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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe
Autoren: Catherine Coulter
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Sterbenswörtchen verrate, wird er dafür sorgen, daß Ma und meine kleinen Schwestern im Straßengraben enden. Er sagte, er kann alles machen, solange der Baron nicht da ist, er ist jetzt der Herr, und er kann mit mir und allen anderen machen, was er will.«
    Genny zog das Mädchen an sich. »O Margie, das tut mir leid, aufrichtig. Aber jetzt ist es vorbei, wirklich ganz vorbei, und du hast nichts zu befürchten. Baron Sherard ist ein gerechter Mann. Er wird dich verstehen, das verspreche ich dir. Du mußt nur die Wahrheit sagen. Dann hast du nichts zu befürchten, wirklich nicht.«
    Margie wich zurück. Ihre dunklen Augen füllten sich wieder mit Tränen. Dann legte sie ein Geständnis ab. »Ach, Sie verstehen mich nicht, my Lady! Er wollte mich noch einmal vergewaltigen, hier in diesem Büro. Ich wehrte mich und bekam diesen Kerzenständer in die Hand und schlug damit auf ihn ein, und die Kerzen flogen durchs Zimmer, und sie brannten, und die Vorhänge fingen Feuer, und ich wollte löschen, wirklich, ich hab’ es versucht, aber ich schaffte es nicht und rannte weg, und es war furchtbar … ganz schrecklich!«
    »Und als dann Sir Edward kam, hattest du noch mehr Angst, nicht wahr?«
    »O Gott, in meinem ganzen Leben hab ich nicht so viel Angst gehabt!«
    »Ich weiß. Es war richtig von dir, Margie, daß du mir alles erzählt hast. Ich werde mit seiner Lordschaft und mit Sir Edward sprechen. Du hast in Notwehr gehandelt. Hab jetzt keine Angst mehr! Geh auf dein Zimmer und schlafe dich richtig aus!«
    Das erschöpfte Mädchen nickte stumm. Als Margie weg war, trat Alec aus dem schützenden Dunkel hervor.
    »Dieser Schweinehund!« sagte er. »Und keiner von uns hat etwas gemerkt oder einen Verdacht gehabt oder …«
    »Merkwürdig, nicht wahr? Was sagen wir nun zu Sir Edward?«
    »Auf keinen Fall die Wahrheit«, sagte Alec nachdenklich. »Er läßt sich nie von seiner vorgefaßten Meinung abbringen. Er wird das Mädchen sicherlich für eine Schlampe halten und ihre Deportierung in die Wege leiten. Nein, ich denke mir etwas aus, was ich ihm erzählen werde.«
    Und das tat er denn auch während des Abendessens. Er erzählte eine wunderbare Geschichte. Wie Mr. Cruisk Unterschlagungen begangen und befürchtet habe, er, Alec, werde seinen Betrug aufdecken und ihn nach Newgate schicken. Er, Alec, nehme an, daß der Verwalter bei der Flucht aus Versehen einen Kerzenständer umgestoßen habe und in dem entstandenen Feuer umgekommen sei.
    Sir Edward hatte gerade das dritte Glas des ausgezeichneten Portweins geleert, und daher legte er auch keinen besonderen Wert darauf, ob die Geschichte des Barons tatsächlich der Wahrheit entsprach. Er dachte, als Erklärung würde es ausreichen, und nickte gütig.
    Am nächsten Vormittag erhielt Alec auf die Frage nach der Baroneß die Antwort, man habe sie zuletzt auf dem Weg zu den Stallungen gesehen. Es war ein kalter Tag. Der Himmel hing voller Schneewolken. Alec ging eilig hinüber. Vor den Ställen blieb er eine Weile stehen. Auf dem Dach waren manche Schiefertafeln locker, andere fehlten ganz. Der ältere Teil des Gebäudes drohte schon einzustürzen. Das Holz sah verfault aus, und mehrere Fenster hingen gefährlich lose in den Angeln. Alec zog die Brauen zusammen. Es gab viel zu tun auf dem Landsitz Carrick. Dann begab er sich in den Futterraum an der Rückseite der Stallungen.
    »Hallo«, sagte er zu Genny. »Sir Edward war noch einmal hier. Offenbar wollte er sich vergewissern, daß er gestern abend, als er unter der Wirkung meines ausgezeichneten Portweins stand, auch richtig gehört hatte. So mußte ich ihm meine Darbietung bei hellem Tageslicht wiederholen. Ich tat es und beseitigte alle seine Zweifel. Ich muß schon sagen, ich bin ein geborener Schauspieler. Jetzt ist er auf dem Heimweg, hoffentlich vollauf mit der Erzählung zufrieden, da ja auch der Baron damit zufrieden erschien.«
    Genny ließ den Lappen sinken, mit dem sie gerade die Steigbügel an Alecs Sattel, geputzt hatte.
    »Wir beide sind schon ein ganz nettes Team«, sagte Alec und schloß die Tür der Futterkammer.
    »Vielleicht.«
    Er hob eine Augenbraue. »Du hast es sehr gut verstanden, aus Margie die Wahrheit herauszuholen. Ich bin wirklich sehr stolz auf dich.«
    »Wirklich?« sagte Genny, und das klang ebenso mißtrauisch wie abwartend.
    Alec runzelte die Stirn. Er hatte sie selber so mißtrauisch gemacht. Nachdem Genny sich gestern abend zurückgezogen hatte, wäre er ihr liebend gern gefolgt. Doch Sir
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