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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln
Autoren: Christoph Hardebusch
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errötete leicht. »Ich habe dem Admiral gesagt, dass ich dich und Bihrâd gern mit an Bord nehmen würde, und er fand es durchaus angemessen, euch in den Dienst zu pressen.«
    Jaquento lachte so lange, bis er den Schmerz in der Brust nicht mehr ertrug.
    Die junge Offizierin sah ihn besorgt an. »Sei ein bisschen vorsichtig, ja? Du hattest eine Handspanne Stahl in der Brust und wärst beinahe verblutet. Dass du noch lebst, verdankst du hauptsächlich Bihrâd und Groferton, und ein wenig unserem Schiffsarzt, obwohl der Mann mehr ein Handwerker als ein Heiler ist.«
    Jaquento sammelte seine Gedanken. Dann fragte er: »Zum Dienst gepresst? Ich bin jetzt also offiziell ein Leichtmatrose Ihrer Majestät?«

    Roxane nickte, mittlerweile tiefrot.
    »Und was mache ich dann in deiner Kajüte? Ich vermute zumindest, dass dies die Kapitänskajüte ist, oder nicht?«
    »Ach, ich habe so lange Zeit in einer Hängematte geschlafen, dass ich mir dachte, dass es auf ein paar Wochen mehr oder weniger nicht ankommt. Du brauchtest die Koje nötiger als ich. In den Mannschaftsquartieren ist es verflucht eng, und es gibt keine extra Hängematten für die Kranken.«
    »Danke«, sagte er trocken. Schon den Kopf anzuheben verursachte ihm Schwindel, und er schloss für einen Moment die Augen.
    »Wohin segeln wir?«
    »Wir verfolgen die Todsünde , Jaq. Sie ist uns vor Boroges entkommen, während wir eine Schlacht geschlagen haben, und meine Vorgesetzten haben eingesehen, dass wir die Ladung nicht ohne Weiteres einer fremden Macht überlassen dürfen. Natürlich hatten sie keine Befugnis, die ganze Flotte hinter ihr herzuschicken, schließlich müssen wir vor allem die Blockade aufrechterhalten. Also beschlossen sie, einer toten Kapitänin mit einem nicht registrierten Prisenschiff diese Aufgabe zu übertragen. Und vielleicht entgeht ein so kleines Schiff auch eher der Aufmerksamkeit der Drachen.«
    »Drachen?«
    Sie berichtete ihm von ihrer Schlacht, dem unglaublichen Kampf, der stattgefunden hatte. Er verstand ihre Worte, aber es war schwer, den Sinn dahinter zu verstehen. Drachen? Was wusste er über Drachen? Siorys, der Drachentöter, hatte einen von ihnen erschlagen und die Inseln der Thayns so von ihm befreit …
    »Sinosh hat gesagt, die Drachen hätten keinen Streit mit uns«, sagte er schleppend, als er sich wieder erinnerte. Er war müde, und all das war sehr anstrengend.

    Roxane beugte sich über ihn und küsste ihn auf die Stirn.
    »Das hat Sinosh gesagt, ja? Schlaf, Jaq. Und wenn du aufwachst, werden wir gemeinsam die Todsünde jagen. Und diesmal werden wir sie aufbringen und ihre Ladung vernichten.«

EPILOG

    Es herrschte eine ungewöhnliche Ruhe in den Kammern und Hallen seines Sanktums. Er selbst hatte jedes Geräusch verbannt, das ihn hätte ablenken können. Sein anfänglicher Zorn war einer milden Neugier gewichen. Zunächst hatte er geglaubt, dass man seine Pläne durchkreuzt hatte, aber nun war ihm bewusst, dass sie lediglich verzögert wurden. Nicht alles war verloren, nur seine Dienerin hatte bei ihrer Aufgabe versagt und war nun tot oder vermisst – lediglich ihr Scheitern kümmerte ihn, nicht ihr Verbleib.
    Schwer wog allerdings, dass es im Netzwerk seiner Macht keinen gab, der sie einfach ersetzen konnte. Die Ausübung seines Willens außerhalb dieser uralten Mauern war gefährdet. Sich auf eine Einzige derart zu verlassen war ein Fehler gewesen, wie er nun einräumte. Ihre bisherige Effizienz hatte ihn in Sicherheit gewiegt, bis seine übrigen Agenten weiter und weiter in den Schatten zurückgetreten waren, während sie allein sein wichtigster Punkt in der Welt geworden war. Nicht sein Auge und seine Hand, wie er stets gedacht hatte, sondern seine Krücke.
    Doch es war sinnlos, sich deswegen zu schelten. Der Fehler war begangen worden, er hatte ihn erkannt, daraus gelernt und würde ihn nicht wiederholen. Es war ihm nicht gegeben, über derlei Kleinigkeiten zu grübeln oder sich andere,
günstigere Ereignisse herbeizuträumen. Sein langes Leben hatte ihn gelehrt, die Stolpersteine der Existenz stoisch zu nehmen, Strategien zu entwickeln, Pläne zu schmieden und Fehler einzugestehen, um nicht dazu verdammt zu sein, sie immer zu wiederholen.
    Er seufzte. Es würde einige Zeit dauern, einen angemessenen Ersatz für seine Dienerin zu finden, heranzuziehen und auszubilden. Für gewöhnlich war Zeit kein Problem, das ihm Sorgen bereitete, doch ausgerechnet jetzt war Eile geboten.
    Seine Schritte führten ihn durch sein
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