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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln
Autoren: Christoph Hardebusch
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nicht, auf andere Thayns zu schießen, auch nicht, wenn sie derart viel Dreck am Stecken haben wie diese Leute. Aber keine Sorge, man wird mir schon nicht das Fell über die Ohren ziehen. Und mit den üblichen Verweisen, Verwarnungen und einer Degradierung kann ich umgehen. Solche Disziplinarstrafen habe ich zur Genüge gesammelt.«
    Ihre nächste Frage kam schnell, und jetzt lag in ihren Augen Sorge. »Wirst du in deine Heimat zurückgehen?«
    Der Admiral trank noch einen Schluck und nahm sich die Zeit, seine Gedanken zu sortieren, bevor er antwortete.
    »Mein Auftrag ist noch nicht erfüllt. Das ist zumindest meine Meinung, auch wenn nicht sicher ist, ob meine Vorgesetzten sie teilen. Was auch immer dort im Dschungel war …«

    »Es ist weg«, warf Manoel ein. »Es hat keinen Effekt mehr. Zerstört, gesprengt, Puff!«
    »Eben. Und bislang hat keiner von der Compagnie den Mund aufgemacht. Ich für meinen Teil will die Wahrheit wissen.«
    Sinao sprang auf, umrundete den Schreibtisch und warf ihm die Arme um den Hals. Sie schluchzte, und er konnte ihre Tränen auf seiner Wange spüren.
    »Du gehst nicht.« Es war mehr eine Bitte als eine Feststellung.
    Vorsichtig nahm Thyrane sie in den Arm und hielt sie fest. Einen Moment lang gewann er eine Vorstellung davon, wie es wohl wäre, für eine Tochter wie sie zu sorgen. Jeder Vater könnte stolz auf sie sein. Ein kluges Mädchen, aus dem so viel hätte werden können, wenn diese Tiere sie nicht auf eine Sklaveninsel verschleppt hätten. Aber vielleicht kann es das immer noch .
    Er wünschte sich, er könnte Sinao mehr versprechen, aber das Leben hatte ihn schon so oft an unerwartete Orte geweht, ihn schon so oft von anderen getrennt, dass er nicht mehr tun konnte, als das Mädchen langsam in seinen Armen zu wiegen.
    Die Fahrt nach Lessan zumindest würden sie noch gemeinsam verbringen.
    Was danach kam, konnte niemand sagen.

TAREISA

    Als sie die Augen aufschlug, wusste die Maestra sofort, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Um sie herum herrschte Dunkelheit, und sie konnte ihre Arme und Beine kaum bewegen. Etwas schnürte sie ein, schnitt rau in ihre Haut. Ich bin gefesselt , erkannte sie nach einem kurzen Augenblick des Erschreckens. Und geknebelt . Angestrengt versuchte sie, sich zu erinnern, was sie in diese Lage gebracht hatte.
    Ihre Ankunft in Boroges war ohne Zwischenfälle vonstatten gegangen. Deguay hatte sie nah der Küste an den Schiffen der Thayns vorbeigeschmuggelt, und die Todsünde war in der Nacht wie ein Schatten in die Bucht eingelaufen und hatte im Schutz der Festungen im Hafen geankert. Es war der Maestra ein Leichtes gewesen, die verängstigten und verwirrten Offiziere der géronaischen Truppen davon zu überzeugen, ihnen Hilfe zu leisten. Sie hatte den Abtransport der Ladung vorbereitet. Alles schien genau wie geplant zu funktionieren. Deguay war von Bord gegangen, sie hatte in ihrer Kammer einige Dokumente für die Garnison der Stadt aufgesetzt, und dann, dann … war da nichts mehr. Keine Erinnerung, nicht einmal eine Ahnung, warum sie hier in der Dunkelheit lag.
    Sie befand sich auf einem Schiff, wie ihr das Auf und Ab und der Geruch von Teer und Salzwasser verrieten. Den Bewegungen nach schien es in Fahrt zu sein. Tareisa konnte
nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, ja, sie konnte nicht einmal die Tageszeit feststellen. Um sie herum war es absolut dunkel, und sie wusste nicht, ob es in ihrem Gefängnis überhaupt Öffnungen nach draußen gab. Sie konnte keine Stimmen hören, nur das Holz knarrte und ächzte um sie herum.
    Eigentlich hätte sich die Maestra nun auf ihre Macht verlassen, ihre Fesseln gesprengt und ihre Entführer gesucht, aber sie konnte die Nähe der Ladung spüren, den endlosen Sog, der jede Hoffnung auf die Kraft der Vigoris im Keim erstickte. Der verfluchte Capitane muss mich doch verraten haben , vermutete sie grimmig. An wen wird er uns verkaufen? Die Thayns ? Aber auch wenn ihr Verstand ihr sagte, dass es so sein musste, dass Deguay sie verraten haben musste, konnte sie es nicht glauben.
    Ein Geräusch erregte ihre Aufmerksamkeit. Ein Grollen in der Ferne. Ein Gewitter? Oder Kanonendonner ? Sie lauschte gespannt, doch es wiederholte sich nicht.
    Wenigstens hatte man sie weich gebettet, auch wenn die Fesseln an ihrer Haut scheuerten und sie unablässig das Gefühl hatte, der Knebel müsse sie ersticken. Ein Würgreiz stieg in ihrer Kehle auf, aber sie schloss die Augen und rang ihn nieder. Es war nicht allein der
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