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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln
Autoren: Christoph Hardebusch
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verhindern, dass alles abbrennt, aber ich weiß nicht, wie lange noch. Totthill hat versucht, die Magie des Feuers zu brechen, aber sie gehorcht ihm nicht …«
    »Sie ist daemonisch«, keifte der Caserdote und sah in den Himmel. »Eine Prüfung der Einheit, die uns auferlegt wurde.«
    Seine Worte brachten nun Furcht und Panik auf die Gesichter der Seeleute; also baute sich Roxane in ihrer Mitte auf und brüllte: »Löschtrupps bilden! Bringt Sand und Wasser an Deck! Löscht jeden Funken!«
    Nur unwillig entfernte sich die Mannschaft vom Maestre und Totthill, aber letztlich siegte die jahrelang eingebläute Disziplin.
    »Wir müssen diese Kreatur vom Himmel holen«, erklärte Roxane leise. »Oder wir sind ihr schutzlos ausgeliefert.«

    Wie zur Bestätigung ihrer Worte erbebte das Schiff wie unter Beschuss. Holz ächzte und stöhnte, Splitter regneten auf sie herab, und selbst dicke Taue rissen mit scharfem Knall. Die Soldaten in den Masten feuerten, und Roxane deutete nach oben: »Sie ist hier!«
    Der Maestre verzog das Gesicht und schloss die Augen. Schon hörte Roxane über sich ein dumpfes Geräusch, ein tiefes Einatmen, und sie bildete sich ein, jeden Moment die heranströmenden Flammen zu sehen. Neben ihr schrie Totthill laut. Aufgeschichtete Kanonenkugeln erzitterten, dann riss Chalkin die Arme empor, und die ganze kleine Pyramide verwandelte sich in eine Reihe von Geschossen, die pfeifend in die Höhe rasten.
    Der Atem wurde zu einem Brüllen, als die Kugeln ihr Ziel fanden. Noch einmal erzitterte die Amerswatt , und diesmal krachten ganze Rahen herab, gefolgt von Tauwerk und schreienden Menschen.
    Der Drache hing mit schlagenden Flügeln über ihnen, halb am Mast festgeklammert, halb fliegend, und sein langer, schlangenhafter Hals zuckte wild umher, während er laut brüllte. Ein Ruck ging durch das Schiff, und der Mast drehte sich zu Roxanes Entsetzen, als wolle die Kreatur ihn aus dem Schiff reißen.
    »Holen Sie ihn runter!«, befahl sie.
    Sie wusste nicht, ob der Maestre sie gehört hatte, doch das Gewirr aus gerissenen Tauen und Wanten bewegte sich, erst zögerlich, dann schneller. Einige wickelten sich um den Hals des Drachen, andere schlangen sich um seine Flügel, und eine Rah, die mit emporgerissen worden war, schlug gegen den Kopf der Kreatur. Es schien Roxane, als wehre sich die Amerswatt selbst gegen die Gewalt, die ihr angetan wurde. Doch schon rissen die Taue, gaben der unvorstellbaren Kraft des Wesens nach.

    Dumpf grollte im Nebel eine Salve. Jemand schießt auf uns !, durchfuhr es Roxane. Doch die Geschosse schlugen nicht in das Linienschiff ein, sondern rasten in die Takelage, trafen Masten, Rahen, zerfetzten Segel, zerrissen Taue – und trafen den Drachen.
    »Sie versuchen uns zu helfen«, murmelte die junge Offizierin, als das Geschöpf schmerzerfüllt aufschrie. Ein Flügel war durchschlagen worden, und die Kreatur löste sich von dem Mast, wollte davonfliegen, doch jetzt hielten die Taue das Geschöpf gefangen. Noch einmal erbebte das Linienschiff, legte sich auf die Seite, dann versagten die Flügel ihr den Dienst, und die Kreatur stürzte brüllend herab, schlug auf dem Deck auf, zerschmetterte Planken unter ihrem Gewicht, brach durch sie hindurch und riss Roxane mit sich.
    Schmerzhaft prallte die junge Offizierin auf die linke Schulter, und Wellen glühendroter Pein rasten durch ihren Körper, als sie sich überschlug. Dinge rasten durch ihr Blickfeld, Gegenstände, Menschen, zu schnell, um etwas zu erkennen. Noch einmal prallte sie auf, überschlug sich, kam dann keuchend und stöhnend zum Liegen. Tränen stiegen ihr in die Augen und nahmen ihr die Sicht. Staub war um sie herum aufgewallt, Menschen stöhnten und schrien.
    Benommen blickte sich die junge Offizierin um. Die Kreatur musste zwei Kanonendecks durchschlagen haben – um sich herum sah Roxane die schwersten Geschütze der Amerswatt , teilweise umgestürzt und aus ihren Lafetten geschlagen. Dazwischen lagen Leiber, verdrehte Körper, einige sich bewegend, andere still.
    Ihr Blick wurde von einem riesigen Schatten angezogen, dem Umriss eines monströsen, dunklen Wesens. Eine Bewegung, ein Zucken des langen Schwanzes, dann bebte das Schiff, als der Drache sich wand und brüllte.

    »Raus hier!«, schrie Roxane, doch sie wusste selbst nicht, wie und wohin. Niemand hatte sie auf so etwas vorbereitet, es gab keine Taktik, keine vorgeschriebene Strategie, nichts, was sie hätte nutzen können.
    Hastig sah sie sich nach einer
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