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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe
Autoren: Catherine Coulter
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gesagt, eine Quelle ständigen Amüsements vor sich, wenn er das Spiel mitmachte. Falls das Schicksal es gut mit ihm meinte, könnte es sogar faszinierend werden.
    Er wandte den Blick von ihr. »Nun, Mr. Paxton, Sie haben recht. Es ist Oktober. Ich habe gerade Ihre Werft und Ihren Klipper bewundert. Wann glauben Sie, wird das Schiff fertig sein?«
    »In zwei Wochen, my Lord.«
    »Sagen Sie doch Alec zu mir!« forderte er sie lässig auf und lächelte sie wieder auf diese unwiderstehliche Art an. »Ich hoffe, wir werden gute Freunde werden.«
    So gute Freunde bestimmt nicht, dachte Genny und schluckte wieder. »In Ordnung – Alec. Darf ich Sie durch die Werft führen?«
    »Nun, eigentlich habe ich dort schon alles auf eigene Faust besichtigt. Wie gesagt, es sieht so aus, als hätten Sie einen leistungsfähigen Betrieb und gutausgebildete Männer. Dennoch glaube ich, daß es problematisch für Sie wird, ohne ausreichendes Kapital weiterzumachen.«
    »Sie äußern sich ziemlich unverblümt, my Lord.«
    »Sie haben mir geschrieben, Mr. Paxton. Sie sind in finanziellen Schwierigkeiten, nicht ich. Nun, ich würde jetzt gern meinen Rundgang durch den Klipper fortsetzen und mich dann mit Ihrem geschätzten Vater zusammensetzen.«
    »Ich versichere Ihnen, Alec, daß ich in allen Geschäftsbereichen meines Vaters bewandert bin. Wir werden beide mit Ihnen verhandeln.«
    »So? Hmm.« Er hätte ihr gern diese alberne Wollmütze vom Kopf gezogen, so neugierig war er auf ihre Haarfarbe. Sie hatte dunkle, fein gebogene Augenbrauen, und die Augen waren von tiefdunklem Grün. »Wie alt sind Sie eigentlich, Eugene?«
    »Ich bin dreiundzwanzig.«
    »Komisch, ich hielt Sie für jünger«, sagte er und fügte dann grinsend hinzu: »Sie haben ja noch gar keinen Bart.«
    »Ach ja, wissen Sie, die Männer der Familie Paxton waren nie so schrecklich behaart.«
    Er nickte lachend. Dreiundzwanzig, dachte er, also schon beinahe eine alte Jungfer. War sie Paxtons einziges Kind? Es sah so aus, als sei ihr die Leitung des Klipperbaus übertragen. Er faßte sie schärfer ins Auge und sah, daß in ihren dunkelgrünen Augen noch dunklere Goldtupfen um die Iris tanzten. Sehr hübsche, sehr ausdrucksvolle Augen, die sie im Augenblick ein wenig verengt hatte. Ihre Männerkleidung war so formlos, daß man ihre weiblichen Reize nicht abschätzen konnte, abgesehen von den Beinen und Hüften. Nichts verbarg die Tatsache, daß ihre Beine lang, und soweit Alec das ermessen konnte, recht schlank und gutgeformt waren. Die Hüften waren jungenhaft fest. Sie bewegte sich anmutig, aber ohne jede wiegende Bewegung in der Taille.
    So, da hätten wir also eine Frau als Chefin einer Werft vor uns! »Welchen Namen wollen Sie dem Klipper geben?«
    Mit deutlich sichtbarem Stolz sah sich Genny um. »Ich denke an
Pegasus,
wenn Vater einverstanden ist. Es wird das schnellste und schönste Schiff auf dem Meer sein. Haben Sie schon mal einen Baltimore-Klipper gesegelt, Alec?«
    »Noch nicht. Das Schiff, mit dem ich herkam, ist eine Schonerbark und heißt
Night Dancer.
Außerdem besitze ich zwei Briggs, einen Schoner – einen Dreimaster mit Stagsegel- und eine Schnau. Es sind alles schnelle Schiffe, aber nicht annähernd so schnell, wie es dieses schöne Schiff einmal sein wird.«
    »Sie haben recht, es sind ganz tüchtige Schiffe«, sagte Genny mit herablassendem Grinsen.
    Alec gefiel ihr Grinsen. Es kam unerwartet und erinnerte an einen Kobold. »Danke, Eugene. Ich möchte ehrlich mit Ihnen sein. Ich will einen so hohen Anteil am Karibikhandel an mich reißen, wie ich verkraften kann. Das ist der Grund, warum ich Baltimore-Klipper brauche und kaufen will. Nun, wann habe ich das Vergnügen, Ihren Vater zu treffen?«
    Das brachte sie auf. Doch sie hatte sich schnell wieder in der Gewalt und erwiderte einigermaßen ruhig: »Ich habe Ihnen doch bereits gesagt, daß wir beide und nicht mein Vater allein mit Ihnen verhandeln werden.«
    Indessen überlegte er schon, wie großer Verführungskünste von seiner Seite es wohl bedürfen mochte, bis sie den Halt unter den Füßen verlor und sich ihm als Frau zu erkennen gab. »Sie sind aber zu jung, um so wichtige Verhandlungen zu führen.«
    »Sie, my Lord, sind nicht viel älter.«
    »Ich bin einunddreißig, Eugene. Ein verehrungswürdiges Alter, das Respekt erheischt, besonders von grünen Jungen wie Ihnen.«
    Da war es wieder, dieses koboldhafte und einnehmende Grinsen. Offenbar hatte er die Sache falsch angepackt. »Jedenfalls«,
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