Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
den Mann kennenlernen, der den Schreibtisch entworfen hat.«
    »Das war ich.«
    »Wirklich? Dabei sind Sie doch noch so ein junger Mann. Noch kaum ein richtiger Mann, sollte ich sagen. Nun, wie steht’s, wollen Sie hier drin mit mir verhandeln, Eugene?« Alec setzte sich und lehnte sich in dem sehr gemütlichen Sessel weit zurück.
    Genny sah ihn forschend an. Hatte er einen Verdacht, daß sie doch nicht so männlich war, wie sie vorgab? Nein, dann hätte er mit Sicherheit etwas gesagt. »Ja, und mit meinem Vater natürlich. Es ist schließlich seine Werft.«
    »Stimmt. Sie würden doch nie so unvernünftig sein und allen Ruhm für sich in Anspruch nehmen wollen. Andererseits sind Sie als sein Sohn auch sein Erbe und haben deshalb ein Wort mitzureden.«
    »So ist es.«
    »Soll ich heute abend zu Ihnen und Ihrem Vater zum Essen kommen? Haben Sie Schwestern? Eine Mutter?«
    Gennys Augen wurden glasig. Was war zu tun? Oh, sie mußte erst noch mit ihrem Vater sprechen. Du meine Güte, zu Hause konnte sie mit ihrem vollen, langen Haar doch nicht mehr einen Eugene spielen! Ihr Hirn arbeitete blitzschnell, um eine Strategie zu erfinden. »Ja, gut. Sieben Uhr? Ach ja, ich habe eine Schwester, aber meine Mutter ist schon lange tot.«
    »Das tut mir leid«, sagte Alec und stand auf. »Sieben Uhr paßt mir gut. Ich freue mich schon darauf, Ihre Schwester kennenzulernen. Und jetzt, Mr. Eugene, würde ich gern den Rest des Klippers besichtigen.«
    Paxtons Butler Moses, ein Schwarzer von unerhörter Würde, führte Alec ins Wohnzimmer. Dort erwarteten ihn ein älterer Herr und eine junge Dame.
    Genny war auf seinen Auftritt vorbereitet. Doch es nutzte ihr nicht viel. Alec Carrick in formloser Kleidung war eine Sache, Alec Carrick im Abendanzug aber konnte jeder Frau den Kopf verdrehen. Dieser Mann sollte gesetzlich verboten werden, dachte Genny. Im makellosen Schwarz, das nur durch das weiße Leinenhemd und die weiße Krawatte unterbrochen wurde, sah er aus wie der königlichste der königlichen Prinzen, wie der sprichwörtliche Ritter in schimmernder Rüstung. Er sah unglaublich gut aus. Das goldblonde, gebürstete Haar glänzte im Kerzenschein. Die blauen Augen blitzten so lebhaft, daß sie den Wunsch verspürte, nur immer so dazustehen und ihn anzustarren.
    »Ich heiße Genny, my Lord. Genny ist, wie Sie wissen, die Abkürzung von Virginia. Und dies ist mein Vater, Mr. James Paxton.«
    Alec ergriff Mrs. Paxtons Hand. »Es ist eine Freude, Sie wiederzusehen, Sir. Es ist zwei oder fast drei Jahre her, nicht wahr?«
    »So ist es. Wir trafen uns in New York bei den Waddels. Irgend so ein verdammter Ball oder etwas ähnlich Unangenehmes. Jemand sagte, daß Sie verheiratet seien, wie geht es Ihrer Frau?«
    »Sie ist vor fünf Jahren gestorben.«
    »Oh, das tut mir sehr leid. Nun, ich erinnere mich noch von dem Ball her, daß Sie die Absicht hatten, nach England zurückzukehren.«
    »Hab’ ich auch getan. Ich mußte mich um geschäftliche Angelegenheiten kümmern. Jetzt verbringe ich immer weniger Zeit in England. Nicht mehr als vier, fünf Monate im Jahr.«
    »Sie segeln lieber über die Meere?«
    »Das stimmt. Außerdem lerne ich gern andere Menschen und fremde Länder kennen. Gerade heute vormittag hatte ich das Vergnügen, Ihrem charmanten Sohn Eugene zu begegnen und …«
    »Hier ist ein Sherry für Sie, my Lord, und für dich, Vater.«
    »Vielen Dank, Miß Paxton.« Alec wandte seine Aufmerksamkeit nur Mr. Paxton zu, der bei der Begrüßung nicht aufgestanden war. Das deutete darauf hin, daß sein Gesundheitszustand nicht sehr gut sein konnte. Er schien etwa sechzig zu sein und hatte volle weiße Haare. Die Ähnlichkeit von Tochter/Sohn mit dem Vater war unverkennbar. Die grünen Augen, die hohen Wangenknochen, das eckige Kinn. Ein gutaussehender Mann, ein mächtiger Mann. In seinen Augenwinkeln zuckte es manchmal verdächtig. Was ging hier vor? Anscheinend betrieben Vater und Tochter das Verwirrspiel gemeinsam. Nun, so genau wollte er es gar nicht wissen.
    Langsam drehte sich Alec zu Eugene/Virginia um. »Sie sind also die berühmte Schwester, von der mir Eugene heute erzählt hat.«
    »Mein Bruder und von mir schwärmen? Das kann ich mir bei Eugene schwer vorstellen.« Sie reichte ihm die Hand, und er drückte sie. »Ja, ich bin Genny Paxton, Lord Sherard. Eugene wurde heute unerwartet zu seinem Onkel in sein Haus etwas außerhalb von Baltimore gerufen. Es ist der ältere Bruder meiner Mutter. Er ist erkrankt, und da Eugene
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher