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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe
Autoren: Catherine Coulter
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Karriere im Schiffsbau verfolgt und ist von Ihrem Scharfsinn und von Ihren Fähigkeiten stark beeindruckt.
    Ich möchte Ihnen in Erinnerung bringen, daß mein Vater und ich hier in Baltimore eine Werft besitzen. Wir haben in den vergangenen 20 Jahren die tüchtigsten Baltimore-Klipper gebaut, die über die Meere segeln. Ich übertreibe nicht, my Lord, es ist die Wahrheit. Doch wie Sie wahrscheinlich wissen, hat es bei uns nach Kriegsende einen schweren wirtschaftlichen Rückschlag gegeben. Nicht nur im Schiffsbau, sondern auch in unseren wichtigsten Exportartikeln wie Tabak, Mehl und sogar bei Baumwolle. Das hängt alles mit den Neuengländern zusammen und ihren elenden Forderungen nach immer höheren Zöllen.
    Jedenfalls kennt mein Vater Ihren Ruf und würde sich gern mit Ihnen treffen, um über eine mögliche Partnerschaft zwischen uns zu sprechen. Wie Sie wissen, ist der Baltimore-Klipper das geeignetste Schiff für den Karibikhandel, und unsere Klipper sind die allerbesten. Ich möchte Sie daher bitten, eine Fusion oder Partnerschaft zu erwägen, und hoffe, daß Sie bald einmal nach Baltimore kommen, da mein Vater zur Zeit nicht in der Lage ist, nach England zu reisen.
    Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr Eugene Paxton Paxton-Werft Fells Point, Maryland
    Der Brief trug ein Datum vom August, vor zweieinhalb Monaten. Alec war an dem Vorschlag interessiert. Er war in der Tat mehr als interessiert. Paxtons Sohn hatte in dem Brief die gegenwärtigen wirtschaftlichen Probleme der Vereinigten Staaten gröblich vereinfacht dargestellt. In Wirklichkeit steckte die Paxton-Werft in schweren finanziellen Schwierigkeiten. Vielleicht konnte er, Alec, etwas Besseres als eine Partnerschaft erreichen. Vielleicht konnte er sich mit einem Anteil in die Werft einkaufen, der ihm die Kontrolle darüber ermöglichte. Schon seit mehreren Jahren hatte er seine Schiffe selber bauen wollen. Außerdem wollte er eine maßgebliche Kraft im Karibikhandel werden. Und mit Baltimore-Klippern in seiner Flotte konnte er das auch. Seine gegenwärtige Flotte umfaßte das Schiff, das er selber führte – die Schonerbark
Night Dancer –
zwei Briggs, einen Schoner und eine Schnau. Einen Baltimore-Klipper in dem ruhigen, klaren Gewässer der Karibik zu segeln, würde das reinste Vergnügen sein. Er wußte natürlich, daß der Klipper nur für warmes Klima in Frage kam, gerade weil er auf Schnelligkeit konstruiert war und bei jedem Sturm auf dem Nordatlantik mindestens einen Mast einbüßen würde.
    Wenn er sich nicht irrte, und daran glaubte er nicht, so war aus Paxtons Brief ein Unterton der Verzweiflung herauszuspüren. Um so besser! Dann würde er bei den Verhandlungen die besseren Karten in der Hand haben.
    Doch gerade in solchen Augenblicken geschah es ihm, daß er nicht mehr an das Imperium denken konnte, das er für sich errichten wollte. Dann dachte er über das Leben nach, das er führte, und über das Leben, das seine kleine Tochter mit ihm teilte. Es lag, gelinde gesagt, außerhalb der Norm. Aber er müßte verdammt sein, wenn er zugelassen hätte, daß sie von jemand anders großgezogen würde, und wäre es auch von ihrer Tante Arielle und Onkel Burke gewesen, die jetzt selber zwei kleine Söhne hatten. Wenn Hallie anders als die anderen Kinder ihres Alters war – sei’s drum. Das war nicht so wichtig.
    Bei solchen Gelegenheiten dachte er auch an Nesta. Was würde sie wohl davon halten? Die Erinnerung an Nesta bereitete ihm keinen scharfen Schmerz mehr, nur eine sanfte Trauer. Im vergangenen Februar hatte er zum letztenmal das Haus seiner Kindheit, den Landsitz Carrick, aufgesucht. Von da an waren er und Hallie nach Frankreich, Spanien und Italien gereist. Er hatte sie sogar nach Gibraltar mitgenommen, wo sie mit Sir Nigel Darlington, dem englischen Gouverneur, zu Abend gegessen hatte.
    Ihn und Hallie hatte Mrs. Swindel begleitet, ihr steifes Kindermädchen, deren scharfe Zunge so ziemlich jeden einschüchterte. Bis auf Dr. Pruitt, Alecs Schiffsarzt. Wenn Alec richtig vermutete, so bahnte sich da eine Romanze an. Nun, es machte kaum etwas aus, wenn Mrs. Swindel ihre Anstellung aufgab. Hallie bedurfte ihrer eigentlich nicht mehr. Sie war wirklich schon sehr vernünftig geworden.
    Er erinnerte sich an Hallies Bemerkungen über Eileen Blanchard. Mein Gott, war das ein Erlebnis gewesen! In aller Seelenruhe war ihm Eileen mit der Hand in die Hose gefahren und hatte ihn da gestreichelt, auf dem ganzen Weg den schwach beleuchteten Niedergang
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