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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe
Autoren: Catherine Coulter
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Edward war von den Spielkarten nicht wegzugkriegen gewesen. Und so hatte Alec bei Genny wieder an Boden verloren. »Komm her!« sagte er jetzt und zog sie in die Arme. »Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, jetzt fällt es mir wieder ein. Wie ein Märtyrer warte ich auf das Eingreifen eines gütigen Gottes. Willst du mir verzeihen?«
    Sie sah ihn prüfend an. »Verzeihen? Und was genau?«
    Er grinste, und sie fühlte, wie ihr das Herz überlief. Sie würde ihm wahrscheinlich alles verzeihen, so sehr war sie von ihm berauscht.
    Mit den Fingerspitzen zeichnete er ihre Wangenknochen nach, über die Nase bis hinab zu dem kleinen Kinngrübchen. »Daß ich dir die Freude vergällt habe, Detektiv zu spielen. Daß ich dir verboten habe, Männersachen zu tragen …«
    »Du hast sie ja inzwischen vollständig zerfetzt!«
    »Ich kaufe dir zwanzig Paar Hosen. Und Stiefel? Mindestens zehn Paar, weißes Leder mit Fransen. Und …«
    Sie boxte ihm leicht gegen den Arm. »Nicht weiter, bitte«, sagte sie mit gesenktem Kopf und gepreßter Stimme.
    »Aber vor allem mußt du mir verzeihen, daß ich dir verboten habe, du selbst zu sein. Und damit meine ich das Mädchen, in das ich mich einmal verliebt habe, Genny. Ich hatte das süße, unterwürfe Wesen gern, das für mich sorgte, als ich das Gedächtnis verloren hatte. Aber geheiratet habe ich doch das wilde Mädchen mit all ihren Widerhaken. Sie treibt mich einmal zum Wahnsinn und schenkt mir gleich darauf die höchste Ekstase. Sie macht mich wütend und über alle Maßen glücklich. Sie bringt es fertig, daß ich vor Zorn über ihre Sturheit heule und vor Verlangen nach ihr stöhne. Sag, daß du dem dummen Mann verzeihst, Genny! Sei meine große Liebe, meine Frau und meine Partnerin!«
    Sie sah ihn lange stumm an.
    »Natürlich wirst du mich fragen, warum ich mich so plötzlich gewandelt habe. Die Wahrheit ist, daß ich gemerkt habe, daß ich mich dir gegenüber wie ein verdammter Idiot benommen habe. Ehrlich gesagt, Genny, ich habe weniger als vierundzwanzig Stunden gebraucht, um zur Vernunft zu kommen. Ich mache immerhin Fortschritte, meinst du nicht? Ich habe erkannt, daß es zwischen uns Mißtrauen, Zorn und Kummer nicht mehr geben darf, höchstens mal für zehn Minuten. Mit uns haben zwei sehr starke, dickköpfige Charaktere den Ehebund geschlossen. Zweifellos werden wir uns noch manchmal anschreien, daß unsere Umgebung sich die Ohren zuhalten wird, aber gleich danach werden wir gemeinsam darüber lachen, Genny. Denn wir beide sind für immer und ewig miteinander verbunden, und ich bin mehr als bereit, das anzuerkennen. Ich möchte, daß du es ebenso anerkennst, mir Vertrauen schenkst und dich bemühst, mir zu verzeihen. Was sagst du dazu?«
    »Und du wirst dich bemühen, kein Haustyrann zu werden?«
    Er lächelte verlegen. »Bin ich denn einer gewesen? Nur weil ich dir gesagt habe, was du zu tun hast, dich herumkommandiert und mich spöttisch über deine Ideen und Ansichten geäußert habe? Ich werde mich bemühen, dieses Verhalten in Zukunft zu vermeiden – höchstwahrscheinlich. Und wie steht es mit dir? Wirst du dich bemühen, mich nicht unter den Pantoffel zu zwingen und zu deinem Schoßhündchen zu machen?«
    »Höchstwahrscheinlich. Obwohl es mir gefallen würde, dich mit einem Fleischknochen im Mund zu meinen Füßen liegen zu sehen.« Sie wurde ernst. »Ich weiß wirklich nicht, wie wir das hinkriegen sollen. Wir sind in einer schwierigen Lage, Alec.«
    »Das ist doch herrlich! Wenn Schwierigkeiten auftreten, bin ich immer in Bestform. Schwierigkeiten erregen mich. Weißt du, worauf ich gerade jetzt Lust habe? Ja? Du, dann tu ich es auch. Du brauchst mir nur zu sagen, daß du mich mehr liebst als die Steigbügel an diesem spanischen Sattel.«
    »Ich liebe dich mehr als jeden Steigbügel der Welt, unabhängig von seiner Nationalität.«
    »Und ich dich, Genny. Ich liebe dich über alles.«
    Bei diesen Worten schloß er die Tür zur Futterkammer ab und wandte sich seiner Frau zu.
    »Wollen wir noch einmal neu anfangen?«
    Sie reichte ihm die Hand. »Ja«, sagte sie. »Ich möchte es gern.«

EPILOG
    Landsitz Carrick, Northumberland, England
    Juli 1820
    Noch nie im Leben hatte Alec so viel Angst ausgestanden. Diesen Tag würde er zeit seines Lebens nicht vergessen. Doch nun war alles vorüber. Er fühlte sich leer, unvorstellbar erschöpft und unendlich glücklich. Denn Genny war außer Gefahr, sein kleiner Sohn war wohlauf und schrie wie am Spieß. Wenn er aufmerksam
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