. Und das schnelle Vorzeigen des Dienstausweises, das es mir unmöglich gemacht hatte, irgendetwas zu
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